Sonntag, 12. Mai 2019

VENEDIG EN PASSANT

Frau war am Reisewerk und hat dabei sowohl am Hin- als auch am Rückweg Venedig am Wasserweg durchquert. Ohne die Biennale zu besuchen, venezianischen Boden nur im Bahnhofsbereich und bis zum Vaporetto der Linie 1 betretend.



Bei allem Verständnis für die Verärgerung der VenezianerInnen über den überbordenden Tourismus und dessen fatale Auswirkungen: Diese Stadt ist so außergewöhnlich reizvoll, sie bezaubert immer wieder und die oben angeführte Linie 1 fährt gemächlich den Canale Grande mit seinen zahllosen Großartigkeiten entlang. Ein Genuss: Sightseeing im öffentlichen Verkehrsmittel. Nicht gut für die Einheimischen, grandios für die Touristinnen.


Zugegeben: auch meine Bilder zeigen nur das Touristische, die ewig gleichen Ansichten (an denen ich mich nie satt sehen werde). Ok, bei mir rinnt das Meer nicht auf eine Seite ab, die Gebäude haben keine Schieflage, die Mauern stürzen nur in Ausnahmefällen und Selfies mache ich auch nicht. Aber darüber hinaus unterscheide ich mich nicht wesentlich von den Millionen von KnipserInnen, die diese Stadt schon niederphotographiert haben. Kann mich halt weder dem Reiz der Stadt, noch jenem des photographischen Festhaltens entziehen.
 




Wenn man am Ende des Vaporettos, eingekeilt zwischen diversen anderen Touris steht, so hat man einen etwas schrägen und zeitweise durch Köpfe und andere Körperteile verstellten Blickwinkel auf die Stadt. Der Rialto zB ist hier nur quasi als Zitat festgehalten. Vergnüglicher Weise werden die Touris - im Gegensatz zu Salzburg, wo sie aus und mit Eigenantrieb ins Bild rennen - hier vorbeigeschippert.





Dann eben doch noch der Rialto, im Rückblick, gerade nicht vom leicht ergrauten, im Fahrtwind wachelnden Tricolore verdeckt. Weiter an der Academia, zahllosen anderen Palazzi (für jenen von Peggy Guggenheim stand ich auf der falschen Seite) bis zu Santa Maria della Salute (da hatte ich mich wieder hinübergemogelt).





Rechtzeitig für den Dogenpalast auf der richtigen Vaporettoseite angekommen, hab ich ihn, den Campanile, San Marco, die Nationalbibliothek und den auf der Säule thronenden Löwen vorbeiziehen lassen und mich gefreut, dass ich ein langes Objektiv dabei hatte, das mir sogar den Uhrturm hergezogen hat.







Nach der Seufzerbrücke entschwindet Santa Maria della Salute mehr und mehr, das Gondelgewirr löst sich langsam auf und es wird grüner in Richtung Giardini.





Raus in die Lagune zu meiner (vorläufigen) Endstation Lido.  Eine gute Stunde Venedig. Beeindruckend und voll des Tourismuswahnsinns, zu dem ich beigetragen habe. Ohne allzu schlechtes Gewissen, war ja eh gleich wieder weg.
 

Dann, zwei Tage später, die Rückreise. Weniger vom Wetterglück bedacht, aber auch nicht mit der acqua alta, die noch zwei Tage vor meiner Reise wütete, konfrontiert. Wieder im wettergeschützten Vaporetto, wieder zumindest teilweise im Freien. Und diesmal wirklich ordentlich eingekeilt, nur einige wenige Bilder sind entstanden. Die aber illustrieren, warum ich beim Warten auf den Zug das Sitzen im Bahnhofsrestaurant einem Spaziergang durch die Stadt vorgezogen habe. 
Den Schirm ins Wasser zu tauchen, sorgt übrigens nicht wirklich für mehr Trockenheit. Das sollte man der Person auf dem letzten Bild sagen.




In der Gondel hätte mich die Wetterunbill sowieso nicht erwischen können, denn ich verstopfe... äh... nutze prinzipiell, immer und überall ausschließlich öffentliche Verkehrsmittel und keine Touristenangebote. Bin wahrscheinlich als Eingeborene der Sound-of-Music-Tours-Stadt etwas voreingenommen.^^


Es war aber absolut nicht "triste à Venise", wie Charles Aznavour sang und die Schönheit war keineswegs nutzlos. Ich habe sie kurz genossen und habe mich zu stilleren Ufern aufgemacht. Immer wieder das Bild vor mir, das ich vor Jahren, als die Fähren nach Griechenland wahnsinniger Weise Teile des Canale Grande entlangfuhren, mit einer winzigen Kamera aufgenommen habe. Taubenlos, aber mit Möwe, die möglicherweise nicht Emma heißt.

Venedig ist einfach prachtvoll, auch wenn man es nur "en passant" genießt.

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