Frau ist am umfassenden Werk und denkt über die Gründe der nicht wirklich begründbaren Betriebsamkeit nach.
Schon letztes Jahr haben Gedanken über den eigenartigen, durch nichts begründbaren selbstfabrizierten Vorweihnachtsstress an mein Hirn geklopft. Mit dem Fazit, dass die Erkenntnis über mich kam, dass ich vor Weihnachten Stress brauche. Sonst sind das keine richtigen Weihnachten für mich.
Dieses Jahr haben diese Gedanken aber weitergebohrt. Da man beim Werken gut sinnieren kann, haben sich Bilder vor mein inneres Auge geschoben. Bilder, die vor langer, langer Zeit entstanden sind.
Da sehe ich eine leere Krippe, in der jedes brave Volksschulkind einen Halm hineinlegen durfte. Egal, wie brav man war, immer maximal einen Halm pro Tag. Damit das Jesuskind, das da offensichtlich erwartet wurde, weich liegen möge. Erwartet. Unser Warten sollte - in der Logik der Klosterschule - mit Sinn gefüllt werden und die Erwartung angeheizt.
Barbarazweigerl, deren Erblühen noch vor Weihnachten erwartet wird (wobei in diesem Fall eine Hochzeit droht) hatten ebenfals das Wartende in sich. Auf Blüten warte ich immer gern, daher dürfen sie bei mir nie fehlen - dieses Jahr sind es Wildkirschzweige vom eigenen, uralten Baum.
Strohsterne seh ich auch und Gewürzssträußerl und anderes mit Kinderhand Selbstgebasteltes. Tja, dann regen wir eben weiter die nimmermüden Frauenhände. Kann ja auch was anderes sein - wie dieses Jahr das von einer französischen Zeitschrift abgekupferte Altpapierrecycling.
War dann Weihnachten endlich da, so wurden die kühnsten kindlichen Erwartungen immer übertroffen. Es sind keine Geschenke, die ich sehe, sondern das Glück über das feierliche Zusammensein. Glitzernde Geborgenheit. Aber auch die Traurigkeit, die sich mit später werdendem Abend einschlich und am Christtag seinen Höhepunkt fand. Jetzt war das, worauf ich so elendiglich lange gewartet habe, schon wieder vorbei.
Ich war eine geduldige Warterin. Hatte ja Übung, denn auf den heiß geliebten Vater musste ich immer und ewig warten. Vor kurzem fand ich einen Stapel Postkarten, die ich von ihm als Kind bekommen hatte. Mit dem Versprechen "ganz bald" wieder zu erscheinen. Und ich habe es jedes Jahr geglaubt.
Älter werdend habe ich weiter geduldig gewartet: in Arztpraxen, in vollen Geschäften, auf den Briefträger, auf den Bus, auf das Weichwerden von zähem Rindfleisch. Worauf auch immer. Habe ja meine Gedanken immer bei mir, da lässt es sich gut warten.
Nur immer dann, wenn jemand, den ich lieb habe, mich warten lässt, werde ich unruhig. Ich kann es nicht fassen, dass mich jemand absichtlich warten lässt. Nein, da muss etwas passiert sein. Ich habe doch gesagt, dass ich seit den väterlichen Enttäuschungen bitte nicht warten gelassen werden soll. Weil mir das noch immer weh tut. Das kindliche Gefühl der Angst, dem anderen egal zu sein - es taucht noch immer herauf.
Trotzdem blieb und bleibt es mir nicht erspart, so wie allen anderen Menschen auch. Arbeit an sich selbst hilft, Hirn einschalten hilft. Den richtigen Partner zu wählen hilft auch. Und, last not least, das Handy hilft auch - wenn denn der Andere die Güte hat, anzurufen und die Verspätung bekannt zu geben.
Jetzt wird es mir klar: Warten ist kein Problem für mich, aber mit Erwartung kann ich nicht umgehen. Weil die Angst vor Enttäuschung im Nacken sitzt.
Nein, ich bin jetzt nicht weggeglitten von meinen Weihnachtsgedanken. Denn ich habe meinen eigenartigen Drang, mir vor Weihnachten "Stress" zu machen, mit meiner Wartegeschichte verknüpft; der Anblick der Strohhalme in meinem Küchenkastl waren der Auslöser. Sie sind zwar inzwischen nicht mehr aus Stroh, trotzdem ist mir ein Licht aufgegangen. Jetzt glaube ich zumindest den Grund zu kennen, warum mich gerade im Advent Weihnachten zahllose Ideen bestürmen, deren Umsetzung realistischer Weise nur in Ansätzen möglich ist. Aber der Einbruch der Realität kommt frühestens in der Nacht zum 24. Dezember, jetzt bin ich noch in der manischen Phase.
Durch unsinnig scheinende Betriebsamkeit versuche ich offensichtlich, das Unbehagen, das mir die Erwartung bereitet, niederzuhalten. Die Erwartung, eine ganz besondere Zeit mit Menschen zu verbringen, die mir ans Herz gewachsen sind.
Da geht es nicht um den Abend des 24. Dezember; so kindlich (oder auch kindisch) bin ich auch wieder nicht. Die Zeit bis zum Jahreswechsel ist es, die ich so liebe und so schön wie möglich gestalten will. Bisher ist es mir fast immer gelungen. Und ich glaube fest daran, dass es dieses Jahr wieder wonnig wird.
