Frau war wieder einmal am Fahrwerk, diesmal ins südöstliche Waldviertel in Niederösterreich, ins Kamptal. Wo man durch ergrünende Mischwälder streift und sich ein kleiner Weingarten an den anderen reiht.
Eine Gegend, die ich ganz besonders liebe. Ihre Sanftheit streichelt meine Seele.
Wahrscheinlich ist sie mir auch in meiner Kindheit ans Herz gewachsen, als mir meine Mutter von ihren Ferien in Niederösterreich erzählt hat. Von den Birken, die ihre Zweige im plätschernden Bach baden, von den Staumauern aus Bachkieseln, die sie errichtet hat, von den Mooshäuserln, die sie an den Stämmen der Bäume gebaut hat.
Gestern hatte ich nicht allzu viel Zeit für derlei Umtriebe, aber ein paar kleine Spaziergänge mit dem brav im Auto mitfahrenden und während meiner Besorgungen wartenden Hund mussten und konnten sein. Mit viel Lust an der Natur rund um mich und mäßiger Geduld meines Hundes fürs Photographieren. Seine Pinkel- und Markierungspausen nutzte ich vor allem für die Begutachtung der Flora am Wegesrand.
Dem Ährigen Ehrenpreis (Veronica spicata) sieht man nicht an, dass es hier offensichtlich schon sehr lange nicht geregnet hat. Gerade am sonnigen steilen Abhang, der noch dazu dem niederösterreichischen Wind ausgesetzt ist, grünt es nur bedingt.
Das stört auch die Ochsenzunge (Anchusa officinalis) nicht und auch die Zypressenwolfsmilch (Euphorbia cyparissias) fühlt sich sichtlich wohl.
Unter bzw an Bäumen bleibt der Hund ja sehr gern und ruhig stehen, was mir die Möglichkeit bietet, die über und über blütenübersäte Kirsche zu bewundern.
Auf den kleinen Nebenstraßen stört kaum je ein Auto, schon eher fetzt ein Traktor mit schwarzer Rauchfahne vorüber.
Die blendend gelben Rapsfelder habe ich während der Fahrt unphotographiert vorüberziehen lassen, hier übernimmt der Löwenzahn die strahlende Farbergänzung.
Eines meiner Ziele ist der Schaugarten (und der Pflanzenmarkt) von Arche Noah, wo ich noch einige ganz besondere Pflanzerl besorgen will. Wieder einmal möchte ich dem Trubel beim großen Jungpflanzen-Raritäten-Markt ab 1. Mai entgehen und wieder einmal habe ich vergessen, dass an den Tagen vorher der Schaugarten nicht geöffnet ist. Zum Photographieren hätte ich aber sowieso keine Zeit, denn der Hund wartet im Auto und die Hände sind voll mit Pflanzen.
So setze ich mich nach getanem Einkauf in den beschaulichen Schlosshof. Sehr Schloss, der Hof, denn auch das Café ist heute geschlossen.
Das Kleinklima, das die im Viereck angeordneten Gebäudeteile schaffen, ist erstaunlich. Trotz der gerade eher niedrigen Temperatur (13 Grad) ist es hier in der Sonne zu heiß. Mir zumindest, wie es der über mir schwebenden Büste geht, ist nicht in Erfahrung zu bringen. Auch der Schatten wärmt bedeutend mehr als außerhalb des geschützten Raums.
Nun noch ein Spaziergang mit dem Hund, der mit Wasser versorgt im gut gelüfteten Auto geduldig gewartet hat. Am Zaun fasziniert ihn das Duftbouquet, mich der Schattenwurf.
An den nächsten trockenen Abrissen blühen zartlila Veilchen und Warzenkraut, eigentlich Schöllkraut (Chelidonium majus).
Weiter gehts dem tiefer werdendenden Graben entlang zur Kellergasse. Eine Eigentümlichkeit, die ich so nur aus Ostösterreich kenne - falls jemand meinen geographischen Horizont erweitern kann, ersuche ich um selbiges. Die Keller sind in den Hang eingegraben. Mit Hund werde ich nur einen kurzen Blick in die Kellergasse werfen, denn wer weiß, wie er sich in der Alkohol geschwängerten Luft aufführt.
Bis zur nächsten Ernte ist ja offensichtlich noch weit hin. Kann mir angesichts der bis zur Unkenntlichkeit zusammengeschnittenen Reben kaum vorstellen, was die bis zum Herbst an Wachstum schaffen müssen.
Meine Bedenken werden vom Hund nicht geteilt, der spielt lieber Rasenmäher. Obwohl an dem von ihm ausgewählten Platz die grüne Üppigkeit zu wünschen übrig lässt.
Etwas später fällt mir anderorts eine Trennwand in die Augen, die mich überlegen lässt, wie viele meiner Bekannten wohl dem Suff erliegen müssten, damit ich so ein Gebilde in meinem Garten zusammenbringe.
Finde ich eine wunderschöne Idee, obwohl sie mich an die allerorts "wuchernden" Gabionen erinnert. Aber rostig und mit Weingebinden von innen und -ranken von außen begrünt hat das schon was.
Zeit, mich vom Waldviertel, das sich hier so weinviertelig gibt, zu verabschieden.
Die für meinen Garten besorgten Pflanzen sind inzwischen gut versorgt. Was ich mitgenommen habe? Einige Töpfe griechisches Strauchbasilikum mit seinem unnachahmlichen Aroma, das auch einige FreundInnen beglücken wird, eine Paradeispaprika-Jungpflanze, den ich so gerne esse, ein paar Samen, die viel zu spät heute ausgesät werden und eine ganz besonderes Gewächs, das ich nicht vorhatte, zu kaufen: Szechuan-Pfeffer. Da überlege ich noch, ob ich der Beschreibung, die ich im Netz gefunden habe, glauben und ihn im Garten direkt in das Beet setzen - oder doch lieber auf Nummer sicher gehen und ihn als Kübelpflanze sommers wie winters verwöhnen soll.
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