Frau ist am Lichtwerk. Eigentlich am Frustreduktionswerk, denn seit geraumer Zeit sind die gläsernen Lampenschirme zweier alter Leuchten kaputt. Jeder Blick auf den fehlenden bzw. den angeschlagenen Glasteil war ärgerlich. Es gäbe zwar Firmen, die nach altem Vorbild die Glasschirme nachmachen, aber erstens ist das teuer und zweitens vergesse ich prinzipiell jedes Mal die Maße bzw das heile Pendant mitzunehmen, wenn ich in die Nähe einer dieser Firmen fahre.
Deshalb kommt jetzt die Abteilung DIY zum Zug. Besser als bisher wird es allemal. Ziel: in abgeschaltetem Zustand soll zumindest die Deckenlampe halbwegs akzeptabel ausschauen.
Angefangen hat dieses Unternehmen mit einem Luftballon, der sinn- und zwecklos im Wohnzimmer herumtaumelte. Weißes Seidenpapier war im Haus, also rührte ich dicken Kleister an und ummantelte den Ballon mit nach Lust und Laune abgerissenen und mit Kleister beschmierten Papierfetzerl.
Bald jedoch kam ich auf eine bessere Idee. Das Seidenpapier zeigte nämlich zu rasch Auflösungserscheinungen. Daher lag der Griff nach dem weißen Backpapier nahe. Back-, nicht Packpapier! Transparent und doch etwas reißfester als das zarte Seidenpapier. Auch riss ich großzügig große Schnipsel (ca. A4) ab und umhüllte für die nächsten Schichten (insgesamt ca. 3-4) den Ballon mit Backpapier. Die Zeit des mit Kleister und Papier Herumfummelns wurde dadurch radikal verkürzt.
Von dieser Aktion gibt es keine Bilder. Aus Gründen. Denn meine Kamera möchte ich tunlichst nicht mit Kleisterhänden angreifen...
Als nach einem guten Tag auch die letzte Schicht getrocknet war, schnitt ich das Ende des Ballons ab, der schrumpelte fröhlich in sich zusammen und das Ablösen von der getrockneten Kleisterschicht erzeugte wohliges Knistern.
Da ich theoretisch zwei Lampen zu versorgen hatte, nahm ich bei der größeren (Decken-) Lampe Maß und schnitt das weiße Teil hoffnungsfroh so exakt wie möglich in der Mitte entzwei. Dass Ausbesserungsarbeiten danach nötig sein würden, war mir klar.
Zur Verstärkung des Randes verwendete ich dicken Rebdraht, mit farblos trocknendem Holzleim an die Papierhülle geklebt.
Dann erlag ich der ersten Illusion: für die Befestigung an den Schrauberl des Lampenrahmens griff ich auf meinen unerschöpflichen Fundus zurück. Vor Jahren hatte ich bei einer Geschäftsauflösung Vorhangringerl mit kleinen Pratzerln gesichtet und sie natürlich aufgehoben. Sowas schmeißt man nicht weg und ich schon überhaupt nicht.
Diese Teile gibt es zwar auch neu, aber sie sind so schön angelaufen, dass man gar nicht merkt, dass sie nicht aus Messing sind - wie der Lampenkorpus. Außerdem haben sie wesentlich mehr Zähne und schließen besser als mir das bei neuen Vorhangringerl untergekommen ist.
Ich stellte mir vor, dass es sinnvoll wäre, sicherheitshalber einen Luftschlitz zwischen Lampenfassung und Papierschirm zu lassen. Und das, obwohl ich LED-Leuchtmittel verwenden werde, die nicht heiß werden - aber die Fassung entwickelt doch eine nicht zu unterschätzende Wärme. Zudem hoffte ich auf interessante Lichteffekte.
Tja. So stellte ich es mir vor. Aber...
