Mittwoch, 5. Dezember 2018

HIMMLISCHE KEKS

Und wieder ist der Advent über uns hereingebrochen und wieder ist die Frau am Backwerk. Anfangs, zugegeben, widerwillig. Aber mit fortschreitendem Erfolg bessert sich die Motivation.


Zuvor aber, in den ersten Novemberwochen war sakrale Kunst angesagt. Gotisches und vor allem Barockes überschwemmt ja geradezu Stadt und Land. Engel und Heilige aus den verschiedenen Epochen schwirren zu Hauf in den Kirchen herum, so wie der oben gezeigte Erzengel Gabriel in der Kirche von Michaelbeuern, den Meinrad Guggenbichler geschaffen hat. Dieses und das folgende Bild vom Hochaltar der Stiftskirche Mattsee lenken vielleicht ein bissl von der Banalität dieses Keksposts ab.

Kekspost? Ja: Keks, nicht Kekse. Denn ich spreche Österreichisches Hochdeutsch und da verliert das Keks das e am Schluss. Wir sind mit dem e offenbar generell sparsamer. Wir essen auch keinen Schweinebraten, wie man das in Deutschland macht, sondern Schweinsbraten. 


Das Österreichische ist keinesfalls (wie die meisten Deutschen glauben, ähem) ein Dialekt. Sie glauben es nicht? Dann zitiere ich aus Wikipedia:

"Österreichisches Deutsch, gleichbedeutend mit österreichischem Hochdeutsch und österreichischem Standarddeutsch, bezeichnet die in Österreich gebräuchliche Varietät der neuhochdeutschen Standardsprache."

Wollt ich nur gesagt haben. Denn der Verlust der eigenen Sprache, was hin und hin les- und hörbar ist, tut überhaupt nicht gut. 

Und damit Sie mich und vor allem die Rezepte auch verstehen, wenn Ihnen nur bundesdeutsches Standarddeutsch geläufig ist, schauen Sie doch einmal hier nach. Ist hoffentlich hilfreich.


Aber jetzt endlich zu den Keks. Dieses Jahr habe ich relativ früh mit dem Backen angefangen. Der Quittenkas war ja schon länger fertig, gleich nach der Ernte und inzwischen ist ein Teil auch geschnitten und in Zucker gewuzelt, wie oben ersichtlich.

Wie bereits im ersten Satz angedeutet, habe ich mich eher lustlos an die Adventbäckerei herangemacht. Weil es immer die gleichen Keks sind, die von FreundInnen und auch der Tradition gefordert werden. Deshalb kamen als erstes meine diesmal eckigen Spekulatiustaler dran, die mag ich besonders gern und, nicht unwichtig: Ihre Zubereitung dauert nicht lange.


Dann machte ich mich an meine Eigenentwicklung "Je runder desto gut". Aber, oh Schreck, der aus langen Versuchsreihen als Sieger für die ideale Füllung hervorgegangenen Fudge ist nicht mehr zu bekommen. Daher habe ich jene von Werther genommen. Mit endenwollendem Erfolg. Sie sind so zusammengeschmolzen, dass sie kaum mehr auszumachen sind.


Wie also kann man gebackene Keks nachträglich karamellig machen? Ich habe sämtliche Kochbücher gewälzt nach einer aushärtenden, aber nicht harten Glasur, aber ich wurde dort genausowenig fündig wie im Internet. Anscheinend gibt es fertige Karamellglasuren, die meinem Zweck gerecht würden, aber deren konnte ich nicht habhaft werden. Woraufhin ich auf gut Glück herumprobiert habe. Hier meiner Weisheit letzter Schluss:

Karamellglasur für kleine Verzierungen auf Kekserl
(für ca. 30 Stück)

2 EL Rahm (dtdt: Sahne)
5 Werther's Sahnetoffees (ich kann nix für den Apostroph!)
1 messerrückendickes Stück Butter

Rahm aufkochen, bei niedriger Temperatur die Toffees darin auflösen, am Schluss die Butter unterrühren. Wenn die Masse homogen ist, 
bei niedriger bis mittlerer Temperatur umrühren, bis sich alles verbunden hat, über die eng zusammengeschobenen Keks wacheln (dtdt: fächeln). Etwas mehr Sorgfalt als ich habe walten lassen, würden sie nicht übel nehmen...
Solange die Masse noch weich ist, eventuell vorhandene Verbindungen mit einem scharfen Messer trennen.


Da ich möglichst den ditaktischen Wechsel zwischen aufwändig herzustellenden und rasch zu fertigenden Keks einhalte, kamen als nächstes die Karamellschnitten dran und am Abend habe ich den Lebkuchenteig vorbereitet. Auch den lasse ich, so wie alle Mürbteige, über Nacht rasten.


