Der Advent ist über uns hereingebrochen und Frau war wie jedes Jahr am Kranzbinden. Wie fast jedes Jahr, den Grund dieser Einschränkung werde ich Ihnen im Folgenden vor Augen führen. Nehmen Sie sich ein (besser mehrere bis viele) Keksi zu Mund und lassen Sie die faden... äh... besinnlichen Bilder auf sich wirken.
Ich beginne mit meiner unnachahmlichen Technik...
Hab's nie gelernt, einfach irgendwann einmal Lust auf einen DIY-Adventkranz gehabt und einfach gemacht. Äste aus dem Garten geschnitten und dann mit flottem Materialaufwand zu etwas Rundem zusammengefügt und Grün darüber gewickelt.
Und damit wäre die Sache für mich ja schon gelaufen. Denn ich bin eigentlich Puristin, mag am liebsten leicht ungezähmtes Grün mit nix. Wenn es denn sein muss, vielleicht noch mit der einen oder doch auch noch der anderen Kerze.
Aber da ich oft liebe Menschen mit einem Adventkranz beglücke, lasse ich mich auch zu geordertem Schnickschnack herab. Wie zum Beispiel diesem hier, da bin ich nicht nur von meiner dezimierten Kerzenfarbpalette Weiß, Grau und im Extremfall Rot abgegangen, sondern habe zudem den Novembergarten geplündert und erfolgreich die herzigen Hagebutten geschnitten, bevor die Vogerl sie - wie dieses Jahr - weggefressen haben.
Ein anderer Geschenkkranz hat sogar glitzern dürfen, auch auf Bestellung.
Und für besondere Anlässe gibt es was Essbares rundherum. Dafür ist der Kranz aus dem Schnitt der Olive und diversem anderen Grünzeug geflochten.
Beim Material halte ich mich meist an das, was der Garten hergibt. Früher habe ich oft meine Fichte dezimiert, die ist aber dem Borkenkäfer anheim gefallen. Zweige der bei mir üppig wachsenden Eiben verwende ich nur, wenn sicher keine kleinen Kinder an den Kranz kommen. Das war in einigen wenigen Jahren der Fall.
Vor dem Binden wird also einmal ein Streifzug durch den winterlichen Garten unternommen, meist mit zufriedenstellender Beute.
Manchmal reizt mich Material so sehr, dass ich es adventlich runde. In diesem unten gezeigten Fall war das Echo etwas uncharmant. Ich geb's ja zu: Dornenkronen wären eher zu Ostern gefragt.
Man kann ja die Gschicht etwas entschärfen, zum Beispiel mit einer Hortensienblüte. Aber - so unter uns gesagt - Dornenkrone bleibt Dornenkrone.
In jenem Jahr, als meine riesige Vogelkirsche wegen Windbruchs etwas geschnitten werden musste, hab ich nicht nur unzählige Barbara-Zweigerl verschenkt, sondern auch den Kranz damit gebunden. Eine überaus intelligente Entscheidung, wenn auch das Binden mühsam war.
Es hat sich nämlich ausgezahlt: dies ist mein Recycling-Kranz. Wenn ich keine Zeit oder Lust zum Herstellen eines frischen Kranzes habe, wird der Kirschene vom Dachboden geholt und nach Lust und Laune gestaltet. Seit vielen Jahren.
Dieser Kirschkranz hat noch einen riesigen Vorteil: Er nadelt nicht und müsste sich daher auch nach dem 4. Adventsonntag nicht hinter den Weihnachtskekserln verstecken. Und der Ritterstern bringt Leben in das inzwischen doch ziemlich angetrocknete Rund.
à propos Kekserl. Ich habe ja nicht ohne Grund von Weihnachts- und nicht von Adventkekserln gesprochen, denn einerseits komme ich immer erst in letzter Minute in die Keksgänge, andererseits bin ich zumindest in diesem Punkt hoffnungslos altmodisch.
Wie ich es vor zwei Jahren schon gebeichtet habe, trauere ich der "stillen Zeit" meiner Kindheit nach. Glanz und Glitzer - und auch Keks - gab es erst zu Weihnachten und nicht ab September im Supermarkt. Einzige, ganz wichtige Ausnahme sind meine schmucklosen, aber gar köstlichen Spekulatius, seit diesem Jahr mit 100% Mascobado-Zucker zubereitet. Ohne die kann man nicht Kränze binden. Ehrlich!
Bevor ich Ihnen mein ganz spezielles Adventkranzrecyclingprojekt zu Augen lege, zeige ich Ihnen noch ein paar Adventkränze der letzten Jahre, beginnend mit der Schmalspurversion, einem Ungebundenen, der seine Freiheit erhellt von ausgebrannten Glühbirnen genießt, und dann jene, die meinem Purismus am stärksten wohltun.
