Dienstag, 31. Dezember 2019

ALLE JAHRE WIEDER

Frau war - wie sollte es anders sein - am Weihnachtswerk. Vorbereitend, genießend, in das Fest kitschangstlos eintauchend. Muss sein, sonst fehlt was und der graue Winter wird allzulange.



Wenn ich chronologisch schildere, worin das Weihnachtswerk bestanden hat, so muss ich in den Herbst zurückgehen, genauer gesagt bis Ende September. Denn da hat alles angefangen. Mit dem Lievito madre, dem italienischen Weizensauerteig, der eine unverzichtbare Zutat zum Panettone ist, und wie jeder Sauerteig Reifezeit braucht und über dessen Herstellung ich bereits im Oktober berichtet habe.



Was soll ich sagen: seit ich ihn angesetzt habe, dreht sich mein Leben nach den Bedürfnissen des lievito madre. Zumindest habe ich zeitweise dieses Gefühl. Zuerst musste er jeden Tag aufgefrischt werden, dann jeden zweiten Tag, dann war er nach 3 Wochen endlich soweit fertig. Seither besiedelt er meinen Kühlschrank, blickt mir bei jedem Öffnen freundlich entgegen und wird alle 5 bis 7 Tage herausgenommen, gehätschelt und gefplegt. Man kann auch auffrischen dazu sagen. Und immer bleibt ein Rest, der zu Brot, Pizza oder anderem Köstlichen verarbeitet werden will.



Um nicht in Brotmassen unterzugehen, habe ich  - ich gebs zu - auch manchmal meinen Komposthaufen damit gefüttert. Habe die nicht allzu große Menge in Wasser aufgelöst und über das zu Kompostierende gegossen. Düngt gut und enthebt mich der Pflicht, zumindest einen Fladen in der Pfanne mit dem Sauerteigrest zu braten. Die Blumen und das Gemüse werden sich im Frühling ganz bestimmt darüber freuen.



Aber jetzt weiter zum Panettone, dem Objekt meiner Begierde und dem Grund, warum ich mir als Haustier einen Lievito madre halte. Die Herstellung des Panettone ist zeitaufwändig und heikel. Ich habe zahllose italienische Rezepte gelesen, zahllose Videos angeschaut und mich dann über das Zweitagewerk gestürzt.



Hat ja alles sehr gut ausgeschaut, aber... 



Schreck lass nach, er hat die typische Cupola, also den Gupf, mit dem er aus der Papierform rausschauen soll, nicht gebildet. Schluchz. 



Deswegen wird er im fertigen Zustand auch nicht hergezeigt. Strafe muss sein. Aber schmecken tut er gut, zumindest das passt. Da der optische Erfolg endenwollend war, gibt es auch kein Rezept. Vielleicht nächstes Jahr - oder zu Ostern, denn da kommt (so der Lievito madre noch lebt) die Colomba dran, die Taube, die auch damit gefüttert werden will. 

Eines hat mir die Panettone-Obsession jedenfalls gebracht: mein Kuchlitalienisch befindet sich auf einem Höchststand!



Bei der Weihnachtsbäckerei gab es dann auch die eine oder andere Überraschung. Habe ich schon erwähnt, dass beim Backen spontante Einfälle nicht immer zielführend sind? Ich kann ihnen ein Beispiel geben...



Für den Panettone brauchte ich, wie in meinem Adventsblog erwähnt, sowohl Mandarinen- und Orangen-, als auch Zitronenpaste. Natürlich habe ich selbige gleich in größeren Mengen hergestellt und als ich gerade bei der Marzipanproduktion war, kam mir die - wie ich dachte - brillante Idee, Oranzipan zu machen. Habe frisch fröhlich die Orangenpaste mit dem halbvertigen Marzipan vermengt - und bekam einen unformbaren Brei. Also rasch noch weitere geriebene Mandeln druntermengen... der Brei war unmerkbar weniger breiig. Auf gut Österreichisch: Es war ein Gatsch.


Also habe ich (und das war ausnahmsweise eine gute Idee) eine Ei-Zuckermasse unter diesen Brei gerührt, einen Mürbteigboden vorgebacken, Cranberries draufgelegt und das Ganze mit der Orangenpaste-Mandel-Ei-Zucker-Masse übergossen. Als der Guss zu bräunen anfing, ihn herausgenommen, in Rhomben geschnitten, festgestellt, dass alles noch zu klebrig ist und die Rhomben noch einmal überbacken. Das Resultat war nicht nur "interessant", es war auch gut. Aber nicht so toll, dass das Rezept unbedingt der Nachwelt überliefert werden müsste.



Eine Erkenntnis hat mir dieses Weihnachten gebracht: Windringerl kann ich entweder gut oder schön. Beides ist nicht. Dieses Jahr war schön dran, brauchte sie ja für den Nichtchristbaum.



Bei den anderen Keks (nein, das ist kein Schreibfehler: In Österreich backen und essen wir nicht Kekse, sondern Keks! In einem Kochbuch meiner Urgroßmutter wurden selbige noch "Cakes" geschrieben) und dem Konfekt habe ich mich an die erprobten Rezepte, die ich in den letzten Jahren bereits hier veröffentlicht habe, gehalten. Sicher ist sicher...



