Wie schon im Blog FESTGEHALTEN launig erwähnt, habe ich einen starken Hang zum Sammeln und einen noch
stärkeren in Richtung Nurjanixwegwerfen.
Neben diversen negativen
Begleiterscheinungen gibt es aber auch durchaus Positives, das damit verknüpft
ist. Selbiges ist zum Beispiel an meiner Einrichtung abzulesen.
Das Gerippe der Ledercouch habe
ich vollkommen verdreckt in einem Hasenstall in Oberösterreich aufgestöbert, es
aufpolstern und mit einer Kuhhaut überziehen lassen und nun altert das Teil seit
mehr als 30 Jahren in Würde und Schönheit vor sich hin.
Innergebirg sind mir zwei
Jogltische zugeflogen, die ich vom klebrigen Schmutz der Jahrzehnte, die sie in
einer Garage bzw auf einem Dachboden verbracht haben, befreite.
Damals noch
keck, verbrachte ich Wochen damit, die beiden Stämmigen großzügig giftig abzulaugen
und mich Quadratzentimeter für Quadratzentimeter an der Tische Kern
heranzuschleiferln. Sie gediehen zum Familienmittelpunkt und waren schließlich eines
der großzügigsten Geschenke, die ich mir je vom Herzen gerissen habe.
Es gäbe noch viel aufzuzählen,
ich will mich aber auf das aktuelle Restaurierungs-Unternehmen beschränken.
Gestern stach mir unter einem
Busch in einem Stadtgarten ein Blumentischerl ins Auge. Sichtlich vom
Frischluftaufenthalt gezeichnet, verströmte es dennoch (oder gerade deswegen?) Charme.
Also ging ich den
Eigentumsverhältnissen und der Zweckwidmung nach. Wie vermutet harrte das liebe
Kleine des Sperrmülls und mein Abschleppmanöver war der herzlich bedankten Besitzerin nicht
unrecht.
Zu Hause mit dem Kleinchen angekommen, nutzte ich
den letzten warmen und trockenen Nachmittag dieses Altweibersommers im Garten,
um per Gummispachtel die losen Lackteile ab- und per Metallspachtel die bei der
letzten Renovierung eingepappte furnierte Platte herauszubröseln.
Meine ursprüngliche, arbeitsparende Idee, den restlichen Lack anzuschleifen und so die Geschichte
des Blumentischerls sichtbar zu machen und zu konservieren, stellte sich als
undurchführbar heraus. Der weiße Lack wurde aufgepritzt und geht entweder ganz
oder gar nicht ab. Außerdem hat er schon viel der ursprünglichen Oberfläche bei
seiner regenunterstützten, flächigen Verabschiedung mitgenommen.
Also zückte ich den
Heißluftbläser, Spachteln, Schleifpapier feiner Körnungen sowie zarte, weiche Drahtbürsten
und begann an einem der Beine mit der Lackentfernungssaktion.
Dabei spürte ich wieder, warum
ich mich so gerne eingehend mit alten, charaktervollen Möbeln beschäftige: mit
jedem Darüberstreichen lasse ich mich auf die Ideen des Entwerfers ein, mit
jedem Schabeln kommt mir der Tischler näher, der die zarte Nut gefräst hat, in
der der aufgespritzte Lack so verteufelt gut haftet.
Mit den Händen begreife ich den
Entwurf, mit meinem Gefühl verstehe ich das Möbelstück.
Es wird noch lange dauern, bis
dieses Tischerl sein nächstes Aussehen bekommen hat. Leider höre ich mich jetzt
schon darüber fluchen, dass ich es je unter dem Busch herausgezerrt habe. Aber
ich werde jubeln, wenn ich endlich mit der Restaurierung fertig bin und wieder
ein Möbelstück in meiner Wohnung steht, das mir mühsam und teils qualvoll, aber gerade deshalb so inniglich ans Herz gewachsen ist.
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