Diesmal habe ich mit der Temperatur gespielt. Wenn die Lebkuchen nicht so lange gebacken werden, sind sie zwar in meinen Augen nicht besonders schön, weil entsetzlich blass, aber sie werden nicht hart. Diese sind also zum ersten Verzehr ausersehen, den Rest werde ich demnächst einige Zeit der feuchten Nachtluft aussetzen. Wobei ich vorher die glasierten Lebkuchen entferne.


Dann habe ich mich auf die Succès gestürzt. Statt der vorgesehenen Aranzini/Zitronat/Kirscherl- Einlage habe ich diesmal getrocknete Mango, Ananas und Kirscherl genommen. Kommt gut! Hab wieder die ganze Menge gemacht, wieder geflucht (Alle Jahre wieder...), wie lange das Patzerl-aufs-Blech-Setzen dauert. Ich bin drei Stunden am Herd gestanden. Das Resultat ist zwar optisch nicht grandios, aber schmecken tun sie wunderbar. Sind eben ein succès.



Heute habe ich die am Vorabend vorbereitete Ganache für die Zimttrüffel in Angriff genommen. Ist überraschend schnell gegangen, auch das Temperieren der Kuvertüre. Leider hatte ich keine Zartbitterkuvertüre im Haus, die wäre fast besser gewesen zu der süßen, wirklich himmlischen Füllung. Was sich aber gut bewährt hat: Ich füge dem Kakao noch einen kräftigen Kaffeelöffel Zimt bei.

Ich habe um 5 Deka (dtdt: 50 Gramm) mehr Schokolade temperiert, weil ich meinen gestrigen Versuchskonfekt ein bissl davon gönnen wollte.



Mit ihrer "Entwicklung" habe ich mich aus dem Adventsbäckereieinheitstrott befreit. Nur eine kleine Menge als Versuch genommen und nachdem das Konfekt nicht nur mir, sondern eine kritischen Freundin geschmeckt hat, werde ich die Massenproduktion aufnehmen. Sind watscheneinfach herzustellen, wie Sie gleich sehen werden.

Quitten-Ingwerkugerl
ergibt ca. 10 Stück
10 dkg Quittenkas
3-5 g (!) frisch geriebener Ingwer
1 dkg Pistazien, gehackt und angeröstet

Zum Wuzeln
grober Demerara Rohrohzucker
reichlich getrocknete, pulverisierte Orangenzeste
Kurkuma (Pulver)
Verzierung
temperierte Kuvertüre

Quitten, Ingwer und Pistazien gut vermischen, Kugerl formen (1 - 1,5 cm Durchmesser) und diese im Zuckergemisch wuzeln. Das Kurkumapulver sinkt zu Boden, daher die Kugerl zuerst am Boden wuzeln.

Mit drübergewachelter temperierter Kuvertüre und einem Stückerl kandiertem Ingwer garnieren (was ich bei diesen ersten Probekugerl nicht gemacht habe).


Da mir noch etwas Kuvertüre übrig geblieben ist, habe ich die oberste Lage Karamellkeks auch noch mit einem Hauch davon versehen und einige Gitter für die kommenden Feiertagsdesserts gespritzt und auch die oberste Schicht der Karamellschnitten hat einen Hauch Schokolade abbekommen.



Jetzt harrt der Vanillekipferlteig meiner. Ob und wenn ja, dann was ich noch an Keks und Konfekt produzieren werde, hängt vom Lust- und Zeitbudget ab. Ich werde sie es wissen lassen.



Nun bleibt nur noch ein Wunsch offen, dass Sie den Advent auch zumindest weitgehend gemütlich durchleben können, so wie ich. Mit K&K, sprich Keks und Kerzenschein. Letzterer kommt bei mir u.a. vom Adventkranz. 



Meinem Recycelteil, das ich vor einigen Jahren aus dem massenhaften Schnittmaterial der Vogelkirche gewunden habe. Diesmal habe ich ihn mit den nicht mehr benötigten Ausstechformen behübscht und die Blockkerzen auf (Paradeisdosen, auf dtdt. Tomatendosen) gestellt. Wirkt nicht wirklich himmlisch, dafür sind es die Keks. Und die Engel am Beginn dieses Posts.

2 Kommentare:

  1. Meine Güte sieht das super aus ! Ich wünsche mir, dass ich es einmal schaffe alle Rezepte nachzubauen, aber realistisch ist vielleicht eins dieses Jahr :) vielen Dank für die Mühe alles aufzuschreiben und so schöne Fotos zu machen und mit uns zu teilen!!

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    1. Es tut mir furchtbar leid, auch diesen Kommentar habe ich nicht gemeldet bekommen, erst jetzt gesehen und daher erst heute drauf geantwortet.
      Dabei freu ich mich sehr, wenn jemand was schreibt und noch dazu, wenn es so nett ist! Danke "lexxox"!

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