Seiten

Samstag, 8. Juni 2019

DUFTENDER ROSENMOND

Frau ist... was wohl? Am Staunwerk, am Baden in den Düften und Schönheiten des Gartens. Warum nur kann man Blogeinträge nicht erschnuppern? Ich würde Sie so gerne an den Bouquets, die mich umschmeicheln, teilhaben lassen.



So bescheide ich mich denn und führe Ihnen die Schönen nur vor Augen und nicht vor Nase. Beginnen wir mit Constance Spry, die meinen Sitzplatz so wundersam beschattet. 


Sie blüht nur einmal im Jahr, das aber in Überfülle. David Austin hat sie mit Graham Thomas 1961 gezüchtet, seine erste Englische Rose, die als Archetyp dieser Rosengruppe gilt. Wenn ich in der Kühle des schattigen Platzes die Augen nach oben wende, winkt sie mir zu. Und jetzt, da die ersten Schalen beginnen, sich zu entblättern, rieselt es manchmal sanft auf mich (oder auch in meinen Kaffee) herab.



Benannt ist sie nach der Floristin Constance Spry und dieser Satz im Wikipedia Artikel hat mich besonders abgesprungen, weil es so perfekt zu meinem Garten, all den wunderlichen darin sprießenden Gegenständen und meiner Liebe zu (fast) allen Pflanzen passt:
"Constance Spry ransacked attics for unusual objects to use as containers and drew inspiration from the Dutch 17th- and 18th-century flower painters, while she popularized unusual plant materials to offset flowers, like pussy willow, weeds and grasses and ornamental kale."

Die dunkelrote Rose, die manchmal einen Hauch Violett und auch ein ebensolches Quantum an Orange spiegelt, ist Othello.



Auch eine Austin Rose, die aber remontiert, das heißt mehrmals im Jahr blüht. Eigentlich sollte die Clematis, die sie umrankt, gleichzeitig Farbe bekennen, das wird aber dieses Jahr noch dauern.



Geht man ein paar Schritte weiter, so begegnet man Sharifa Asma, der zartesten meiner Rosen, die wiederum einen ganz anderen Duft verströmt als Constance Spry und Othello. Lieblicher, noch süßer und - wie ich finde - ein bisserl zitronig oder vielleicht eher mandarinig.


Hier ein Blick auf die drei Schönen hintereinander. Falls sie es schon entdeckt haben: Die Blattrollwespe hat sich vieler Blätter bemächtigt und auch sonst gibt es das eine oder andere Getier, den einen oder anderen "Makel". Das irritiert mich kaum. Die eingerollten Blätter knapse ich ab, wenn ich dran vorbeigehe, mit den Läusen sind die Marienkäfer und die Vogerl abgefahren und der eine oder andere Fraßschaden juckt mich auch nicht. Selbst jenen Rosen, die von den Wühlmäusen verspeist wurden, weine ich nur sehr selten nach. Das ist die Natur, das ist kein Plastik, das man jahrelang rumstehen hat, von Zeit zu Zeit abstaubt und danach den Urzustand wieder hergestellt hat!


Am Rand des (zugewachsenen) Biotops steht Pierre de Ronsard, eine der wenigen, die nicht zu den Englischen Rosen gehört. Sie wurde von Meillard gezüchtet, spricht also Französisch. Deshalb nenne ich sie auch nicht bei ihrem deutschen Namen: Eden Rose 85. Das ist unter ihrer Würde. Das 85. Nicht unter ihrer Würde empfinde ich das Fundstück, das das Armiereisen abdeckt und in dem sich Holzwolle als Heimstadt für die größtenteils nützlichen Ohrenschlüpfer befindet. Auch ein etwas schräges Zitat der althergebrachten Rosenkugeln.



Ihr Namensgeber war laut Wikipedia der bedeutendste französische Lyriker des zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Ihre zahllosen Knospen sind noch geschlossen, nur die eine oder andere öffnet sich mit Bedacht. Derzeit lässt sie der sich überstrudelnden Deutzie Vorrang und wartet, bis diese ihr nicht mehr die Show stiehlt.



Ein Stück hinter ihr steht Brother Cadfael. Einst standen dort 3 Brüder, was die Wühlmäuse als reichlich gedeckten Tisch missverstanden haben. 


