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Sonntag, 25. Juli 2021

VEGETARISCHES VERGNÜGEN: DER GEMÜSEGARTEN IM JULI

Frau ist am Staunwerk: So lange schon kein Eintrag? Naja, während der Zeit vor der Impfung war ja nur bedingt etwas zu berichten. Aber heute habe ich mich des Blogs besonnen und habe rasch vor dem pünktlich eingetroffenen Regen im Garten ein paar Bilder gemacht. Unter besonderer Berücksichtigung des erweiterten Gemüsegartens.


Dieses Jahr ist ja ein ganz besonders ungünstiges für viele Pflanzen. Der eiskalte Mai, die deswegen verspätete Möglichkeit, wärmeliebende Pflanzen ins Freie zu bringen und in den letzten Tagen ist alles niedergewaschelt worden und liegt teilweise darnieder wie diese verblühende Ligularia przewalskii, die vor den Güssen mit zahllosen Kolleginnen kerzengerade im Beet gestanden ist. Sie wundern sich über die Figur im Hintergrund? Tun Sie das nicht, meine Kitschliebe ist legendär.


Trotzdem bin ich bisher vor allem mit meiner Gemüseausbeute höchst zufrieden. Da meine Fichte letztes Jahr gefällt werden musste (schluchz), habe ich die Chance genutzt und dort den Gemüsegarten vergrößert. Mit dem schon vorgestellten keyhole bed (der Begriff keyhole garden kommt mir etwas übertrieben vor) und diversen anderen "Versuchen". Kommen Sie mit, ich zeige es Ihnen.


Hier ist er, mein Gemüsegarten. Eingezäunt wie die  traditionellen Bauerngartln und innen quillt er über.

Im sogenannten keyhole bed, das aus Ziegeln eines Abbruchhauses entstanden ist, ist der Knoblauch erntereif und manche Zwiebel schieben Blüten raus. Die haben wohl das eiskalte Frühjahr für den zweiten Winter gehalten und gehen daher in die (wunderschöne) Blüte. 

Die Salate, die ich dort drinnen hatte, und die meisten Zwiebeln habe ich bereits geerntet, die Schnecken haben sich mehr als den Zehent geholt. In einer Nacht 15 Salatpflanzerl, mühsam vom Samen gezogen, schmatzschluck weggefressen. Biester! So schaut das dann aus. grrrr.

Das gemauerte Beet schaue ich immer wieder gern an und freue mich darüber. So ganz nebenbei bin ich auch heilfroh, dass ich den frei gewordenen Platz mit diesem unverrückbaren Teil besetzt habe. Es hindert mich daran, mir auch noch ein Gewächshaus zuzulegen. Wäre einfach zu viel und wenn ich endlich wieder reisen kann, dann werde ich nicht mehr so viel Zeit in den Garten stecken können. Zudem finde ich es einfach ein Schmuckstück!



Inzwischen jedoch ist der Weg rundherum total zugewachsen. Das liegt an meinem Milpa-Beet-Versuch, der sich am besten Weg zum Ausufern befindet. Die Bohnen, die ich 6 Wochen nach dem Mais gestupft habe, sind losgefetzt wie die Wilden und haben sich überall festgehalten, wo sie annähernd Halt gefunden haben. Damit ich sie später im vorhergesehenen Gewirr finde, habe ich "Blauhilde", eine gemäß ihrem Namen gefärbte Stangenbohnenart, gewählt.

Aber der Kürbis! Der wuchert alles zu. Nicht nur in der Horizontale, oh nein! Er hat nicht verstanden, dass er die Füße des Mais' zudecken soll und schwingt sich auch in die Höh und ich kann ihn nur mit Mühe davon abhalten, ins keyhole bed zu kraxeln. Vom Gestell, auf dem eigentlich die Wicken turnen sollten, ganz zu schweigen. Das hat er sich inzwischen erkämpft.

