Frau ist ganz heftig am Gartenwerk und heute auch am Blogwerk. Die momentane Pause am Computer ist redlich verdient, die Vormittagsarbeit hat immerhin schon um sieben Uhr früh begonnen. Heute war das Hochbeet dran, in dem - oh Wunder - über den Winter "mit ohne Pflege" Salat, Rucola, Petersilie und Spinat gewachsen sind.
Die erste Ernte konnte daher schon Mitte März stattfinden. Da war der Spinat noch in angemessener Größe und der Salat knackig.
Das gestern Geerntete war eher überdimensional. Der noch nicht verzehrte Salat wanderte in den Kompost und der nicht von Schnecken durchlöcherte Teil des Spinats wurde blanchiert und eingefroren. Schlimmstenfalls (wenn die Stängel zu faserig sind, was ich annehme) wird er bis zur Unkenntlichkeit zerkleinert.
Heute also sollte das Hochbeet befüllt werden. Und da ich des Herausschleppens der Paradeiser (in D als Tomaten bekannt) und der Gurken, Zucchini und Chilis jeden Morgen und in den Wintergarten Tragens jeden Abend müde bin, habe ich mich entschlossen, tolldreist zu sein und zumindest Paradeiser, Zucchini und Chilis schon zu setzen und abendlich mit Folie zuzudecken.
Aber lassen Sie mich chronologisch berichten...
Schon gestern lieferte der Bauer einige Säcke Erde, die ich nach dem vollständigen Abräumen des Beetes auf die lockere bisherige Erde leerte. Darauf dann noch ein paar Zentimeter Kompost, deren einen Teil der Mann am Werk im Schweiße seines Angesichts durch das Wurfgitter geschmissen hat und den anderen Teil von der Gratis-Kompost-Aktion der Stadtgemeinde angekarrt hat. Das Gold der Gärtnerin! Es ist eine Wonne, den Kompost anzugreifen und zu riechen. Für das Portionieren habe ich mir übrigens leztes Jahr eine Schaufel für Viehfutter zugelegt. Die ist fast so genial wie die davor liegende Kupferschaufel, die mir ein lieber Freund vor 5 Jahren zum Geburtstag geschenkt hat.
Der Rucola wurde, wie schon im Rotkehlchen-Blog berichtet, für den Mann am Werk stehen gelassen, auf dass er ihm nächstes Wochenende munde. Mit einem eisenen Vierkantrohr, das zufällig die passende Länge hat, habe ich das Beet halbwegs einplaniert und danach den Perlschlauch fixiert.
Der ist insbesondere beim Hochbeet vonnöten, denn das trocknet schnell ab und die für dort vorgesehenen Pflanzen sind durstig.
Was aber kein Problem ist seit ich den Brunnen habe schlagen lassen. Ein ganz unromantischer, zweckorientierter Brunnen, der das Grundwasser, der hierzustadt Trinkwasserqualität hat, meinen Pflanzen angedeihen lässt. In den Zinkwannen und der zinkenen Sitzbadewanne erwärme ich (genauer gesagt: erwärmt die Sonne) Wasser für jene Pflanzen, die ich mit der Gießkanne beglücke. Außerdem baden die Vogerl drin, der Hund trinkt draus und die Blüten von Kirschbaum und Zwetschke schwimmen muter drin rum.
Nächster Schritt: Anprobe. Die Paradeiser, der Zucchino und bis zu einem gewissen Grad auch die Chilis sind am raumgreifendsten, nach ihnen richtet sich der gesamte Bepflanzungsplan. Wahrscheinlich stehen sie zu dicht und der Platz ist wegen der Fichte nicht ganz optimal. Aber sie werden sich schon arrangieren. Was anderes kann ich nicht anbieten und der Wind- und Kälteschutz, den die Fichte nun einmal auch bietet, macht den Nachteil der runterfallenden Nadeln und teilweise Krontraufe wieder wett.
Das Wasser zum Tauchen vor dem Setzen steht bereit. Auch in der Sonne vorgewärmt, damit der Kälteschock nicht das Pflanzenwachstum beeinträchtigt. Und dann gehts los mit dem Setzen.