Kann mich ja leider nie entscheiden zwischen der Lust am Barocken und dem Purismus. Zwei Herzen schlagen, ach! in meiner Adventkranzbrust.
Die letzten beiden Bilder zeigen den diesjährigen Kranz. Weniger geht eigentlich nicht (außer beim Draht, da schöpfe ich Stümperin aus dem Vollen).
Der Kranz steht auf einem zinkenen Tabletttisch und ruht auf Steinen, die ich vor Jahren einem inzwischen verstorbenen Gespons als Erinnerung an gemeinsame Strandurlaube geschenkt habe. Damals in einem wunderbaren alten Maggi-Glas das meine Großtante aus einem Kramerladen gerettet hat.
Jetzt erinnern mich die mit Meerglas und Treibholz angereicherten Steine liebevoll an ihn und versöhnen meine Augen mit dem Rot der Kerze, das aber nicht gar so grausig ist wie am Bild.
Wenn ich schon einen Kranz gebunden und verschenkt habe, kann es, wie bereits erwähnt, durchaus passieren, dass ich keine Lust auf weitere Binderei habe. Dann kommt der Gang auf den Dachboden zum Kirschenen. Aber was tun mit den herumliegenden Tannenzweigen? Kein Problem. Die bleiben draußen im Garten und mutieren dann zu Weihnachten zB zu einer Girlande, die das Klavier schmückt.
Aber jetzt endlich zu meinem Lieblingskranz.
Was, Sie glauben mir nicht, dass auf dem oberen Bild ein Adventkranz zu sehen ist? Oh doch! Zumindest war es einer. Es handelt sich um mein oben angekündigtes Adventkranzrecyclingprojekt. No waste, Version hardcore.
Auf dem oberen Bild sehen sie den Draht besser, beleuchtet wirkt die Draht-Hortensienkombination überhaupt wunderbar morbid. Meines Erachtens noch morbider als im Tageslicht.
Zum krönenden Abschluss noch das Making oft Hortensienkranz. Sie ahnen es: Nach Weihnachten wandert das nadelnde Etwas in den Kamin. Da der aber selten geheizt wird, darf der Kranz noch lange gemütlich vor sich hintrocknen.
Irgendwann, meist an einem kalten Frühlingsabend, ist es soweit.
Da brauch ich weder Papier noch Spreißeln zum Anheizen, das knistert und lodert schon, wenn ich mit dem Streichholz nur in die Nähe komme. "Hussa, hussa, trololo!" würde ich schreiben, wenn es politisch korrekt wäre. (falls Sie es nicht kennen: Es ist ein Zitat aus "Hatschi Bratschis Luftballon") Aber zum Glück bin ich sehr korrekt. Es hat sich nur das Langzeitgedächtnis gemeldet, Tschuldigung.
Obiges Bild zeigt die Klaviergirlande in hitzigem Zustand. Aber ich muss Sie auch noch mit dem großartigsten Photo verwöhnen, das ich je aufgenommen habe.
Man verwendet doch den Fingerabdruck beim Handy, oder? Tja. Ich hab da wohl irgendwas bezüglich Fingerabdrucksensor falsch verstanden und meinen Daumen auf eine nicht wirklich dafür vorgesehene Stelle gelegt. Was die Panik vor dem freien Flug der Funken auf den Parkettboden nicht so alles bewirkt. Aber den Kranz sieht man gut und das ist ja wohl die Hauptsache. ;)
Am nächsten Tag kann ich dann das abgekühlte Drahtskelett, das ja dank meiner hohen Bindekunst sehr dicht ist, aus der Asche fischen und nach Lust und Laune behübschen.
Sind Sie jetzt geheilt von jeglichem Adventkranzgelüsten? Noch dazu, weil Sie als treue Leser:in einige Bilder eh schon bei mir gesehen haben? Tut mir schrecklich leid. Ich verspreche Besserung und werde Sie erst wieder mit ausufernden Berichten über meine diesjährige weihnachtliche Zimmerverkleidung und Kekserlbackerei belästigen.
In der Hoffnung, Sie mit diesem Advenkranzoverload nicht vergrämt und vertrieben zu haben, wünsche ich Ihnen einen wirklich feinen Advent. Genau nach Ihrem Wunsch soll er sein. Mit oder ohne Adventkranz, mit Herzerl und Mascherl und Gschistigschasti oder ganz nackert. Wie es uns gefällt. Wie gut wir es doch haben!
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