Eine Neuerung war aber dabei: Den reichlich vorhandenen Quittenkas habe ich mit kleingeschnittenem kandierten Ingwer vermengt, Kugerl geformt und diese in Kurkuma gewälzt. Oben drauf dann noch ein bissl Schokoladefäden und Pistazienstückerl als Dekoration. Diese Kugerl haben durchaus Chancen, in meine Bestenliste aufgenommen zu werden. 



Auch die selbst gedörrten Ananas, die die doch sehr reichhaltigen Keks auflockern, werde ich neben den schon aufgemampften ebenfalls gedörrten Apfelradln und Mangostückerl ins weihnachtliche Repertoire aufnehmen. Einen fixen Platz darin haben die Zimttrüffel, die Glück haben, wenn sie nicht schon am 24.12. in den diversen Mägen verschwunden sind.




Aber es geht ja nicht nur ums Essen, so wichtig selbiges ist. Es geht natürlich auch um Geschenke. Wie jedes Jahr habe ich alle Packerl für meine Lieben in Zeitungspapier gewickelt. Das jeweilige Bild bzw der Text immer abgestimmt auf die Beschenkten und den Packerlinhalt. Diesmal war die Weihnachtsausgabe der "Zeit" besonders einpackpapierfreundlich.



Ach ja, das könnte Sie vielleicht interessieren. Ein schnell gemachtes, aber durchaus positiv aufgenommenes winziges Geschenk hab ich auch noch hergestellt: Lippenbalsam.



Für den Lippenbalsam braucht man
  • 2 Teile Kokosöl (gibt es in Bioqualität und natürlich Fairtrade)
  • 1 Teil Bienenwachs (aus einem Imkerprojekt, über das ich demnächst berichten werde)
Die beiden Zutaten im Wasserbad schmelzen und noch heiß in kleine Dosen füllen. Natürlich könnte man ihn noch mit allerlei Ölen parfümieren, aber ich bin Puristin und rieche diese zarte Kombination Bienenwachs/Kokos besonders gern. 



Damit er in der Jackentasche getragen werden kann, ohne dahinzuschmelzen, habe ich etwas mehr Bienenwachs als oben angegeben hinzugefügt. Die Konsistenz muss man einfach überprüfen: Auf einem Teller ein paar Tropfen des Gemischs auskühlen lassen und bei Bedarf Kokosöl oder Bienenwachs zufügen. Für 15 winzige Doserl à 10ml waren es übrigens 4 Esslöffel Kokosöl und 2 EL Bienenwachs.



Musik hat zu meinen Weihnachtstagen natürlich auch gehört. Auch DIY. Anscheinend hat sie zumindest den Pflanzen so gefallen, dass sie pünktlichst zum 24. ihre Blüten geöffnet haben. Die Amaryllis und die Clivia, der Weihnachtskaktus und die (eh schon länger blühenden) Orchideen, das rot blühende Epyphyllum und der Geldbaum, sogar der bis zur Unkenntlichkeit zurückgeschnittene Hibiskus hat sich eine Blüte abgerungen. Dieser aber so versteckt, dass ein photographisches Einfangen unmöglich war.






Darüber hinaus gibt es höchst wundersame Blüten und Gewächse bei mir. Die Schefflera treibt es besonders bunt.




Der Nichtweihnachtsbaum nadelt erfreulicher Weise nicht und der hasengitterliche Untergrund wird später wieder in der Schmuckwerkstatt verwendet. Recycling total. 



Man beachte übrigens die schönen Windringerl im unteren Bereich, gleich über den in silbernes Seidenpapier eingewickelten Pralinés. Ein Muss seit meiner Kindheit.



Recycelt wird auch die aus Zeitungspapier und Rebdraht hergestellte Winterlandschaft samt Ast. Die brauche ich jedes Jahr am Klavier.



Auch die Elche (oder Hirsche?) traben alljährlich artunspezifisch im Gänsemarsch über den Kaminsims. Dieses Jahr müssen sie sich durch ein Dickicht aus Rosenranken und blühenden Barbarazweigerl kämpfen.



Und über allem strahlt ein Stern, von einem zauberhaften Kind aus Jausensackerl gebastelt.


Das war es also, mein Weihnachten. Zumindest jener Teil, den ich hier kommuniziere. Alles muss ich Ihnen ja auch nicht erzählen. Sonst begänne ich meinen Sermon mit "Liebes Tagebuch". ;-)


Die Tage zwischen den Jahren sind nun vorbei, heute ist Silvester angesagt. Bin neugierig, ob sich die feuerwerkverliebten an das Verbot halten und man ausschließlich das immer prachtvolle "offizielle" Feuerwerk genießen kann.


Ich wünsche Ihnen "a Guats Neichs" (sprich: ein gutes Neues)! Bleiben sie mir gewogen (und wiegen Sie sich nicht gleich nach Weihnachten, das ist meistens unangebracht).

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