Schon letztes Jahr haben Gedanken über den eigenartigen, durch nichts begründbaren selbstfabrizierten Vorweihnachtsstress an mein Hirn geklopft. Mit dem Fazit, dass die Erkenntnis über mich kam, dass ich vor Weihnachten Stress brauche. Sonst sind das keine richtigen Weihnachten für mich.
Dieses Jahr haben diese Gedanken aber weitergebohrt. Da man beim Werken gut sinnieren kann, haben sich Bilder vor mein inneres Auge geschoben. Bilder, die vor langer, langer Zeit entstanden sind.
Da sehe ich eine leere Krippe, in der jedes brave Volksschulkind einen Halm hineinlegen durfte. Egal, wie brav man war, immer maximal einen Halm pro Tag. Damit das Jesuskind, das da offensichtlich erwartet wurde, weich liegen möge. Erwartet. Unser Warten sollte - in der Logik der Klosterschule - mit Sinn gefüllt werden und die Erwartung angeheizt.
Barbarazweigerl, deren Erblühen noch vor Weihnachten erwartet wird (wobei in diesem Fall eine Hochzeit droht) hatten ebenfals das Wartende in sich. Auf Blüten warte ich immer gern, daher dürfen sie bei mir nie fehlen - dieses Jahr sind es Wildkirschzweige vom eigenen, uralten Baum.
Strohsterne seh ich auch und Gewürzssträußerl und anderes mit Kinderhand Selbstgebasteltes. Tja, dann regen wir eben weiter die nimmermüden Frauenhände. Kann ja auch was anderes sein - wie dieses Jahr das von einer französischen Zeitschrift abgekupferte Altpapierrecycling.
War dann Weihnachten endlich da, so wurden die kühnsten kindlichen Erwartungen immer übertroffen. Es sind keine Geschenke, die ich sehe, sondern das Glück über das feierliche Zusammensein. Glitzernde Geborgenheit. Aber auch die Traurigkeit, die sich mit später werdendem Abend einschlich und am Christtag seinen Höhepunkt fand. Jetzt war das, worauf ich so elendiglich lange gewartet habe, schon wieder vorbei.
Ich war eine geduldige Warterin. Hatte ja Übung, denn auf den heiß geliebten Vater musste ich immer und ewig warten. Vor kurzem fand ich einen Stapel Postkarten, die ich von ihm als Kind bekommen hatte. Mit dem Versprechen "ganz bald" wieder zu erscheinen. Und ich habe es jedes Jahr geglaubt.
Älter werdend habe ich weiter geduldig gewartet: in Arztpraxen, in vollen Geschäften, auf den Briefträger, auf den Bus, auf das Weichwerden von zähem Rindfleisch. Worauf auch immer. Habe ja meine Gedanken immer bei mir, da lässt es sich gut warten.
Nur immer dann, wenn jemand, den ich lieb habe, mich warten lässt, werde ich unruhig. Ich kann es nicht fassen, dass mich jemand absichtlich warten lässt. Nein, da muss etwas passiert sein. Ich habe doch gesagt, dass ich seit den väterlichen Enttäuschungen bitte nicht warten gelassen werden soll. Weil mir das noch immer weh tut. Das kindliche Gefühl der Angst, dem anderen egal zu sein - es taucht noch immer herauf.
Trotzdem blieb und bleibt es mir nicht erspart, so wie allen anderen Menschen auch. Arbeit an sich selbst hilft, Hirn einschalten hilft. Den richtigen Partner zu wählen hilft auch. Und, last not least, das Handy hilft auch - wenn denn der Andere die Güte hat, anzurufen und die Verspätung bekannt zu geben.
Jetzt wird es mir klar: Warten ist kein Problem für mich, aber mit Erwartung kann ich nicht umgehen. Weil die Angst vor Enttäuschung im Nacken sitzt.
Nein, ich bin jetzt nicht weggeglitten von meinen Weihnachtsgedanken. Denn ich habe meinen eigenartigen Drang, mir vor Weihnachten "Stress" zu machen, mit meiner Wartegeschichte verknüpft; der Anblick der Strohhalme in meinem Küchenkastl waren der Auslöser. Sie sind zwar inzwischen nicht mehr aus Stroh, trotzdem ist mir ein Licht aufgegangen. Jetzt glaube ich zumindest den Grund zu kennen, warum mich gerade im Advent Weihnachten zahllose Ideen bestürmen, deren Umsetzung realistischer Weise nur in Ansätzen möglich ist. Aber der Einbruch der Realität kommt frühestens in der Nacht zum 24. Dezember, jetzt bin ich noch in der manischen Phase.
Durch unsinnig scheinende Betriebsamkeit versuche ich offensichtlich, das Unbehagen, das mir die Erwartung bereitet, niederzuhalten. Die Erwartung, eine ganz besondere Zeit mit Menschen zu verbringen, die mir ans Herz gewachsen sind.
Damit ich mich nicht weiter mit diesem fatalen, beruflich bestens in seinen schrecklichsten Auswirkungen bekannten Phänomen der feiertäglich hochgeschraubten Erwartungen und dem ebenfalls sattsam bekannten Theoriehintergrund beschäftigen muss, gehe ich jetzt ganz schnell noch ein paar Keks glacieren. Sicher ist sicher...
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