Freitag, 18. November 2011

DRUCKREIF

Die Vorbereitungen für den Kunsthandwerksmarkt am Wochenende toben, die Schachteln und Kisten werden gefüllt, der Schmuck sachte eingepackt.
Es macht sich auch eine gewisse Spannung breit. Die betrifft weniger den Druck, dass ich nichts vergessen darf - Freilassing ist nah, ich baue heute auf und morgen kann ich Fehlendes von zu Hause mitbringen.

Diese Spannung nährt sich aus zwei Quellen:

Einerseits drängt sich die Frage auf, ob sich der (doch relativ große) Aufwand lohnen wird. Nicht nur vom Verkauf her, sondern auch von den Rückmeldungen. Wenn ich in meiner Werkstatt vor mich hinarbeite, so geht es darum, was mir gefällt. Bei einem Markt konfrontiere ich mich direkt mit dem Geschmack des Publikums, wesentlich mehr als im Blog oder auf der Site. Denn da kommen selten Rückmeldungen, schon gar nicht negative.

Die andere Spannungsquelle hat schlicht und einfach mit mir zu tun. Ich bereite rechtzeitig vor, habe Checklisten und anderes Hilfreiches zusammengestellt. Meine Kalkulationen werden sofort nach Fertigstellung des jeweiligen Werkstücks gemacht und akribisch, mit ausgewiesener Umsatzsteuer in einer Excel-Datei eingetragen. Jedes winzige Quetschperlchen wird erfasst, die gesamten Herstellungskosten, die Arbeitszeit. Letztere kann bei Kunsthandwerk nur in sehr geringem Ausmaß in die Kalkulation einfließen. Würde ich die Zeit, die ich für die Organisation des Materials und jene, in der ich mit einem Entwurf "schwanger gehe" miteinrechnen, so wäre der Schmuck nicht bezahlbar. Von den Investionen in Infrastruktur, Werkzeug und Dekoration rede ich gar nicht, das muss nebenher gehen und über andere Aktivitäten hereingewirtschaftet werden. Aber das ist das Schicksal aller Kunsthandwerkerinnen - außer sie arbeiten still und heimlich und kassieren schwarz. Das ist aber bei meinem Gewerbebetrieb nicht der Fall.

Eigentlich könnte ich also guten Mutes und entspannt die Sache angehen. Könnte ich. Wenn ich das könnte.

Jedesmal, ich betone: jedesmal vor einem Markt fallen mir in letzter Minute noch wunderbare Ideen zu, die zeit- und arbeitsaufwändig sind. Kaum steigt der Druck, explodiert die Kreativität. Und das kenne ich, sogar gut. Sowohl von der Ausbildung als auch von meiner Arbeit als Referentin, sowohl von Forschungsprojekten als auch von Vorträgen. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.

Es ist zum Heulen! Wenn ich doch eh weiß, dass das meine mühsam und von klein auf erworbene Konditionierung ist, warum kann ich sie nicht ablegen? Nicht zumindest mildern? Ich habe Jahre lang daran gearbeitet - wo ist der Erfolg? Warum brauche ich immer Druck, um zu besseren Leistungen zu kommen? Warum bin ich in so einer Spannungssituation einfallsreicher, wenn ich nur drei Stunden schlafe, als wenn ich ausgeruht an die Sache herangehe? Aufreibend!

Naja. Realistisch betrachtet werde ich mich wohl damit abfinden und arrangieren müssen. Wenn ich es recht bedenke, dann hat die Kreativitätsexplosion in letzter Minute auch Vorteile. Better late than never, hihi.

2 Kommentare:

  1. Hallo .....halte Dir die Daumen das alles gut geht ...lg Monika

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  2. Danke, liebe Monika. Wie Du am neuen Post siehst, haben die Wünsche geholfen. Für den Aufbau zumindest.

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