Sonntag, 24. Mai 2015

KÜCHENRENOVIERUNG: AUS ALT MACH NEU

Frau war zuerst am Plan-, dann am Putz- und ist jetzt am Kochwerk. Alles mit größtem Vergnügen, selbst das Putzen hat Spaß gemacht. Naja, das ist etwas übertrieben, aber die Renovierungseuphorie hat zumindest dafür Schwung gegeben. Und man sollte nicht glauben, wieviel Dreck sich in einer regelmäßig geputzten Küche hinter den Kasteln ansammeln kann! Uiuiui. Aber jetzt sind die Altersbeschwerden meiner Küche behoben und ich sehe wunderbaren Kochzeiten entgegen.


Vor inzwischen 20 Jahren habe ich tief in das Portemonnaie gegriffen und mir eine sündhaft teure Küche geleistet. Diese gefällt mir noch immer, hat auch keine Alterserscheinungen, keine Notwendigkeit also, sie auszutauschen.


Nur einige Geräte haben geschwächelt, was ich ihnen nach dieser doch langen Zeit kaum verübeln kann. 

Der Backofen hat unabhängig von der eingestellten Temperatur Eigeninitiative an den Tag gelegt und einfach einmal aufgeheizt - oder auch nicht. Seine Selbstgespräche waren fast zu hören: "180 Grad soll ich vorlegen? Aber was, 110 reichen locker." "Was, sie will 80 Grad? Warum so zimperlich? Da machen wir doch lieber gleich 150, sonst wird das nie was." Oder so ähnlich, je nach Backofenlust und -laune.

Die Herdplatte hatte ebenfalls vor ein paar Jahrn befunden, dass die zuschaltbaren Felder, die großen Kochtöpfen Wärme abgeben sollten, zu energieaufwändig wären und diese einfach nicht mehr bedient. Und im Eiskasten rosteten die Metallschienen der Laden fröhlich und in der Gegend herumbröselnd vor sich hin und bei jedem Öffnen fiel die unterste, am Auszug befestigte Lade mit lautem Krachen einen Zentimeter den Öffnenden entgegen. Zu entgegenkommend, die Gute.

Alles in allem eine Herausforderung beim Kochen, insbesondere beim Kochen für viele Leute. Von fehlenden Unterkastllichtern, einem tiefen Spalt zwischen Wand und Kasten, in denen Kleinteile wunderbare Verstecke fanden und ähnlichen Kleinigkeiten gar nicht zu sprechen.


Nach langem Überlegen (und Ansparen) habe ich mir nun eine Gesamtrenovierung der Küche gegönnt. Auch hier war das richtige Augenmaß gefragt und der goldene Mittelweg zwischen illusorischen Hirngespinsten, die Unnötiges dahergebracht, und falschen Sparmaßnahmen, die mich spätestens am Tag nach dem Montieren geärgert hätten, war zu suchen.

Am Tag 3 nach der Montage, nach weiterem ausgedehntem Geputze und der ersten Zubereitung eines vollständigen Menüs weiß ich: es passt. Der (ewig) lange Entscheidungsprozess, die Suche nach den richtigen Handwerkern, das Besichtigen von zahllosen Geräten, die Umfrage im Freundeskreis betreffend Backöfen und Kochplatten, das Wälzen von hunderten von Prospektseiten und Herumschnurken in zahllosen Foren und Herstellersites: sie haben sich gelohnt und ein Ergebnis gebracht, das mich höchlichst beglückt.

Gestern nun habe ich das erste Mal die Induktionsplatte und den Backofen in Betrieb genommen.

Schon der Griff in den nicht mehr scheppernden Kühlschrank, der - im Gegensatz zum Vorgänger - beleuchtet ist, war ein Vergnügen. Kühlschränke (oder wie sie in meiner Sprache eigentlich heißen: Eiskästen) sind von Natur aus immer zu klein. Modelle mit Laden, die das Herumrobben am Boden zum Zwecke der Übersicht unnötig machen, bieten noch weniger Platz. Aber da ich zwar eine große Küche, aber eine kleine Arbeitsplatte habe, musste der Wunsch nach Eiskasten und Backofen in Sichthöhe der Notwendigkeit der möglichst langen Arbeitsfläche weichen.


Einiges war mir einfach aus ästhetischen Gründen wichtig. zB wollte ich die Induktionsplatte bündig in die Arbeitsplatte eingelassen haben. Das hieß, dass deren Material hitzefest sein muss. Stein wollte ich aus verschiedenen Gründen nicht, Beton fände ich fetzig, aber leider fürs alte Haus mit Holztramdecken zu schwer. Der äußerst kompetente und nette "Küchenmensch" hatte die gute Idee einer Gastroarbeitsplatte aus Niro. Tataaaaa, die habe ich jetzt.


Das Kochen auf der Induktionsplatte geht derzeit erst mit Lernhilfe. Man kann alle vier Felder zusammenschalten und sie hat einige spezielle "Features", deren Aktivierung ich noch nicht ganz durchschaue. Aber ein Blick in die geöffnete Küchenlade hilft enorm weiter.


