Mittwoch, 28. August 2013

TOPINAMBUR - SONNE IN HÜLLE UND FÜLLE

Frau war wieder einmal am Kochwerk, aber lassen Sie mich etwas weiter ausholen und in Richtung Gartenwerk schauen.



Die Geschichte beginnt mit einem winzigen Wurzelstück einer Topinamburpflanze, das sich über den Komposthaufen in ein Beet eingeschlichen hat. Oder einer kleinen Knolle Topinambur, die von mir unbemerkt mit Topfplanzen in den Garten importiert wurde.  Wer weiß...
Letzten Sommer auf alle Fälle sah ich inmitten von Rosen und Geranium ein winziges Pflanzerl mit gelben Blüten. Da ich eine mäßig eifrige Jäterin bin und mir bei dessen Anblick nichts gedacht habe, bekam es Bleiberecht.
Das veränderte meinen Garten grundlegend.


Denn auch im Frühling, als saftiges Grün zwischen den ursprünglich an diesem Platz sesshaften Gewächsen mit atemberaubender Geschwindigkeit spross, wußte ich, worum es sich handelt und sah trotzdem gelassen und freudig zu. Ist ja schön, wenn etwas Neues, Unerwartetes entsteht. Naja. 

Wenn ich nicht bald Radikalmaßnahmen ergreife, dann lebe ich nächstes Jahr in einem Topinamburfeld. 


Dieser Gedanke geistert schon seit einiger Zeit in mir und heute habe ich den ersten Schritt in die geplante Richtung getan.

Bei strömendem Regen bin ich in den Garten geschwommen und habe ein paar Topinambur-Stämme aus der (zugegeben wunderbar lockeren) Erde gezogen. Nur jene, die aus dem Beet bereits herausgewachsen waren, wobei ich mit Schrecken feststellte, dass die Knollen wohl nicht so das Problem bei der Beseitigung sein werden. Denn sie sind verbunden durch elendslange Wurzeln, die mürbe sind wie jene der Winde. Wahrscheinlich habe ich heute mit meiner nur oberflächlichen Knollen- und Wurzelentfernung heftige Wuchsförderung betrieben.

Sei es drum, ich will jetzt vom Impulsgeber für diese Aktion sprechen. Das war nämlich primär mein Hunger, der durch ein Rezept für "Reibekuchen" angefacht wurde, das im Social Network aufgetaucht ist. 

Die Idee lag nahe: ich verbinde das Angenehme (Essen) mit dem Nützlichen (Rettung vor dem Untergang im Topinamburwald). 



Ganz schnell bin ich auch noch zu den Paradeisern und dem Kräuterbeet geschwommen und habe ein paar hold Errötete und ein Büscherl Schnittknoblauch gepflückt bzw. geschnitten und ab ging es in die Versuchsküche.




Den schon im Regenwasser im Garten vorgewaschenen Topinambur habe ich mit der Wurzelbürste geschrubbt und anschließend mit meiner Küchenmaschine geraspelt. Um das doch etwas fad ausschauende Zeug aufzumotzen, wurde roter Zwiebel fein geschnitten und mit den Topinamburraspeln und dem Schnittknoblauch vermischt.



Da ich der Bindekraft des Topinambur (grundlos!!!) misstraute, habe ich zwei Eier mit Salz, Pfeffer und Kreuzkümmel verquirlt und, mit einem Schuß kaltem Mineralwasser verlängert, über das Knollen-Gewürz-Gemisch gegossen. Ein bissl Mehl hab ich dann auch noch dazu, was sicher nicht nötig ist. Nächstes Mal probiere ich es ohne Bindemittel, obwohl das heutige Resultat durchaus zufriedenstellend war. Inzwischen weiß ich nämlich, dass Topinambur besonders viel Stärke enthält und daher ordentlich binden müsste.



Wie Heidelbeertascherl in der Pfanne mit ganz wenig Butterschmalz in kleinen Portionen gebraten und dann auf Küchenkrepp von eventuellem überschüssigen Fett befreit, haben sie zum Rucola-Salat köstlich geschmeckt.


Für Wissbegierige und vor allem DiabetikerInnen der Link zu Wikipedia
und ein kurzes Zitat aus dem Abschnitt über die medizinische Bedeutung von Topinambur.
Die Knollen sind bei Diabetikern beliebt, da sie zu 16 % aus Kohlenhydraten in Form des Mehrfachzuckers Inulin bestehen. Topinambur ist seit 1922 auf dem Speiseplan flankierend zur Behandlung von Diabetes in Verwendung. Inulin, der langkettige Zuckerstoff, kann nicht verdaut werden, weil die dazu nötigen Enzyme nicht vorhanden sind, und wirkt deshalb als Ballaststoff im Darm. Erst im Dickdarm kommt es zur Fermentierung, was aber auch zu Blähungen führen kann. Wird Inulin regelmäßig mit der Nahrung aufgenommen, senkt das die Blutfettwerte und fördert die Anwesenheit von Bifidobakterien.

Topinambur soll auch noch aus anderen Gründen fürchterlich gesund sein und schmeckt auch in verschiedenen Varianten zubereitet recht gut. Keine kulinarische Offenbarung, aber durchaus zB statt Erdäpfel einsetzbar. Da ich nicht zu den Leuten gehöre, denen Topinambur Blähungen und sogar Bauchgrimmen beschert, bin ich rundum mit dem kulinarischen Versuch zufrieden.



Aber ich warne davor, Topinambur im Garten zu kultivieren, wenn man nicht Lust hat, ihn mit Argusaugen zu bewachen und permanent zu zähmen. Und wenn man mehr Scheu vor wilden Pflanzen hat wie ich. Denn eigentlich kann ich gut damit leben, dass der Sonnenblumenbruder nächstes Jahr sicher wieder mit neuer Kraft im Beet herumtollen wird.

Das würde mich sogar beglücken und ich würde ihm auch viel Platz für seine Spompanadln zur Verfügung stellen, wenn er die Großtat beginge, die verflixten Wühlmäuse von den anderen Pflanzen abzulenken. 
Halten sie bitte die Daumen!

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