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Freitag, 16. August 2019

THE MAKING OF KRIECHERLMARMELADE

Frau war am Vorratswerk, diesmal in Sachen Kriecherl. Was, sie kennen Kriecherl nicht? Dem kann abgeholfen werden. Aber vorher eine Warnung: eigentlich handelt es sich bei dem, was ich eingemacht habe, gar nicht um Kriecherl. Ich mag nur das Wort Blutpflaume nicht und nenne jene Früchte, die die Wege um mein Haus derzeit pflastern lieber Kriecherl. Zur Aussprache finden Sie übrigens Aufklärung im vorletzten Absatz dieser langatmigen Ausführungen.



Jetzt also systematisch, meinen Garten betreffend historisch - und per Wikipedia belegbar. Kriecherl, auch bekannt als Kriechenpflaume (Prunus domestica subsp. insititia), hatte ich auch in meinem Garten. Aber die gelbgrüne Art, irgendwann einmal wild aufgegangen und wild, sogar sehr wild, weitergewachsen, was mir nur recht war, beschattete doch dieser Baum den Wintergarten. 

Dem haben jedoch eines Tages die Wühlmäuse Garaus gemacht, ich musste sie nicht einmal fällen, das haben die Biester selbst erledigt. Gründlich erledigt per Abnagen sämtlicher Wurzeln rundherum. Einen dicken Ast habe ich dann als Weihnachtsbaum verwendet und ordnungsgemäßg geschmückt, wobei meine damals schon erwachsenen Kinder nichts besseres zu tun hatten, als eine Dose Fichtennadelspray zu kaufen und die gesamte Wohnung damit niederzunebeln und olfaktorische Superbeeinträchtigung herzustellen. Die Dose steht noch immer im letzten Kellereck und wartet darauf, endlich zum Problemstoffdepot gebracht und entsorgt zu werden. Die Blaue Variante gab es auch in meinem Garten, mitten in der Vogelschutzhecke. Die ereilte das gleiche tierische Schicksal.


Dann wuchs ein von den Vogerln per Verdauungstrakt gepflanzter kleiner Baum, just inmitten meiner uralten Fliedergruppe, an der sich ebenfalls die Wühlmäuse delektiert hatten. Also ließ ich ihn wachsen und siehe da, er wuchs zu einem prachtvollen (und unter uns gesagt viel zu hohen) Baum heran, der im Frühling prachtvoll zartrosa blüht und im Herbst die oben gezeigten Früchte trägt.



So der Frühling halbwegs warm ist, zeigen sich die ersten Blüten schon Ende März und wärmen sich an den schützenden Fenstern des Wintergartens.

Dabei handelt es sich um eine Blutpflaume, genauer gesagt um Prunus cerasifera 'pissardii'. Ein prachtvoller Baum mit zartroser Blüte und einer beglückenden Fülle an Früchten. Beglückt werde aber nicht nur ich, sondern auch die Vögel, der Marder, den ich Alois getauft habe, der Igel Olaf samt noch nicht benamster Familie und all die anderen Tiere (unter besonderer Berücksichtigung der Mäuse), die Garten und Haus besiedeln.


Manchmal ist meine Freude über die in diesem Jahr besonders üppige Fruchtfülle endenwollend. Denn das Obst ist nur bedingt zu ernten, da zum Großteil in unerreichbarer Höhe. Jeden Tag kehre ich die zerplatzten (wie ich sie nenne) Kriecherl vom Sitzplatz vor dem Wintergarten weg und wenn man unvorsichtiger weise am schattigen Rosenplatz sitzt, knallen sie einem gnadenlos auf den Kopf. Zudem umschwirren zahllose Wespen und Fliegen den Baum und die finden es dann auch besonders gemütlich, sich nach dem Essen in den Wintergarten zu begeben und dort zu bleiben.


Komplettes Wildlife halt, was ja auch wieder schön ist so mitten in der Stadt.

Jahrelang habe ich nichts mit den Früchten gemacht, die letzten beiden Jahre haben dankenswerter Weise Kinder mit Vergnügen alles aufgegessen, das in zumindest für Erwachsene erreichbarer Höhe wuchs. Dieses Jahr habe ich erstmals Marmelade darauf fabriziert und bin erstaunt, wie gut sie schmeckt.

Aber da ging es zuerst um das Entkernen. Der dankenswerter Weise geschenkte Entkerner für Kirschen, in dem sogar kleine Zwetschken Platz gehabt hätten, hat leider gar nichts gebracht. Zu fest ist das Fruchtfleisch mit dem Kern verbunden. Sind keine sogenannten Kerngänger, was sie mit den Kriecherl gemeinsam haben.



Also habe ich sie ganz kurz über Dampf erhitzt, maximal zwei Minuten. Danach mit der Hand den Kern rausgeflutscht und sowohl den Saft als auch den Fruchtsaft vom Dämpfen aufgefangen.



Das Fruchtfleisch samt dem Saft habe ich dann abgewogen, die sehr flüssige Masse wie Gelee behandelt, daher 1:1 mit Gelierzucker vermengt und mit dem Pürierstab zerkleinert. Da sich noch immer unschöne, da harte Schalen im Fruchtbrei getummelt haben, hab ich das ganze noch durch die Flotte Lotte getrieben und danach die zurückbleibenden Schalen noch einmal extra mit dem Pürierstab zerwurschtet. Wäre wahrscheinlich nicht nötig gewesen, ich gehe davon aus, dass sich die Schale beim Kochen aufgelöst hätte. Aber sicher bin ich nicht.



Das Resultat ist auf alle Fälle durchaus empfehlenswert und besticht durch seine säuerliche Note, die sich im Abgang süßlich gestaltet (würden WeinkennerInnen formulieren).

Falls Sie genau geschaut haben, wie ich die Marmeladegläser beschriftet habe, ist ihnen aufgefallen, dass dort "Kriacherl" steht. Warum? Weil man es so ausspricht. Hat nix mit Kriechen zu tun und leider kann ich Ihnen keine ethymologische Erklärung liefern. Noch nicht.

Für Marmeladeköchinnen und -köche noch ein Tipp: Ich beschrifte die Gläser neuerdings mit Stiften, die eigentlich zur Idenfikation von Gläsern auf Festen gedacht sind. Haltet gut, auch wenn man mit nassen Fingern raufgreift, lässt sich leicht wieder mit Geschirrspürmittel abwischen und man erspart sich das elendige Ablösen von Pickerl, die man in D Etiketten nennt.

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