Die Idee mit den Ringerl stellte sich als illusorisch heraus. Sie hielten nicht, der Schirm mutierte während meiner Montageversuche permanent zum Hut. Ich half mir mit doppelseitigem Klebeband, um zumindest kurzfristig zu sehen, wie der Schirm beleuchtet ausschaut. Selbiges ist als kleines schwarzes Rechteck in Messingnähe am Bild oben zu erkennen. Nicht sehr schmückend, genauso wenig wie der Lichtrand, der sich zwischen Decke und Messingring auftut.
Außerdem ist die Form unpassend, zu wenig flach. Das ist das geringste Problem, denn ich könnte ja noch ein Stück abschneiden. Wesentlicher ist, dass ich viel exakter arbeiten muss, mein über den Daumen gepeiltes Herumschnipseln und Kleben bringt nicht das erwünschte Resultat.
Fazit: zurück an den Start. Und Überlegungen anstellen, wie ich mit der nicht zu vermeidenden Asymmetrie umgehen kann. Denn der Ballon schrumpft während des Trocknungsprozess unbeeinflussbar und nicht regelmäßig. Ich muss in die Großproduktion einsteigen und mindestens vier bis fünf Ballöner gleichzeitig bekleben, um Auswahlmöglichkeiten zu haben. Die nicht benötigten Kleisterhüllen kann ich ja dann zu Masken umfunktionieren. Kindergeschenke sind immer gefragt...
So ganz nebenbei sollte ich das fleckige Messing putzen, den Messingrahmen besser adjustieren, damit kein Streulicht an der Decke austritt, die (alten) Kabel überprüfen und gegebenenfalls austauschen und den hier unnötigen Dimmer gegen einen neuen Kippschalter wechseln.
Wird ein Großprojekt, aber ein lustiges. Beim nächsten Einkauf werden Luftballons in verschiedenen Größen gekauft und wild gekleistert.
Wenn ich das richtig gelesen habe, dann existiert noch eine heile Kuppel? Meine spontane Idee: Verkleide die Kuppel fest mit Frischhaltefolie und platziere deine Kleisterschnipsel darauf. Der fertige Lampenschirm kann dann ja nicht kleiner schrumpfen als die Form darunter. So hättest du zumindest schonmal das Größenproblem gelöst.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Antje
Danke vielmals fürs Mitdenken Antje! Da die Kuppel leider etwas unrund ist, hab ich mit leicht irrem Blick sämtliche Schüsseln, Haushaltsgeräte etc. durchgeschaut. Werde es mit einer unten abgerundeten Rührschüssel und Frischhaltefolie versuchen. Aber das muss jetzt noch ein bissl warten, der Garten muss eingewintert werden etc. Ist eine zumindest die Hände wärmende Beschäftigung für die Winterabende.
LöschenÜber den (Miss-?) Erfolg werde ich berichten.
Sei ebenfalls lieb gegrüßt!
Wie schön dass man durch die Digitalisierung aus der ganzen Republik Tipps bekommt, seine Wohnung zu verschönern - Mir gefällt deine Idee sehr und auch das Licht, das durchkommt ist sehr gemütlich. Vielleicht findet man im Bastelbedarf ja auch große Styroporkugeln als Form - wie hast du es damals final gelöst?
AntwortenLöschenOjeoje Belanda! Tut mir schrecklich leid, dass ich nicht früher geantwortet habe. Dein lieber Kommentar hat sich unter einem Wust von Spam versteckt und ich hab ihn erst jetzt hervorgegraben. Schande über mich!
LöschenZu Deiner Frage: Ich habe gar nichts weiter getan. Habe kleine alte Schrauben von einem anderen Beleuchtungskörper der Jahrhundertwende gefunden und mit denen das oben gezeigte Teil befestigt. Es hängt nach - wie ich gerade nachgerechnet habe - seit 8 Jahren oben und ist eigentlich ziemlich perfekt. Mit den LED-Lampen muss man mE auch keine Bedenken wegen Brandgefahr haben.
Der Rest des Seidenpapier-Kleister-Gebildes wurde übrigens eine Maske für mein Enkelkind. Leider gibt es davon kein Photo, ist aber sehr lustig geworden.
Entschuldige noch einmal meine extreme Verspätung!