Den feindlichen Teil des Wildlifes in meinem Garten überstehen nur die Stärksten. Natürliche Selektion sozusagen oder: Darwin für den Haus- und Gartengebrauch. Passt irgendwie zu den mörderischen Cadfael Chronicles.



Die Wife of Bath, ebenfalls eine Austin-Züchtung, habe ich sträflich vernachlässigt. Sie ist von den Tellerhortensien überwuchert worden und ich muss sie erst nach deren Blüte aus dem Dickicht befreien.


Ein ähnliches Schicksal erleidet Scepter'd Isle, die sich aber tapfer durch einen wilden Teil des Gartens durchgekämpft hat, aber ziemlich schwächelt.


À propos kämpfen. Unsagbar ist Bobby James, eine Ramblerrose, die bereits Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt wurde. Bei mir hat sie sich selbst eingeführt, mit Hilfe der verdauungsfreudigen Vogerl. In meinem gesamten Garten klettert sie munter auf Bäume, die Einfahrt zu meinem Carport überwuchert sie so traumhaft, dass das Auto kaum mehr seinen Unterschlupf erreicht.


Besonders im Hof tobt sie sich aus, wuchert nicht nur entlang eines gespannten Seils, sondern kraxelt auch auf die malträtierte, geköpfte, dadurch gerettete, aber mit endenwollender Schönheit gesegnete Fichte.


Hinterm Haus kraxeln noch New Dawn (1939 in der Somerset Rose Nursery entdeckt) und Paul Scarlet's Climber (1876 gezüchtet von William Paul) um die Wette. Letztere zeige ich Ihnen nur durch den Efeuvorhang, der die Hintertür meines Hauses gegen das sehr nahe (und unschöne) Haus dahinter abschirmt. Sie können sie ahnen. ;-)


Genug von Rosen? Ich hätte zwar noch ein paar, aber ich halte mich (endlich) zurück. Aber haben Sie noch kurz Zeit für einen Spaziergang durch den Garten? Dann kommen Sie mit, dauert nicht lang. Aber ich muss Ihnen einfach noch meine Möhner zeigen. Denn "der Mohn ist aufgegangen...", der "Türkenlouis" hat die Wühlmäuse überlebt und hat sich - zumindest in Relation zum letzten Jahr derrappelt. Und das abendlich unglaublich leuchtende Geranium magnificum, das sich so gut mit dem Frauenmantel vergrägt, möchte ich Ihnen noch zeigen und die zeitgerecht aufblühenden späten Pfingstrosen und... Ach, schauen Sie einfach selbst!

















Sehen sie die drei Bienen, die den Storchschnabel (Geranium x magnificum) belagern? Die sind heftig unterwegs, auch bei den Rosen gehen sie aus und ein. Fliegen sie aus und ein wäre richtiger ausgedrückt.


Obwohl mein naturnaher Garten so viele Unterschlupfmöglichkeiten für Wildbienen bietet, habe ich ihnen auch noch zusätzliche aufgestellt, die ebenfalls brav besiedelt werden. Von Mauerbienen glaube ich. Flankiert übrigens von Rhodochiton atrosanguineus, dem Rosenkleid, das hoffentlich bald in die Höhe starten wird. Gibt es einen hübscheren Namen für dieses fragile Gewächs als Rosenkleid?


Ich renne gerade ein bissl im Zickzack durch meinen Garten. Die Bilder habe ich zwischen 1. und dem heutigen 8. Juni aufgenommen, zu unterschiedlicher Tageszeit (was die verschiedenen Farbtöne, vor allem die diversen Grüns erklärt) und beim Hochladen verliere ich gerade den Überblick.  Naja, den verliere ich im Garten auch des öfteren. Ist also sehr authentisch.




Dieser Bilderbogen soll auch ein bissl an David Austin erinnern, dem großartigen Züchter der Englischen Rosen, dem ich so viele meiner Lieblinge verdanke und der im Dezember letzten Jahres gestorben ist. Deshalb schließe ich nun endlich mit einem weiteren Bild seiner umwerfenden Constance Spry.


Danke, dass Sie mir durch meinen Garten gefolgt sind. Gemeinsam ist es einfach noch viel netter.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Über konstruktive Kommentare, Fragen und Anregungen freue ich mich!