Mittwoch, 20. März 2013

GARTENFIEBER

Frau am Werk ist von heftigem Fieber befallen. Dem Gartenfieber. Nach der Kargheit des langen Winters geradezu ausgehungert, stürzt sie sich in den Garten und schiebt mit Schwung jeden störenden Gedanken an Wühlmäuse, Schnecken und andere Landplagen weg. Jetzt ist das Gartenleben unbeschwert, jetzt scheint alles machbar.


Jetzt ist auch die Zeit für die Umsetzung von Gestaltungsideen gekommen. Deswegen krame ich in meinen Bildern vom Aufenthalt in Nordfrankreich (Le Perche, ein Regionalpark westlich von Chartres) im Oktober, denn da habe ich eifrig Anregungen gesammelt. Vor allem zum Thema Begrenzung und Stütze.
Vorausschicken möchte ich noch einen Grundgedanken zu meiner Gartenauffassung: Ich verwende sehr vieles, das im Haushalt nicht mehr von Nöten ist, im Garten. Mag sein, weil ich kaum etwas wegwerfen kann, mag sein, weil ich damit meinen persönlichen Widerstand gegen eine Wegwerfgesellschaft zum Audruck bringen will. Viele Dinge des täglichen Lebens verfügen überdies jenseits ihres Gebrauchswerts über durchaus optische Qualitäten. So entwickeln sich bei mir Haus und Garten immer mehr in Richtung "geschlossenes System".


Gerade aber die Massen von Baum- und Strauchschnitt in meinem alten und wilden Garten sind irgendwie zu bändigen und unterzubringen. Teils häcksle ich sie, was aufwändig und anstrengend ist und die Kapazität der Komposthäufen ans Limit bringt. Einen großen Teil schlichte ich unter den Bäumen und Sträuchen als Igelunterschlupf. Das hat den großen Vorteil, dass kaum Arbeit anfällt, die Häufen verrottend langsam zusammensacken und wiederbeschickbar sind, von selbst Humus entsteht und die Igel vor Katzen und meinem Hund sicher sind. Aber da bleibt noch reichlich Material über. Beispiele aus meinem Garten bringe ich demnächst, jetzt fange ich mit den Bildern aus Frankreich an, die sicher nicht in jedem (kleinen) Garten 1:1 umsetzbar sind. Aber sie sollen Ideen geben und Lust auf die eigene Kreativität machen.

Fangen wir also mit Alternativen zu charakterlosen Zäunen an, die ein Gerüst in Gartenbereichen schaffen und als "Raumbildner" einzusetzen sind.






Dass man mit Weide alles mögliche flechten kann, ist bekannt. Dass man aber auch anderes Material mit biegsamen Ästen, Nägeln, Draht, ja teilweise sogar Kabelbindern, zumindest zu temporären Abgrenzungen zusammenfügen kann, sollte man bedenken.




Diese Geflechte sind auch verwendbar, um eine Höhenstaffelung zu erreichen. Das kann nicht nur optisch, sondern auch für die Begrenzung örtlich limitierter Bodenverbesserung für besondere Pflanzen durchaus sinnvoll sein. Hier zwei Beispiele von der Anlage vor der Kathedrale in Chartres, wobei mir auch das Rankgerüst besonders gut gefällt.


Bleiben wir bei den Rankgerüsten. Mein gestriger Besuch in mehreren Gärtnereien und Gartenmärkten hat mich davon überzeugt, dass ich heute meinen Schlosserfreund anrufen muss. Ich mag einfach die verschnörkelten und kunststoffbeschichteten Dinger nicht. Im Jardin François über den ich im Herbst geschwärmt habe, konnte ich einige Alternativen entdecken. Alle aus Armierungseisen, die natürlich rosten dürfen, gefertigt.







Diese umgekehrten Krinolinen, in denen sich Kletter- und Ramblerrosen ebenso wie Kamelien und andere Sträucher ausbreiten können, sind wunderbar dazu geeignet, Akzente zu setzen und die Höhenstaffelung vorzugeben. Die Bilder sind, wie erwähnt, im Oktober gemacht und ich habe Photos ausgesucht, bei denen man das Gerüst besonders gut sieht. Rosen mit langen Trieben werden in Spiralen nach oben geführt, was ihre Blüte anregt. Gerade die alten Rosen bringt dies bestens zur Geltung.


Hier noch einige Beispiele aus den verschiedenen Gärten von Thiron-Gardais, einem ehemaligen Klostergarten, der jetzt zum Themengarten umgemodelt wurde. Die ersten beiden Beispiele (Bleistift- und Mikadostäbchen-Nachbildungen) sind aus dem Küchengarten,  dann konnte ich mir die wunderschöne Mauer nicht verkneifen (aber wer hat sowas schon...) und dann ein schönes Beispiel eines metallenen Rankobelisken aus dem Rosengarten.





Mit Metall geht es jetzt weiter. Denn es hat, ich gebe es ja zu, eine längere Lebensdauer als Holz und ist somit arbeitserleichternd. Deswegen werde ich (wenn mein Schlosser mitspielt) einige meiner wintergeschädigten "hurdles" aus Weide, die ich noch immer kaufe, statt sie selbst herzustellen, gegen Eisenblech umtauschen. Von dieser Lösung war ich im Jardin François besonders angetan.





Per Armiereisen mit dem Untergrund verbunden - eine meines Erachtens geniale Idee. Dort, wo Rasen und Beet zusammenstoßen, werde ich das Eisen etwas in die Erde versenken, damit der Rasen nicht durchwächst.
In diesem Garten gab es dann in manchen Bereichen Auflockerungen der strengen Linienführung.




Wenn der eigene Garten weniger als, na sagen wir einmal 7 ha misst, dann werden wohl viele Ideen nur in Ansätzen zu übernehmen sein. Der Ansatz darf aber nicht "von überall etwas" lauten, sondern lieber "von wenigem viel". Um das zu erreichen, hilft es, Gestaltungselemente zu wiederholen. Auch in dem wunderbaren Jardin François habe ich diese geniale Höhenbegrenzung entdeckt. Zuerst dachte ich, sie sei aus Weide. Irrtum. Sie ist ebenfalls aus Armiereisen gefertigt. Wie immer das bewerkstelligt wurde.




Zum Abschluss noch eine importierte Idee, die gar nicht so schwer selbst nachzumachen wäre. Sichtschutz, der nicht nur als Pseudotür einzusetzen ist und einen wunderbaren Hintergrund abgibt. Man beachte die Befestigung mit Kabelbindern an den omnipräsenten Armiereisen.






Als definitiven Abschluss meiner Gartengestaltungsexkursion habe ich etwas gewählt, das sofort und ohne Vorbereitungsarbeiten umzusetzen ist. Grillspieße hat wohl jedeR zu Hause? Die sind perfekt für die Beschriftung von Pflanzen. Bunte Folien habe ich zum Glück ebenso lagernd wie permanent haftende Stifte. Silber macht sich natürlich besonders gut.


Jetzt macht sich Frau mit Schwung an das Umpflanzwerk. Olive und Oleander werden mit Seifenlauge abgespritzt, eventuell über den Winter eingenistete Schädlinge werden so minimiert bis eliminiert. Dann werden sie frisch getopft und daraufhin ab in die Frühlingskälte. Unter der riesigen Fichte finden sie Schutz vor dem sicher noch öfters auftretenden Frost. Zum Glück habe ich noch Fichtenschnitt aufgehoben, damit werde ich ihre Füße warm halten.

Jaja, gut, wenn man nie etwas entsorgt. So lebt es sich sorgloser!

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