Frau war wortbrüchig. Hatte sie sich - figurbewusst - doch geschworen, dieses Jahr keine Weihnachtsbäckerei zu produzieren. Naja. Die Beichte, besser vielleicht: das Resultat sehen sie im Folgenden.
| Mit Zimtzucker bestreute Snickerdoodles |
Wenn der Advent hereinzubrechen droht und so gar nichts duftend Süßes im Haus ist, geht das halt gar nicht. Aber für Weihnachtskeks ist es für mein Gefühl, wie des öfteren motschgernd dargelegt, einfach zu früh. Also dann eben Snickerdoodles. Die gehören eindeutig nicht zur Kategorie Weihnachtsbäckerei. Die macht bekanntlich dick, Snickerdoodles ganz bestimmt nicht. haha.
Hier also ein sehr einfaches, schnelles Rezept für Snickerdoodles der mürben Art. Zur Erinnerung: dag bedeutet Dekagramm und für Gramm müssen sie nur mit 10 multiplizieren.
Eine Keksdose mit Snickerdoodles
Zutaten für ca 16 große Snickerdoodles
Für den Teig
- 10 dag Butter (Zimmertemperatur)
- 8 dag Kristallzucker
- 4 dag Vollrohrzucker
- 1 mittelgroßes Ei ganz
- 20 dag glattes Mehl W 700 (fein vermahlen, nicht körnig)
- 1 Prise Salz
- 1 Teelöffel Weinstein-Backpulver
- 1 gehäufte Messerspitze Speisenatron
- Mark einer halben Vanilleschote
Zum Wälzen
- 5 dag Kristallzucker
- 1 Esslöffel Zimt (möglichst Ceylonzimt, enthält weniger Cumarin als Cassia)
- 1 Messerspitze Tonkabohne gemahlen
Zubereitung
Die weiche Butter mit dem gesamten Zucker cremig schlagen, dann das Ei dazu und rühren, bis eine cremige, homogene Masse entstanden ist. Die trockenen Zutaten mischen, in die Rührschüssel sieben und alles kurz zu einem glatten Teig verrühren.
Von der Masse Portionen entnehmen und Kugeln ungefähr in Größe eines Golfballs formen. Kann man zB mit dem Eisportionierer machen, ich mach es mit Augenmaß und nehme einfach zwei Löfferl. Habe diesmal 1 Blech in Originalgröße (s.o.) und 1 Blech kleinere gebacken.
Die Kugerl dann gleich in der Zucker-Gewürzmischung rollen, leicht flach drücken und, wenn Sie eine etwas stärkere Zuckerkruste haben wollen, dann noch einmal in der Zucker-Gewürzmischung wenden.
Die Taler mindestens eine Stunde, geht aber auch zB über Nacht kühl stellen. Bei Teigen, die mürb sein sollen, empfiehlt sich das generell. Dabei sollten sie zugedeckt sein.
Das Backrohr auf 170° Grad Ober-/Unterhitze vorheizen.
Die Snickerdoodles mit großem Abstand zueinander auf 2 Bleche legen (ich verwende übrigens Backpapier) und ca. 10-12 Minuten backen. Dann sieht man noch keine Bräune. Die mürben, weichen Snickerdoodles, wie ich sie gerne mag und mache, sind nicht von der knusprig splitternden Sorte.
Sobald die Köstlichkeiten ausgekühlt sind, luftdicht verschließen. Ich hab dann noch den restlichen Wälz-Zucker draufgeleert.
Eine Warnung: Sie bekommen rasch den Schwund...
| Ein Blech mit Spekulatiustalern |
Für das heute Produzierte habe ich eine gute Ausrede: Ich brauchte ein Namenstagsgeschenk. Fein, wenn dieser inzwischen fast nur mehr von mir gefeierte Tag (fast) in den Advent fällt, da sind die Spekulatiustaler, deren Herstellung ich hierorts schon beschrieben habe, ein Muss.
| Eine Rolle Teig, dahinter die Keksmatte, davor Gummischnürl |
Besonders flott geht es mit der von mir geliebten Keksmatte. Abends den Teig herstellen, in die Matte gatschen, diese fest einrollen, Gummischnürl drüber, ins Kalte stellen und am nächsten Tag entkleiden, kleine Scheiben abschneiden, diese auf ein kaltes Blech legen, mit Milch betupfen (hab ich diesmal mit einem in Milch getränkten Stofffetzerl gemacht, geht super!), dann noch einmal kurz ins Kalte und danach ins heiße Rohr.
Sind so richtig und allumfassend nach meinem Geschmack: Die Zubereitung geht rasch, sie sind fein, aber doch mit vornehmer Zurückhaltung, die ich trotzdem oft missen lasse.
Zwei Keksdosen mit Spekulatiustalern
Keks (ich verwende den fast ausgestorbenen österreichischen Plural, der noch die Wortverwandtschaft, also "Cakes" ahnen lässt) sind bei mir immer klein. Große Exemplare haben für mich was Vulgäres. Sowas knabbert man bei einer kleinen Tasse Espresso oder einer dünnwandigen Schale Tee bei gepflegten Gesprächen, wenn's denn sein muss mit abgespreiztem kleinem Finger. Da kann man nicht mit unförmigen Golatschen daherkommen. Stimmt's?
Streifen und Rhomben von Quittenkäs
Was wie jedes Jahr um diese Zeit schon gut verstaut auf die Zuckergoscherl wartet, ist der Quittenkas, vornehmer ausgedrückt das Quittenkonfekt. Der Quittenbaum provoziert es Jahr für Jahr, ich ächze und stöhne Jahr für Jahr und kaum ist der Advent in Sicht, freu ich mich drüber.
Diesmal schaut er ein bissl runzlig aus, weil ich als Unter- und Überlage beim Ausrollen sich wellendes Butterbrotpapier verwendet habe. Habe wieder das Verhältnis Zucker / Fruchtmark 2:1 genommen und der kochenden Kenwood die rührende Arbeit aufgehalst. Offenbar zu lang, denn mein Fazit: Das Konfekt ist zumindest für meinen Geschmack etwas zu fest. Falls Sie Interesse haben, hier das zuckerreduzierte Rezept für Kenwood & Co, hier das leicht adaptierte Rezept mit Link zur traditionellen Version.
| Ein Glasgefäß mit mehreren Schichten Quittenkonfekt |
Im Grunde ist es gar nicht so schlecht, dass ich heuer den Quittenkas trockener erwischt hab, denn von diesem Vorrat werden wir noch lange, weit ins nächste Jahr hinein, zehren. Befürchte ich.
Weißrosa blühender Weihnachtskaktus (Schlumbergera)
Der Advent kann kommen, die Lieben auch. Die Beschäftigung mit meinen banalen hausfräulichen Traditionen hat mich von all dem in der großen und kleinen Welt tobenden Wahnsinn abgelenkt. Hat gut getan. Jetzt marschiere ich wieder in den Wintergarten zum Weihnachtskaktus. Dessen innere Uhr geht massiv vor.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Über konstruktive Kommentare, Fragen und Anregungen freue ich mich!