Die Paradeiser so tief wie möglich, daher werden die unteren Blätter abgeknipst und auf die Seite gelegt. Nach dem Einsetzen gebe ich sie ihnen als Mulch zurück, denn Paradeiser können sich selbst leiden und können nicht nur immer wieder am selben Platz stehen, sondern sie genießen auch den Eigenmulch. Was sie aber nicht mögen ist das Benetzen ihrer Blätter, dehalb der Abstand zur Erde und der Perlschlauch, aus dem das Wasser nur sickert und nicht spritzt. Außer er hat ein Loch, das werde ich demnächst sehen.
Die Löcher in der luftigen und duftenden Erde mit der Hand zu graben und noch mit Kompost auszufüttern ist ein Genuss für mich. Anschließend gieße ich sie mit dem "Tauchwasser" vorsichtig an, damit sie rundherum eingeschlämmt werden und überall Erdkontakt haben.
Drauf noch eine Handvoll Kompost, alles gut festgedrückt und los gehts zur zweiten Runde, die oben schon zu sehen ist. Zwischen den Paradeisern und Chilis Pflücksalat, der ist aufgegessen bevor die Pflanzen groß sind. Im Vordergrund ist noch ein Häupelsalat ("Grazer Krauthäupel", in D nennt man das wohl Kopfsalat, mit Tendenz Richtung Eisbergsalat) zu sehen. Der darf mehr Platz beanspruchen und er bekommt mehr Zeit, um wirklich einen schönen Kopf zu bilden.
Weil es gar so flott von der Hand geht heute, kommen auch die anschließenden Töpfe dran. In eines kommt eine kleine Gurke. Cocktail- oder Minigurke wird diese Züchtung genannt und ich mag sie gern, weil sie schnell reift, klein und knackig bleibt und sich mit ihrer glatten Schale perfekt für Tsatsiki eignet. Die Gurke werde ich aber am Abend wieder in den Wintergarten stellen, für sie habe ich keine "Decke" und vor den Eismännern ist mir das Risiko des Aussetzens zu hoch. Bis Mitte Mai ist es eben eine Wandergurke.
Die letzte Woche gesetzten Erdbeeren sind schön angewachsen und Schnittlauch und Schnittknoblauch treiben auch wunderbar.
Einige Sämlinge, die von selbst aufgegangen sind, habe ich gerettet und pikiert. Möglicher Weise züchte ich da auch Unkraut, wer weiß. Aber ich hoffe, dass das eine die Speisechrysantheme ist und beim anderen nahm ich an, es könnte sich um Ringelblumen und Gurkenkraut handeln. Inzwischen glaube ich eher, dass sich die Gurke, die letztes Jahr im mittleren Topf wuchs, vermehrt hat. Ich werde sehen. Ganz im Vordergrund des Bildes der Topfreihe steht der mit Jute ausgeschlagene Korb für mein Erdäpfel-Experiment. Aber davon demnächst.
Jetzt noch ein Blick in das eher ungünstig gelegene Hochbeet, das ehemals ein Komposthaufen war. Außer einem, den Schnecken zum Opfer gefallenen Salatpflanzerl wächst alles prachtvoll. Der Spinat ist ebenso wie der Rucola aufgegangen im Folientunnel. Das schaut zwar scheußlich aus, aber der Erfolg macht mich sicher. ;-)
Die Reihen der Wanderparadeiser und Wanderchilis haben sich gelichtet. Nun muss ich (außer der Wandergurke) nur mehr einige wenige Exemplare nächtlings in die Wärme des Wintergartens bringen, die ich für meine Lieben aufpäpple, bis sie in ihre Gärten gepflanzt werden können.
Ach, was ist das Frühjahr doch prachtvoll! Illusionen über Selbstversorgung und perfekte Gartenpflege spuken in meinem Kopf rum. Ich weiß zwar, dass die Realität jedes Jahr anders ausschaut, aber ich weiß auch, dass noch immer Wunderbares daraus geworden ist. Auch wenn es von mir ganz anders geplant war. Habe ich schon gesagt, dass ich die Gartenarbeit auch deswegen so mag, weil man demütig wird? Ja, demütig. Das ist gut gegen den gärtnerischen Größenwahn.
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