Frau war am Ellbogenwerk, ein bissl das Salzburger Festspielrundherum einfangen. In diesem Fall den schrillen und lustvollen Umzug des Jedermann-Ensembles vom Festspielhaus zum Domplatz, wo der "Jedermann" traditioneller Weise (wenn es nicht gerade regnet) gespielt wird.
Ohne Standfestigkeit und Durchsetzungsvermögen geht hier gar nix. Es fängt ja recht harmlos an, beim Festspielhaus steht nur ein Grüppchen von Menschen, das auf den Beginn des Spektakels wartet.
Man hört fetzige Musik aus dem Innenhof, dann kommt, weitestgehend unbeachtet, Julian Crouch raus, der nicht nur Regie führt, sondern auch für die Ausstattung verantwortlich ist. Ich bin sehr angetan von seiner Jedermann-Inszenierung, insbesondere von dem Um- und Einzugstrubel, der die Stadt und ihr Treiben einbezieht.
Und jetzt gehts los, der Zug quillt aus dem Tor, schreitet flott und still voran.
Dann abrupter Stopp und die Musik spielt, rundherum schließt sich ein Kreis. Alle werden Teil des Spiels, Salzburg spiegelt sich im Festspielrausch (zumindest in den Fenstern des Festspielhauses).
Noch habe ich freie Sicht, aber das ändert sich rasch. Zahllose HandyknipserInnen drängen sich ohne Rücksicht auf meine Verluste in fast jedes Bild. Zack, fährt ein Arm durch die Diagonale meines Photos, schwups, legt sich ein Tablet in mein Blickfeld, schwirr, taucht ein Kopf aus dem Nirgendwo auf, peng, baut sich mit Karacho ein breiter Rücken vor mir auf. Überkopf-Aufnahmen sind oft die einzige Möglichkeit; meine Arme lahmen zusehends. Ich mache aus der Not eine Tugend und photographiere die Photographierenden. Manche.
Dann abrupter Stopp und die Musik spielt, rundherum schließt sich ein Kreis. Alle werden Teil des Spiels, Salzburg spiegelt sich im Festspielrausch (zumindest in den Fenstern des Festspielhauses).
Noch habe ich freie Sicht, aber das ändert sich rasch. Zahllose HandyknipserInnen drängen sich ohne Rücksicht auf meine Verluste in fast jedes Bild. Zack, fährt ein Arm durch die Diagonale meines Photos, schwups, legt sich ein Tablet in mein Blickfeld, schwirr, taucht ein Kopf aus dem Nirgendwo auf, peng, baut sich mit Karacho ein breiter Rücken vor mir auf. Überkopf-Aufnahmen sind oft die einzige Möglichkeit; meine Arme lahmen zusehends. Ich mache aus der Not eine Tugend und photographiere die Photographierenden. Manche.
Vorbei an diversen weniger pittoresken Abzäunungen und Lastzügen bewegt sich Jedermann, gefolgt von jedermann.
Aber eigentlich will ich ja vor allem die Interaktion zwischen SchauspielerInnen und PassantInnen festhalten. Gerade die ist hoch amüsant und wichtiger Teil der Inszenierung. Julian Crouch ist sichtlich damit zufrieden.
Die Riesentröte kratzt mühsam die Kurve zur Sigmund Haffner Gasse. Wieder schließt sich der Kreis, wieder fetzt die Musik und währenddessen fordern die "wilden" Gestalten die Passanten launig heraus; mit unterschiedlichen Reaktionen.
Parallelen zur Wilden Jagd vom Untersberg sind nicht von der Hand zu weisen. Es gibt zwar keine Habagoas (oder Hafergeiß), aber diverse an Perchten erinnernde Riesengestalten und den Tod.
Ja sogar mehrere Tode, wobei ich zu einem ein besonderes Naheverhältnis entwickle. Besser gesagt: er zu mir. Denn er zupft mich von hinten mit seinen klapprigen Händen. Was ich natürlich nicht unphotographiert lasse: ein akrobatischer Schreckschuss meinerseits folgt, von meinem begnadeten Mitphotographen reaktionsschnell festgehalten. Dieser kecke Tod wird sich später am Domplatz zum Schuldknecht wandeln und nach Beendigung des Spiels wieder zu Fritz Egger mutieren.
Die Riesentröte kratz mühsam die Kurve zur Churfürststraße, der Mitspielenden (und Kameras jedweder Art) werden immer mehr und das Lächeln von Cornelius Obonya, den ich über die Maßen schätze, immer breiter.
Nächste Station Alter Markt. Die nächsten Schaulustigen werden ins Spiel einbezogen, Mr. Crouch weiter im Mittelpunkt des Geschehens.
Kurz vor der Absperrung zum Domplatz wird noch einmal aufgespielt. Dann werden die SchauspielerInnen mit Wasser versorgt, denn bei 36 Grad im Schatten wird es in der Sonne und insbesondere mit den Kostümen sicher mollig warm.
Und dann zieht das Ensemble auf dem Domplatz ein. Dort warten schon die bis in luftige (?) Höh gestapelten ZuschauerInnen in der brütenden Sonne. Das Schauspiel kann beginnen.
So nebenbei erwähnt: ich bin nicht bös, dass ich nicht in dieser Gluthitze ausharren muss, sondern mich mitsamt meinem Photoapparat in ein schattiges Café zurückziehen kann.
Aber ich bin froh, dass ich mich von der tobenden Hitze nicht habe abhalten lassen, mich von diesem Um- und Einzug mittragen zu lassen. Denn er bricht auf wunderbare Weise die Exklusivität der Festspiele auf und erfasst die Stadt. Nicht von oben herab, sondern Aug in Aug, Ellbogen in Rippen, Schweiß an Schweiß.
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