Mittwoch, 6. Dezember 2017

OH DU STILLE ZEIT


Frau war am Adventwerk, genauer gesagt beim Adventkranzfertigen und - wie sollte es anders sein - beim Keksbacken. Wie im Titel dieses Eintrags ja angedeutet: die sogenannte Stille Zeit kommt ja doch immer "eh wir’s gedacht…". Nur der Handel ist seit September darauf mit Ladungen von Lebkuchen & Co vorbereitet; sehr unstill, eh klar.


Nach langem Rauszögern der Entscheidung ob Adventkranz oder nicht, habe ich mich dafür entschlossen. Aber für die Version rapido: dem Recyclen meines vor Jahren aus Kirschbaumzweigen geflochtenen Exemplars, etwas mit Efeu behübscht.

Wieder einmal mit Amaryllis in der Mitte, aber diesmal keiner in Wachs getunkten Zwiebel sondern einem Billigteil vom Diskonter. Selbiges hat sich entschlossen, bereits am 1. Adventsonntag zu blühen. Ist denkbar klein in der Blüte und kurz im Schaft und schaut fast aus wie eine überdimensionale Kamelie, was ich besonders nett finde.


Bei den Keks habe ich mich inzwischen über die für mich am aufwändigsten herzustellenden gemacht: die Vanillekipferl und die Karamellkugeln.


Im Gegensatz zu letztem Mal sind die Vanillekipferl aus nicht näher bekannten Gründen unter meinen Fingern zerbröselt, weshalb ich sie nicht in Vanillezucker gewälzt, sondern sie heftigst mit vanilliertem Zucker (diesmal mit reichlich gesiebtem Staubzucker, der in D Puderzucker heißt, ergänzt mit dem getrockneten Inhalt von zwei Vanilleschoten) bestreut und dann in abgekühltem Zustand eine am Boden dick bezuckerte Dose geschichtet habe. Sie sind übrigens traumhaft, ich kann das Rezept nur empfehlen!


Den Karamellkugerl in ihrer schlichten Rundheit sind, wie bei ihrer "Erfindung" berichtet, eine Abwandlung des Keksrezepts aus dem "Salzburger Kochbuch" von 1903 , weshalb ich sie auch "Jerunder desto gut" genannt habe. Dieses Jahr habe ich die mit Teig umschlossenen Karamellzuckerl gesechstelt, was kleinere Kugerl, aber auch in Relation dazu mehr Teig brachte. Dieser ist aber so zart und mürb, so vanillig und orangig, dass mich das gar nicht stört. Wesentlich für das Erhalten der Form ist, wie schon erwähnt, sie nicht heißer als bei 150 Grad zu backen.


Zum krönenden Abschluss habe ich sie mit Milchschokoladeglasur verziert und da von dieser reichlich über war, habe ich noch rasch ein paar Ananas und Physalis getunkt. Gerade für Letztere braucht es die Süße der Milchschokolade, denn sie sind nicht kandiert sondern getrocknet und haben eine nicht zu überschmeckende Säure. Die Schokoladeverbindung tut ihnen überaus gut, werde sie in mein Weihnachtsrepertoire übernehmen.


Damit die Vogerl im (inzwischen wieder weggeregneten) Schnee und der anhaltenden Kälte nicht allzu sehr leiden müssen, bekommen die Amseln und Rotkehlchen, die lieber am Boden ihr Futter aufnehmen, täglich eine kleine Ration Nüsse und Rosinen. Hundesicher in der Höh auf einer Scheibe vom letzten Baumschnitt und unter Tags, weil ich da besser kontrollieren kann, dass die Mäuse ihnen nicht alles wegfressen.


In Rücksicht auf sie habe ich die entzückenden winzigen Hagebutten der Rose „Bobby James“ dieses Jahr nicht zum Schmücken der Wohnung verwendet, sondern stehen lassen. So freu ich mich über die Vögel, die sich, weil unten schon alles abgegrast (oder abgezweigt?) ist, noch immer in luftiger Höh bedienen.


Für die Meisen und andere fliegende KollegInnen hängen in einem anderen Gartenbereich Meisenknödel und zum Amselbüffet habe ich einen Fettkuchen zubereitet. Gut, dass ich vor kurzem Hering gegessen habe, der Behälter ist zwar groß, aber praktisch, um ihn mit Fett und Körnerfutter auszugießen und das ganze wieder heil herauszubekommen.


Und jetzt trällere ich weiter vor mich hin; aber nicht mehr das Blogtitellid, sondern hoffnungsfroh: „Still, still, still, weil die Frauamwerk endlich schlafen will“. Warum gerade dieses Lied? Weil ich auch nächtlings alle paar Stunden meinen armen alten und in allen Formen inkontinenten Hund rauslassen muss.


Aber das ist ein anderes, sehr unerfreuliches Kapitel. Es gibt jedoch auch Vorteile seines Alters, wenn auch nur für mich und leider nicht für ihn. Ich kann in Ruhe Keksbacken, weil er viel schläft und selbst wenn ich irgendwas Essbares auf dem Tisch oder den Küchenkastln stehen lasse, passiert nix. Er kann nicht mehr raufhupfen.


Eine geruhsame Adventszeit wünsche ich Ihnen! Versuchen Sie zumindest, sich die eine oder andere stille Stunde zu nehmen. Außer sie sind Paketausfahrer, arbeiten im Handel, haben ein Christkindlmarktstandl, oder, oder, oder. 


Da nutzen meine frommen Wünsche wenig, ich weiß. Aber diese Zeit ist auch aus „eh man’s gedacht“. Das sei den Advents- und Weihnachtsverweigerern ebenso in Aussicht gestellt wie jenen armen Menschen, die überhaupt nimmer wissen, wo ihnen der Kopf steht.

PS zu den beiden angeführten Liedern: "Oh du stille Zeit" hat Cesar Bresgen komponiert, nach einem Gedicht von Joseph von Eichendorff.  Der Text der ersten Strophe lautet "Oh Du stille Zeit, kommst eh wir's gedacht, über die Berge weit, über die Berge weit, Gute Nacht." "Still, still, still, weil's Kindlein schlafen will" ist ein Weihnachtslied aus dem Salzkammergut.

PPS: Hab gerade ein Video von "Oh du stille Zeit", gesungen vom Chor der ehemaligen Schule meiner Kinder, bei YT gefunden. Muss ich fast verlinken. 

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