Der Herd jedoch spricht mit mir. Naja, das Tönen habe ich ihm sofort, sprich bei der ersten Inbetriebnahme, abgewöhnt. Aber er hat (wie ich dachte vollkommen unnötige) "Auto-Programme", die ich aus bloßer Neugier gestern ausprobierte. 


Was nicht schlecht war, denn dieser Backofen heizt enorm schnell auf und nimmt doch wirklich punktgenau jene Temperatur, die ich einstelle - und das bin ich nicht mehr gewöhnt. Verbranntes Essen wäre bestimmt das Resultat der Temperaturwahl gemäß meinen in den letzten Jahren erzwungenen Gewohnheiten gewesen. Außerdem beherrscht das gute (und leider auch teure) Teil einige Spassetteln, die ich bisher nicht kannte. Dampfstoß oder "Crispfunktion" zum Beispiel. Macht sich aber recht gut und ich werde ohne Anweisungen am Display damit umgehen lernen.


Das sind Dinge, die ich nicht gebraucht hätte, die aber bei den Backöfen dabei waren, die mir Wichtiges bieten. Das ist die Pyrolyse (für die PPFZ, die Postputzfreudenzeit), ein einfach handzuhabendes Speisethermometer (bei dem ich mir nicht die Hand und vor allem das Gesicht verbrenne, wenn ich es ablesen will) und vor allem ein großer Garraum. Tja. Und damit war ich in der "gehobenen Preisklasse" angekommen. Ich bin froh, dass ich sie mir gegönnt habe und der Hund wundert sich. Zu seinem Leidwesen fallt jetzt auch nicht mehr auf den Boden als vorher, aber die Hoffnung (in diesem Fall auf Zwischenmahlzeiten) stirbt zuletzt.


Gestern also habe ich mit FreundInnen die Küchenvollendung gefeiert. Mit einer Gemüsesuppe als Regenwettervorspeise bei zarten 12 Grad Aussentemperatur, dann Ossobuco milanese (vom Lamm, also milammnese) mit gebratenen Polentascheiben und als Nachspeise Ananascrumble. 

Die halbherzig nebenbei hergestellten Probeaufnahmen bei miesem Regenwetterlicht aus dem Wintergarten befriedigen mich. Das Mischlicht erfordert zwar Nachbearbeitung und die Schärfe ist (wie Sie sich überzeugen können) leider nicht überragend (meine Kamera hat mich nicht darauf hingewiesen, dass ich etwas ruhiger mit ihr umgehen sollte...), aber der Niro-Unter- bzw Hintergrund macht sich recht gut finde ich.





Das Ossobuco habe ich mit dem Automaticprogramm ausprobiert. Da eine für meinen Geschmack zu kurze Zeit fürs Schmoren angegeben wurde, habe ich noch ein Stünderl zugegeben. Also statt den vorgeschlagenen eineinhalb Stunden zweieinhalb. Das war zu lang, das Fleisch war kurz davor zu trocken zu werden. Ich hätte meine Erfahrungen beiseite lassen und dem Herd nicht misstrauen sollen.


Die Temperaturwahl für das Ananascrumble (im Bild die frischen Ananasstückerl samt Gewürzen in freudiger Erwartung der Crumbles) habe ich autonom vorgenommen. Nicht optimal und als ich die Streusel noch etwas bräunen wollte und keck den Grill anwarf, erlebte ich erstmals, dass ein Grill heftig loslegen kann, wenn er will und kann. Mit Karacho habe ich das Crumble dem Herd entrissen; gerade rechtzeitig bevor diese Köstlichkeit dem sicheren Verbrennungstod anheimgefallen wäre.


Wenn ich mich also daran gewöhne, dass ein Backofen sich an die Temperaturen hält, die man ihm eingibt, dann wird das ein wonniges Backen und Braten. Ob das meiner Figur gut tun wird, sei zunächst dahingestellt. Jetzt freue ich mich schlicht und einfach über meine neue alte Küche, die ich vom Wintergarten aus optisch genießen kann. Hoffentlich endlich ohne das Trommeln des Regens auf dem Glasdach und noch hoffentlicher endlich bei zumindest ein bissl Sonnenschein.

Aber auch so bin ich dankbar, es geht mir verdammt gut. Heute geht es weiter in meiner Versuchsküche. Diverse Crostini, Salat aus dem Garten, Roastbeef mit gebratenem Gemüse und eine noch auszudenkende Nachspeise stehen am Progamm. Mal schauen, was der Herd dazu sagt.

Auch Ihnen schöne Pfingstfeiertage, werte Lesende!

2 Kommentare:

  1. Was für eine wunderschöne Küche!!! Ich gratuliere! :)
    Liebe Grüße,
    Suse

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    1. Danke! Für die Grüße (die ich herzlich erwidere) und fürs Mitfreuen.
      Der Backofen ist grandios und deswegen befinde ich mich seit Tagen in der abendlichen Zwickmühle: Soll ich was Aufwändigeres kochen oder mich doch lieber im Garten bis zur späten Dämmerung herumtreiben. Eine wunderbare Zwickmühle!
      Schönen Tag noch!

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