Morgen also ist Weihnachten. Geschäftiges Treiben rundherum, die Frage nach dem Weihnachtsstress hängt in der Luft und wird mir oft gestellt. Eigenartig. Inkompatibel.
Im Grunde bin ich kindlich (wenn man es nett ausdrücken will) und kindisch (wenn man das richtige Wort endlich findet). Ich mag die Feste, ich mag Trubel, ich mag das Eintauchen in biedermeierliche Gemütlichkeit. Weihnachten erlaubt das per se, finde ich.
Weihnachten ist meine Regredierzeit. Ich kehre schamlos in meine Kindergefühle zurück, in meine Allmachtsphantasien und meine Ohnmacht, in das Gefühl der allesumhüllenden und umhüllten Liebe.
Weihnachten sind alle toten Lieben so präsent, dass ich nach ihnen greifen will. Und es gibt Augenblicke, in denen ich darüber glücklich sein kann, ohne Trauer.
Weihnachten war aber für mich auch das Fest der Ausgelassenheit, des vollen und offenen Hauses. Erinnerungen an zahllose Weihnachten, in denen wir uns von der Stille des Heiligen Abends in den Christtag getanzt, gesungen und gelacht haben.
Weihnachten ist für mich die Realisierung meines Familienbegriffs. Meine Kinder, meine und ihre Lieben und Liebsten.
Für diese Open Houses habe ich vorbereitet, habe angeschleppt und gekocht, gebacken und eingefroren. Stress? Nein, Laufen auf vollen Touren; mit Lust und Bedacht. Ohne diese Geschäftigkeit und den Zeitdruck wäre kein Weihnachtsgefühl aufgekommen und es war wahrlich nicht zu bejammern. Ein gemütliches Glas Sekt im Café am Morgen des 24. Dezembers mit Blick auf schwitzende und hastende Einkäufer war ein Must.
Dieses Jahr nun ein besinnlicher Abend. Kann das für mich Weihnachten sein? Kann dieses allumfassende Glücksgefühl, von dem das Hirn und das Wissen eingelullt wird und die Illusion von Weltfrieden mich ergreift, so überhaupt entstehen? Kann ich eintauchen in meine Kindheit ohne unerträglichen Schmerz über all die Verluste?
Kann ich jene, die ich herbeisehne, innig spüren?
Ich werde es sehen. Werde ins Allegro des 4. Brandenburgischen Konzerts eintauchen, wie jedes Jahr. Und dann wird sich ja herausstellen, ob ich darin untergehe.
Werde die Himmelsküche mit den Erzgebirg-Engerl aufbauen, die ich von der kinderlieben Schwester meiner Großmutter geerbt habe. Vielleicht bringen die meinen Blick in die gewünschte Richtung.
Habe den altersschwachen und teils einarmigen und -flügeligen Engelsbanditen im Jänner liebevoll Flügel und Arme, Löffel und Armverbände verpasst und garniere diesen fast unerträglich schmalzigen Gedankenreigen damit. Wenn schon denn schon.
Es ist ja Weihnachten.
Schön, die vielen Wendt&Kühn-Engeln fern ihres Geburtsortes zu sehen.
AntwortenLöschenWarum nur verspüre ich den Wunsch, nach der Lektüre deiner Gedanken jetzt ein Glas Sekt mit dir zu trinken? Ich kenne dich doch gar nicht. Würde ich aber gern - dich persönlich kennen und ein Glas Sekt mit dir trinken.
AntwortenLöschenDie Engerl sind vom Erzgebirge nach Regensburg und weiter nach Salzburg gezogen - aber das ist ja nicht sooo weit. Auf alle Fälle werden sie geliebt, gehätschelt und gepflegt. Schöne Weihnachten!
AntwortenLöschenHab lang überlegt, ob ich die Gedanken überhaupt öffentlich machen soll/will/kann. Nach diesem Kommentar bin ich froh drüber. Danke und ein virtuelles Prost mit Einladung auf ein reales Glas - somewhere along the way.
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