Sonntag, 29. November 2020

ADVENTRITUALE 2.0

Frau ist am Nachholwerk, am Blognachholwerk. Denn es liegen einige angefangene Einträge auf Halde und der Blogfleiß hielt sich in den letzten Monaten in Grenzen. Nach einigen Rügen soll der Schlendrian ein Ende haben. Und überhaupt wird vieles anders werden.

Immerhin ist der heutige erste Adventsonntag ein würdiger Beginn für Besserungsvorhaben. Gestern habe ich es gerade noch geschafft, einen Adventkranz für einen Lieblingsmenschen zu machen. 

Da downgelockt und mit wenig Lust nach Außenkontakten gesegnet, hat sich die Materialsuche auf den eigenen Garten beschränkt. Daher besteht der Kranz ausschließlich aus Gartenschnitt, primär Eibe und Efeu, und ist auf einem Ring aus Rosenranken gebunden. Ein bissl giftig, aber man isst Adventkränze ja doch eher selten. Soweit sollte man mit den Ritualänderungen denn doch nicht gehen.

Ich mag ja die kleinen Hagebutten der Ramblerrose "Bobby James", die im Juni so überschäumend weiß blüht, besonders gern...

...wie hübsch jedoch die Samenstände dieser Variante der Verbena bonariensis auch jetzt noch ausschauen, ist mir bisher entgangen.

Überraschender Weise werden meine Kränze früher oder später immer mehr oder weniger rund. Erste Vorboten des Weihnachtswunders?

à propos Weihnachten. Weihnachtskeks habe ich in Hinblick auf dieses nicht wirklich planbare Fest noch nicht gebacken. Aber die Spekulatiustaler, die sich inzwischen zu meinen Traditionsadventbeginnskeks hochgearbeitet haben, sind schon in der Keksdose. Oder besser gesagt: noch. Sie gehören zu den gefährdeten Arten, die Armen. Vor allem, seit dem ich sie mit Mascobado Zucker backe. Hab doch gesagt, dass sich vieles ändert, oder?

Nicht geändert hat sich die Menge an Quittenkas / Quittenbrot / Quittenkonfekt / Dulce de membrillo. Aber die Qualität weist gewisse Änderungen auf.

Wie üblich habe ich dem Versuchsstatus meiner Küche alle Ehre gemacht, indem das Quittenkonfekt erstmals mit der Kenwood eingekocht und dabei mein "Gefühl", was Temperatur und Dauer des Kochens betrift, heillos überschätzt habe. Merke: Man sollte nie ein Experiment (oder generell eine Küchenmaschine mit Heizfunktion) während einer Online Italienischstunde laufen lassen und wenn, dann sollte man eine Temperatur unter 140 Grad wählen. Denn sonst schaut das Resultat so aus:

Inzwischen ist es mir gelungen, diese Masse, die einem Bitumenblock nicht unähnlich ist, in kleine Stücke zu zerlegen. Nachdem sämtliche Messer, der Pizzaschneider und die Schere aufgegeben hatten, kam ich auf die gute Idee, die Geflügelschere zu bemühen. Mit Erfolg. Jetzt habe ich QKG, auch als Quittenkaugummi unbekannt, in größerer Menge. Wird lange halten und wenn er (endlich) aufgegessen ist, wird meine Kaumuskulatur der eines Pferdes ähneln.

Aber zum Glück gibt es ja noch reichlich weiches, aromatisches Quittenkonfekt, das per Pizzaroller locker in kleine Häppchen zu teilen ist. In diesem Fall hat sich der Begünstigtenkreis geändert. In Ermangelung von Besuchen bin ich zu Hauszustellungen übergegangen. Nicht nur meine Lieben, auch meine Nachbarn profitieren davon. Das Nachbarschaftsgefühl hat sich übrigens bei mir - quittenkasunabhängig - sehr geändert in diesem Jahr. Durchaus positiv geändert.

Aber wieder zurück zum adventlich optisch Besinnlichen und somit zu meinem eigenen Adventkranz, den ich nach längerem inneren Widerstand heute am frühen Abend doch noch rasch gebunden habe. Klein, fein und mein. Kommt meiner Vorliebe für Schlichtheit entgegen (und meiner Faulheit) und ist ein Paradebeispiel von #nowaste. Denn ich habe den restlichen Schnitt vom gestrigen Kranz verwendet, ein abgenudeltes Tablett als Untersatz, das auf einer geerbten, angeschlagenen Säule steht.

Vier Kerzen hätte ich übertrieben gefunden, eine hingegen passt. Bereitet auf das zu erwartende eher schlichte und vor allem ruhige Weihnachtsfest vor, das ich pandemiebedingt voraussichtlich in fröhlicher Einsamkeit feiern werde. 

Wenn ich denke, in welchen Nöten sich viele Mensche befinden und befinden werden, ist das wohl wirklich ein "First World Problem". Außerdem bieten sich dieses Jahr ungeahnte Möglichkeiten, Feste ganz exklusiv für sich selbst neu zu gestalten. Weihnachten 2.0 steht vor der Tür.

Den in diesem Sinne perfekten Weihnachtsbaum habe ich schon. Er hat sich keck auf dem Vordach angesiedelt und es war Liebe auf den ersten (nach zu Jätendem Ausschau haltenden) Blick, der auch signalisierte, dass Schmuck her muss. Schmuck, der sich ebenfalls aufdrängte und mich wiederum an einen ganz lieben Besuch im reisefreundlichen Sommer 2019 erinnert. 

Was also soll ich jammern? Ich gehe mit meiner Basilikumfichte bestens vorbereitet in die Adventszeit, die - so wie fast das gesamte Jahr - anders ist und sein wird und die ich ganz bewusst in manchem anders gestalten werde. Jammern ist mir einfach zu fad.

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