 


Mit den Früchten hat er es noch nicht so. Zugegeben: er hat auch nur ein paar Stunden pro Tag Sonne und die Schnecken, die das feuchte Wetter als Einladung zum Fressen und Sichvermehren verstehen, mögen nicht nur die männlichen Blüten.

In dem Blätter- und Rankengewirr sind einige (Zucker-) Maiskolben zu sehen. Bin neugierig, ob die was werden!


Rechts davon stehen die Feuerbohnen, die einen schönen Sichtschutz - derzeit noch bohnenlos - bilden. Links von den Zwiebelblüten sollten eigentlich schon Früchte an der Glockenpaprikapflanze zu sehen sein. Aber die geruht nicht einmal zu blühen. War ein winziges Verreckerl, als ich sie in der Gärtnerei erstanden habe und sie schießt zwar ins Kraut, aber knospenlos. Ist offenbar nicht glücklich dort.


Zucchini gibt es natürlich auch und wie jedes Jahr überseh ich immer wieder welche und sie enden dann als Riesenteile. Das erste habe ich heute in die Küche geholt und werde morgen raspeln und milchsauer einlegen. Konnte im Frühling nicht widerstehen und habe nicht nur die kräftigste, sondern alle vier kräftigen Pflanzen gesetzt, obwohl ich mir geschworen hatte, nie wieder mehr als eine Pflanze zu setzen. 


Aber die Sämlinge wegwerfen? Meine GartenfreundInnen hatten alle dankend mein Zucchiniangebot abgelehnt. Die haben sich an die weise Regel, dass eine Zucchinipflanze für einen kleinen Haushalt mehr als genug ist, gehalten. Deswegen habe ich einen leeren Erdäpfelsack genommen und die so kräftige Pflanze nebst Kapuzinerl (da sind auch mehr als gedacht aus dem alten Saatgut aufgegangen) eingepflanzt. Die Nachbarn möchten sicher auch Zucchini. ;-)

In Richtung Haus habe ich einen Bogen "gebastelt", auf dem von rechts und links die Gurken raufranken sollten. Die haben am Anfang ziemlich gezickt, im Mai konnte ich zuschauen, wie sie jeden Tag kleiner statt größer wurden. Aber jetzt haben sie mich verstanden und liefern jede Menge. Eigentlich sogenannte Snackgurken, die aber manchmal auch um einiges größer werden, weil ich mit meinen Lieben mit dem Essen kaum nachkomme.


Aber jetzt zu den vorderen Beeten. Was, es ist Ihnen schon fad? Tsts. Dann geh ich eben alleine weiter. ;-)

Vorbei am Gewürzfass (einem alten, bestens gereinigten Ölfass) geht es weiter zu den beiden Hochbeeten. Ringelblumen stehen übrigens in allen Beeten. Nicht nur, weil sie so hübsch ausschauen, sie locken auch die Bestäuber an und sind gesund fürs Bodenleben. Außerdem brauche ich wieder Ringelblumensalbe. Multipler Nutzen also! Der Ysop (unteres Bild) fängt wie fast alles andere auch sehr verspätet an zu blühen.


Die Nigella sativa, der Schwarzkümmel ist - wie die gesamte Karottenaussaat - zur Gänze den Schnecken zum Opfer gefallen. Dafür hat seine hübsche Schwester, die Nigella damascena, auf Deutsch Jungfer im Grünen genannt, unermüdlich geblüht.


Das nächste (halbhohe, auch dieses Jahr entstandene) Beet hat bis letzte Woche die dicken Bohnen beherbergt, die ich mit Unterstützung geerntet habe.

Nun wartet das Beet auf die frische Bepflanzung, die von den Bohnen bisher unterdrückten roten Rüben freuen sich über das erweiterte Lichtangebot und die in der Zwischenzeit gehätschelten Brokkoli- und Palmkohlpflanzen warten darauf, endlich einen ordentlichen Platz zu bekommen, in dem sie loslegen können.


