Frau war gestern am verspäteten Adventkranzwerk. Der im letzten Eintrag vorgestellte Kranz wechselte zur überraschender Weise beglückten Bestellerin und da der letztjährige Kranz aus Kirschzweigen zwar noch existiert und durchaus wiederbelebt hätte werden können, aber schon als Osternest gedient hatte, beschloss ich, ihn zu schonen und dieses Jahr auf einen Kranz zu verzichten. Bis gestern. Da hatte ich die Erleuchtung. Fast im doppelten Sinn der Bedeutung.
Wie schon des öfteren erwähnt, werfe ich fast nichts weg. Ich kann nicht. Bin (dank des zur Verfügung stehenden Platzes und meinen ästhetischen Bedürfnissen) am Messie-Syndrom vorbeigeschrammt und kann so bei meinen zugegebener Maßen etwas schrägen handwerklichen Aktionen auf ein ausuferndes Depot zurückgreifen. In den meisten Fällen kann man dabei von Upcycling sprechen. Merke: man muss seinen Tätigkeiten immer flotte Bezeichnungen zukommen lassen.
Zum Beispiel horte ich zahllose ausgebrannte (alte) Glühbirnen. Ich mag ihr funktionsbestimmtes, klares Design. Einige von ihnen habe ich schon länger in einem Keramikring von Hedwig Bollhagen stecken. Gestern kam mir dann die Idee, dieses Gebilde zu einem Adventkranz umzufunktionieren. Die Kerzen waren im Haus (erwähnte ich schon, dass ich auch über ein mittleres Kerzengroßlager verfüge?) und dank der fortgeschrittenen Zeit brauche ich auch nicht mehr allzu dicke Leuchtelemente für besinnliche Stunden. Die vier werden reichen bis Weihnachten. Und sonst kann ich ja auf ausreichendes Ersatzmaterial zurückgreifen.
Außerdem musste dringend der Efeu beim Hauseingang geschnitten werden, er gab nur mehr Einschlupf für Menschen unter 1,60 m Körpergröße frei. Damit das Aussehen meines Advent.birnen.kranzes frisch bleibt, werde ich in den Tagen bis Weihnachten wohl das eine oder andere noch schneiden und kann mich dadurch auch auf Besuche von Menschen über 1,80 cm Körpergröße mit Problemen beim Bücken freuen. (Wenn sie es denn durch das Gewurl beim Gartentürl schaffen, wo der Rhododendron ab 1,70 m der auf die Fichte kletternden Ramblerrose vis à vis die Hände reicht.)
Das ist er also, mein Adventkranz. Wer braucht schon weihnachtliche Glaskugeln, wenn auf Glühbirnen zurückgegriffen werden kann? Sie glühen zwar nicht mehr, aber sie reflektieren aufs eleganteste den Kerzenschein.
Der riesige Edelstahlteller ist übrigens ein Relikt einer Hochzeitsdekoration, er trug einmal Blumentorten - so wie seine zahllosen Geschwister, die als Obstschale, Keksteller und für ähnlich tragende Funktionen herhalten müssen. Er darf jetzt zum leichteren Transport meines Adhocadventkranzes beitragen. Selbiger pendelt zwischen dem Esstisch in der Küche und jenem im Wohnzimmer, denn er muss zeitweise der soeben anlaufenden Weihnachtsbäckerei weichen.
In diesem Sinne einen leuchtenden Advent, geschätzte Leserinnen!
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