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Dienstag, 25. Februar 2014

REICHLICH BESCHENKT

Frau ist gerührt und war deshalb besonders freudig am Kochwerk. Fast täglich schenkt ihr jemand etwas. Einmal wird ihr eine Mandarine direkt vom Baum über die Straße gereicht, ein anderes Mal für das (auf Wunsch) Photographieren von zwei Marktverkäufern reichlich Keks und Zwieback in den Korb gestopft. Eine Großmutter, die an ihrem kleinen Marktstand steht und von ihrer kecken kleinen Enkelin vom Verkaufen abgehalten wird, weil sie (die des Englischen angeblich mächtig ist) als Verkäuferin agieren will, kramt, weil es ihr anscheinend gefällt, wie Kind und Frau lachen, ein paar Mandarinen heraus und legt sie zu dem Gekauften. Oder es pflückt jemand rasch einen Pfefferminzzweig und bietet ihn dar. So geschwollen das klingt, diese Geste des Schenkens empfinde ich so. Die Geschenke werden mit Liebenswürdigkeit und Würde dargeboten.

Und gestern hat mir ein ganz besonders lieber Iannis (derer es viele gibt) einen ganzen Sack voll Orangen und Mandarinen geschenkt.


Vom eigenen Baum, ganz ohne "Pharma" wie der freudig Beschenkende aufklärt. Er hat hinter der Türe auf mich gewartet und ist herausgeschossen, das Sackerl vor sich herschwenkend.


Die Orangen, die ich hier kaufen kann, sind so köstlich, das es nicht beschreibbar ist. Diese jedoch sind noch viel kostbarer. Erstens, weil sie ein Geschenk sind und zweitens, weil sie wirklich "bio" sind. Also was draus machen?

Die Ausrüstung der Küche ist nicht fürs Einkochen ausgelegt, ich habe außerdem keine Gläser zur Verfügung. Trotzdem möchte ich zumindest Teile dieser Gabe haltbar machen.


Deshalb schäle ich einige Orangen ganz vorsichtig dünn ab. Die Schalen werde ich trocknen und zu Hause in einer Mühle als Verfeinerung von Speisen verwenden. Der wärmende Iannis-Gedanke wird dann jedesmal erneuert. Mir fällt gerade auf, dass das Wort "Gedanke" den Dank beinhaltet. Gut so.

Das Weiße schäle ich dann noch und möchte die kleinen und sehr saftigen Orangen filetieren. Aber das scheitert an meiner Faulheit. Deshalb schneide ich sie einfach in kleine Stückerl und gebe einige Rosinen dazu. Ein feines Desert für heute Abend, wahrscheinlich mit griechischem Yoghurt.


Gestern Abend habe ich ein anderes Geschenk verkocht. Beim Lebensmittelhändler im Dorf sah ich in der Kühlvitrine sehr "konfektioniert" aussehende Eier in Kartons und daneben eine Schüssel mit ganz unterschiedlichen Eiern. Braun und weiß, groß und klein gemischt. Ich habe einige dieser "bunten" Eier genommen, weil ich weiß, dass rundherum viele Leute Hühner haben, die lustig in der Gegend rumlaufen. Brauche ja nicht zu erklären, warum mir "freilaufende Eier" lieber sind.

Als ich zum Geschäftsinhaber zur Kassa kam, hat er mir erzählt, dass diese Eier von seinen eigenen Hühnern sind und dass seine Mutter die kleine Landwirtschaft, die er in der Nähe hat, versorgt. Und dass er auch Gänse und Truthennen hat. Da wir beide das Wort in der Sprache des jeweiligen Anderen nicht kannten, hat er mir Bilder auf dem Laptop neben der Kassa gezeigt. Und ist sofort gelaufen, um mir zwei Gänseeier und ein Truthennenei zu schenken. Zum Probieren.


Hier ist es, das Gänseei. Ungewaschen neben einem ebensolchen Hühnerei, am Nachmittag vorgekochten Kartoffeln und Thymian, Fenchel und Salbei, die ich beim Spazierengehen auf mageren Wiesen gepflückt habe. Im Hintergrund das köstliche Olivenöl, das ich bei der Tante einer Bekannten erstanden habe. Kalt gepresst natürlich.


Der Größenunterschied der Eier ist auf alle Fälle enorm. Das Gänseei hatte auch wesentlich weniger Klar als die beiden Hühnereier.

Die Tortilla, die ich daraus fabriziert habe, war zwar fein, aber optisch nicht der Brüller. Deshalb gibt es auch kein Bild davon. Weiß ja, wie ich meinen Ruf als Köchin erhalte. ;-)

Für heute Abend habe ich zu den Resten der Tortilla was Kretisches gemacht. Saubohnen (dicke Bohnen, Pferdebohnen) mit Schote (was mir neu war, bevor ich es hier vor ein paar Jahren gegessen habe) mit Zwiebel, etwas gewürfeltem Paradeiser (Tomate) und reichlich wildem Fenchel. In Olivenöl gedünstet.


Optisch auch nicht wirklich verführerisch, aber besonders gut. Wegen des aufsteigenden Dampfes wirkt das Zeug noch dazu blässlich. Ist es nicht und die Paradeiser sind röter als wiedergegeben.

Zum Schluss komme ich noch kurz zum Thema Orangen und vor allem Geschenke zurück. In dem wunderbaren Gewürzgeschäft in einem benachbarten Dorf (ich werde sicher einen eigenen Blogeintrag darüber schreiben) habe ich etwas Köstliches "als Draufgabe" zum Gewürzekauf bekommen: Orangenchips.


Die enthalten das ganze Aroma und die volle Süße der Früchte, die hier in der fruchtbaren Messará-Ebene wachsen.

Die Großzügigkeit und die Freude der Menschen am Freudemachen be.rührt mich immer wieder und ich liebe das darauf folgende Ritual des sich Hin- und Herbedankens. Um dieses sprachlich zu erweitern und mich mit diesen Menschen mehr unterhalten zu können, setze ich mich jetzt rasch wieder hinter meine Griechischbücher und -Hefte.

5 Kommentare:

  1. Schön geschrieben. Da kommt Lebensfreude auf. ;-) Hätte ich gerne alles mal probiert. Vor allem auch die Saubohnen und den Orangennachtisch.

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  2. Da kommt Lebensfreude auf. ;-) Hätte ich alles gerne mal probiert, die Bohnen und den Orangennachtisch.

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  3. Deren (letzte) Stunde schlägt demnächst. :-)

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  4. Ich bin ganz gerührt von dem Artikel. Wahnsinnig super geschrieben! Sehr schön zu sehen, dass es Menschen gibt, die gern geben und noch mehr, dass es Menschen gib, die gegebenes sehr schätzen. Wie schön wäre die Welt, wenn es mehr Menschen davon gäbe :-) Dann noch die Erklärung der Verarbeitung (schon die Idee, die Orangenschalen zu mahlen) --> Klasse!!! Danke dafür!

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    1. uuups, jetzt habe ich meinen Kommentar mit dem Dank für die lieben Zeilen unabsichtlich gelöscht. Er sei hiermit noch einmal dargelegt.
      Dafür habe ich heute meinen Blog durch einen Pilz-Eintrag bereichert, vielleicht ist der ja auch von Interesse.
      Habe - ohne das großartige Pilz Finder App einzusetzen - Pilze gefunden und dokumentiert. :-)

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