Da ich neidig bin und den Wühlmäusen nichts gönnen wollte, habe ich dieses Jahr Erdäpfel (dtdt: Kartoffel) in Säcken angepflanzt. Abgesehen davon, dass ich mehr und früher Erde hätte nachschütten sollen und die Regenfälle der letzten Woche zu übermäßigem Blattwachstum angeregt haben, könnte das Experiment gelingen. Habe alte Sorten von einem Erdäpfelbauern, natürlich bio, gelegt. Definitive Aussagen werde ich nach der Ernte treffen.

Wenn Sie dieses Photo anschauen, dann wissen Sie, warum ich von überquellen bis entgleisen spreche. Wie tun nur die Leute, dass ihre Gemüsegärten "ordentlich" ausschauen? ok, ich sollte zB dringend den überhängenden Schnittlauch schneiden. Trotzdem: Bei mir wird das immer ein Chaos. Aber ein geliebtes Chaos, ich geb es ja zu.

Aber jetzt weiter zum langen Hochbeet. Auch dort Mischkultur, auch dort trotz permanenter Ernte überquellende Fruchtbarkeit. Zuerst das Beet von der anderen Seite aus gesehen.

Diese eigenartigen Stangen sind eine hatscherte Konstruktion, aber sie halten halbwegs die Seile, an denen die vier Tomatenhaken befestigt sind. Auch meine umwerfende, aber nicht umfallende Konstruktion, an der sich die Erbsen hochranken, ist ganz rechts im Beet zu erkennen. Ich bin berühmtberüchtigt für meine unnachahmlichen Konstruktionen!







Mischkultur ist bei dem geringen Sonnenangebot nicht ganz so leicht zu realisieren. Ich habe nämlich viele Bäume und Sträucher im Garten stehen und wunderbare Baumriesen in den Nachbargärten nehmen viel Sonne. Mit allen (größeren) Vor- und (geringeren) Nachteilen. Aber mit ausreichend Ringelblumen, Petersilie und anderen "Pufferpflanzen" und natürlich gehörigem Abstand kommen sich Paradeiser (dtdt: Tomaten) und Paprika nicht allzu nahe und dürften sich nicht stören.

Denn sichtlich gedeihen die Paradeiser, Paprika und Chili und zur Verhütung bzw zumindest Verlangsamung der Braunfäule spritze ich regelmäßig mit Schachtelhalmtee. Ich hoffe auf baldige und gesunde Ernte.



Im Beet steht natürlich noch vieles andere. Da gibt es zum Beispiel Mangold (einer beginnt zu blühen, Schande über ihn), von ersterem bis zur heutigen abendlichen Ernte fast überwucherten Staudensellerie, Kohlrabi und, wie erwähnt, Petersilie und Ringelblumen. Die blühende Rucola zeige ich Ihnen genausowenig wie die inzwischen aufgegessenen Salate.


Abschließend noch die Erbsen, die von meinen BesucherInnen in der letzten Woche kahlgemampft wurden. Insbesondere die Zuckerschoten fanden reißenden Absatz. Unter meiner Hasenstalldrahtkonstruktion (ein hübsches Wort!) standen von der direkten Sonne geschützt einige Salate. Auch aufgegessen. Hier ist Erwartungsland für die Herbstaussat von Asiasalaten, Postelein und Spinat.



Da ich mit Schrecken gesehen habe, wie sehr ich mich verquatscht habe und wie elendig lang dieser Gemüsegartenrundgang geworden ist, werde ich die Abteilung Blumen und Kübelpflanzen das nächste Mal vor Augen führen. Seien Sie also gewarnt!

Verabschieden tu ich mich mit einigen meiner MitbewohnerInnen. 

 

Ich wünsche Ihnen einen Sommer ohne weitere Wetterkatastrophen und versichere jene, die so hart getroffen wurden, meines Mitfühlens. Angesichts dieses Wahnsinns ist mein nur an manchen Stellen zentimeterweise bewässerter Keller geradezu ein Glücksfall.

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