Donnerstag, 28. September 2017

ZU TRÄNEN GERÜHRT: CHILIS HALTBAR MACHEN

Frau ist am Erntewerk, was ja wegen der Überschaubarkeit des Gemüseanbaus nicht übermäßig lange gedauert hat. Aber jetzt tobt die Verarbeitung und die Tränen fließen. Zumindest fast...


Nachdem sich bereits zahlreiche Besucherinnen und vor allem Besucher während des Sommers beim Kosten mit Schreien des Entzückens (oder wars doch Schmerz?) den Mund verbrannt haben, ich jedoch auf die angebliche Ausschüttung von Endorphinen dankend verzichte, weil mir der Preis des Narkotisierens meiner Mundschleimhaut (ff.!) zu hoch ist, war klar, dass die restlichen Chilis eingemacht werden, um in kleinen Dosen zur Verfügung zu stehen. Sie werden größtenteils an Feuerspeiwillige bis -süchtige verschenkt werden.


So wenig ich sie essen mag, so gern habe ich sie in meinem Hochbeet. Sie sind so herrlich unkompliziert, wachsen fröhlich vor sich hin, kein Tier vergreift sich an ihnen (aus Gründen!), schauen in jedem Stadium ihres Wachstums hübsch aus und irgendwann sind sie dann reif.


Dieses Jahr habe ich wegen Platzmangels nichts überwintert, sondern zwei Biopflanzerl besorgt. Einerseits Dorset Naga (laut der Scoville-Skala von Wikipedia angeblich 923.000 Scoville) und orange Habaneros ("nur" irgendwas zwischen 100.000–350.000 Svoville). Ich finde, sie machen sich neben der Gurkenernte ausgesprochen gut. Optisch. 


Besonders gern mag ich ja die Nepalese Bell Pepper, aber die sind dieses Jahr extrem spät dran. Ist eine sehr hoch (ca. 1,50m) wachsende Sorte, die offensichtlich lange für die Entwicklung der Pflanze braucht. Die Glockerl schauen nicht nur extrem putzig aus, sie haben zudem eine so milde Schärfe, dass sie sogar mir schmecken. Deswegen werde ich sie dieses Jahr doch wieder vor dem ersten Frost ausgraben, Wurzelballen und Äste stark einkürzen, ihr einen ausreichend großen Topf gönnen und sie im Wintergarten hätscheln.


Einem großen Teil der herbstlichen Ernte habe ich jedoch den optischen Reiz völlig genommen. Er wurde getrocknet. Jetzt klingt er dafür hübsch, raschelt fröhlich vor sich hin. Getrocknet habe ich übrigens im Backofen, bei ca. 75 Grad. Mein schlauer Herd hat ein Dörrprogramm und das funktioniert wunderbar. Insgesamt hat es ca. 5 Stunden gedauert, bis mich dieses bestimmte Knistern davon überzeugt hat, dass jegliche Feuchtigkeit entwichen ist.


Natürlich könnte man die Chilis halbieren, dann würde sich die Trocknungszeit wesentlich reduzieren. Aber ich greife die Teufelsdinger nicht mehr an als unbedingt nötig und es reicht mir schon die Schärfe, die meine Küche während des Trocknungsprozesses durchweht hat. Habe ich übrigens erwähnt, dass ich natürlich (Operations-)Handschuhe beim Verarbeiten von Chilis trage?


Mit den trockenen Chilis fülle ich einerseits eine Gewürzmühle, andereseits werde ich Öl mit diesen getrockneten Chili aromatisieren. Denn Öl soll man NIE mit frischen Chili oder frischen Kräutern aromatisieren, denn es besteht die Gefahr der Enstehung von Botulinumtoxin! Ungefährlich hingegen ist das Einlegen frischen Gemüses bzw Kräuter in Essig. (Diese Warnung wiederhole ich bei jedem meiner einschlägigen Beiträge, weil ich festgestellt habe, dass viel zu wenige Menschen darüber Bescheid wissen.)


Den Rest der Schönen, die noch (wie auf den beiden gerade aufgenommenen Bildern) weiter ihrer Vollendung entgegenwachsen dürfen, werde ich in Essig und nach Lust und Laune mit Knoblauch und/oder diversen Gewürzen einlegen. Die Chilis ebenfalls mit Kernen, nicht aufgeschnitten, bestenfalls angepiekst, mit möglichst wenig Körperkontakt. Gerade bei den teuflischen Dorste Naga kann ich viel Essig damit "parfumieren".


Da reifen noch nette Geschenke für meine Feuerschluckergemeinde heran, hoffentlich lässt der erste Frost lange auf sich warten.

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