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Dienstag, 2. Juni 2015

DER MOHN IST AUFGEGANGEN

Frau ist am Gartengenusswerk und freut sich unbändig über ihre Möhner.


Kaum eine Blüte gibt die Farben des Lichts so wieder, fängt die Stimmungen des Tages so ein wie die des Mohns. So empfinde zumindest ich es.

Außerdem mag ich seine Widerspenstigkeit und seinen Eigensinn. Er lässt sich bewundern, aber nicht domestizieren. Egal, ob er wild auf einer Wiese blüht, auf einer Schutthalde im Gebirte oder im Garten. Vase? Nein danke. Schneller als man schauen kann wäre seine Schönheit vergangen.


Viele Jahre habe ich gegen die Unbill der mir nicht willkommenen Gartengäste für den Mohn gekämpft. Zuerst haben sich die Wühlmäuse über Jahre an ihm gütlich getan. Er hat es gerade noch geschafft, ein paar Blätter zu treiben - mehr nicht. Dann haben sich die Wühlmäuse anderen Genüssen zugewandt und ich habe mich über jede der damals noch wenigen, aber immerhin vorhandenen Knospen gefreut. Aber dann kamen die Schnecken und fraßen die Stängel an der Basis ab. Wieder keine Mohnblüte. Mordlust stieg in mir auf, aber den Mohn konnte ich trotzdem nicht retten.


Dieses Jahr nun tummeln sich die Wühlmäuse nach wie vor in meiner unbeabsichtigten Topinamburplantage. Nachdem ich schon drei mal diesen Bereich, in dem auch der Mohn steht, akribisch genau zwei Spaten tief durchjätet, die Erde durchgesiebt und jedes auch noch so winzige Würzelchen entfernt habe, erfreut sich der wuchs- und vermehrungsfreudige Topinambur, der letztes Jahr alle "Kulturpflanzen" in diesem riesigen Beet  überwuchert und damit umgebracht hat, bester Gesundheit und ungebrochener Vitalität.

Auch der Fraß der Wühlmäuse tangiert mein ausuferndes Gartensorgenkind nicht. Tragen sie doch die feinen Würzelchen, aus denen dann die nächsten Knollen gebildet werden, kreuz und quer durch den Garten. Eine sehr fruchtbare - und wie mir manchmal vorkommt - furchtbare Symbiose!


Um so mehr bin ich erstaunt, dass der Mohn vollkommen ungerührt von dem drängelnden Aggressor, den ich in der letzten verregneten Woche nicht täglich oberirdisch eingedämmt habe, so offensichtlich wohl fühlt.

Er hat zwar die Blütezeit des Allium verpasst, von dem nur einige wenige Zwiebel überlebt haben (die mampfen wahrscheinlich die Wühlmäuse als Hors d'oevres oder als Dessert) und mein ursprüngliches Konzept, das knittrig-fransige Knallrot den fragilen lila Blütenbällen des Alliums (Kugellauch) entgegenzustellen, nicht erfüllt. Aber erstens ist, wie oben erwähnt, der Mohn ein Dickkopf und zweitens begeistert mich gerade das am Garten: es ist so vieles nicht planbar. So hat sich zum Beispiel die (Austin) Rose "Heritage" in Richtung Mohnstandort gestreckt. Wahrscheinlich hoffte sie, dort dem unbarmherzigen Regen der letzten Wochen, der so viele ihrer Knospen an- und abfaulen ließ, zu entkommen.


Aber der verblühende Rhododendron im Hintergrund bringt das Lila, der Topinambur das mit dem Tageslicht ebenfalls changierende Quietschgrün, die Sumpfiris das länglich Spitze und die Clematis, die mit der Rose um die Wette rankt, das Fragile.

Hach! Der Mohn ist gestern aufgegangen und ich habe ihn über den Tag hinweg mit Entzücken beobachtet.

In der Früh knallte mir aus dem Staudenbeet sein bombastisches Rot entgegen. Unbemerkt hatte der erste "Türkenlouis" seine borstigen Kelchblätter gesprengt und war dabei, sich zu entknittern.


Habe die Zeit an ihm abgelesen und nach langem Zögern festgestellt, dass ich sein feuriges abendliches Dunkelrot (vor allem im Gegenlicht) am allerallerliebsten habe. Auch wenn dann die Kamera überfordert ist, die Feinheiten seiner Blütenblätter wiederzugeben.


Jetzt muss ich sofort wieder in den Garten schauen, ob die anderen Knospen sich nach dem heftigen Nachtregen und den warmen Tagtemperaturen zur Explosion fertig machen. Ich werde Ihnen berichten...

6 Kommentare:

  1. wie schön diese Blume doch ist! Ich bin gespannt!

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    1. Heute sind drei weitere Möhner aufgegangen. Sie sind allesamt oranger als der oben gezeigte und viel franseliger. Von der Form her eindeutiger "Türkenlouis", von der Farbe her eigentlich nicht. Fragen über Fragen. :-)
      Möglicher Weise ist dieser erste bejubelte Mohn "Beauty of Livermere".
      Soviel zu meiner offensichtlichen Fehlinformation...
      Einen schönen Tag wünsche ich!

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  2. J. M. Schneider13. Juni 2015 um 00:07

    Pflücken geht garnicht, umso dankbarer bin ich um die schönen Bilder :-D

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    1. Schön, von Dir zu lesen, +J.M. Schneider!
      Tut mir leid, dass Du dich mit dem Kommentar hast plagen müssen. Er wird erst veröffentlicht, wenn ich ihn gesehen habe. Zu viel Spammer unterwegs.
      Freut mich, dass Dir die Bilder gefallen. Inzwischen ist der Mohn verblüht, aber durch die Bilder verlängere ich mein Vergnügen an ihm.

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    2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  3. J. M. Schneider13. Juni 2015 um 00:11

    Zweiter Versuch liebe SuGo:
    Pflücken geht garnicht, umso dankbarer bin ich um die schönen Bilder! :-D

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