Frau ist am Meditationswerk. Bilder, über die sie sinnieren kann, drängen sich ihr derzeit geradezu auf.
Diesmal sind es die in schwindelnde Höhen verlagerten Mühen der Ebene, die ihr zu denken geben.
Wie oft passiert es, dass etwas unendlich mühsam erscheint. Lästig, aufwändig. Und plötzlich, bei einer ganz banalen Hunderunde mit Kamera, erscheint das Bild einer Frau, die im wahrsten und doppelten Sinn der Bedeutung aufwändig unterwegs ist. Sie klettert auf der Wand herum. Einfach so, freiwillig und offensichtlich zu ihrem Vergnügen.
Manchmal den Blick nach oben gewandt, manchmal etwas verzweifelt nach Halt suchend, immer aber - ich sehe und staune - aus Jux und Tollerei.
Und nun fängt mein Hirn zu rattern an: ist es nicht oft der eigene Widerstand, der Tätigkeiten so unangenehm und aufschiebwürdig macht?
Würde man sie nicht wesentlich schneller hinter sich bringen, würde man sich kurz Zeit für einen kräftigen Schuss Selbstmotivation nehmen? Naja, Schuss ist möglicherweise ein zu aggressives Wort, der österreichische Ausdruck "Stesser" (in korrektem Deutsch "Stoß") wäre passender. Sich selbst einen Stesser geben, den wesentlichen Anstoß verpassen und den lustvollen Aspekt einer Aufgabe vor Augen führen. Und sei es auch nur die Tatsache, dass sie dann erledigt ist.
Und so überlege ich weiter, lasse die (endlich) gestern erledigten lästigen Aufgaben stolz vor meinem geistigen Auge vorbeiziehen und sehe mit Erstaunen, dass ich mich - oh Wunder - plötzlich bequemt hatte, die dafür vorhandene Brücke inklusive Orientierungshilfe zur Kenntnis zu nehmen. War alles schnell gemacht, die schon längst erledigten Vorarbeiten hatten mir den Weg geebnet. Nur das Hinausschieben türmte riesige, in Wahrheit nicht vorhandene Berge vor mir auf. Prokrastinieren in höchster Perfektion. Das kann ich leider, obwohl ich es nicht will.
Und so beschließe ich wieder einmal, aber diesmal hoffentlich ernst- und dauerhaft, meine Ziele nicht aus den Augen zu verlieren, sondern sie gleich anzusteuern. Seien sie selbst gesteckt oder fremdbestimmt. Ziele sind Ziele und sollen erreicht werden. Den Lustfaktor auf dem Weg dorthin kann und muss ich selbst beifügen, bei manchen mehr, bei manchen weniger.
Wichtig, dass ich die "guiding lines" alle sehe. Jene, die den Weg kreuzen und von ihm wegführen sollte ich nicht so ganz ernst nehmen. Ich sollte mich mehr jenen widmen, die auf der Diretissima zum Erreichen des Zieles führen - oder zumindest die Umwege genießen. Dranbleiben heißt die Devise.
So bin ich also mit meinen Gedanken bei Alfred Adler und den Leitlinien gelandet. Nicht zufällig, nehme ich an. Es gibt genügend Stoff, hier weiterzuforschen. Und wenn dieser oder ich erschöpft ist bzw bin, dann wird mich der nächste kamerabegleitete Hundespaziergang sicher zu den nächsten Erkenntnissen führen. Jetzt setze ich aber vorerst die gewonnenen Einsichten um. Es gibt genug zu tun. Prokrastinieren war gestern.
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