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Sonntag, 27. Dezember 2015

EINE RUNDE WEIHNACHTSSACHE

Frau war wieder einmal am weihnachtlichen Kugelwerk. Alle Jahre wieder.


Schon zum Barbaratag haben wir den leider kranken und daher schnittgeweihten Weichselbaum um einige Zweige erleichtert und einer von ihnen sollte als kugeltragender Weihnachtszweig die Höhen des Wohnzimmers rumbaumelnd schmücken. Aber als ich ihn dann aufhängte stellte sich heraus, dass er vollkommen ungeeignet war. Da Weihnachten auch diesmal überraschender Weise auf den 24. Dezember fiel und ebendieser Tag bereits zur Hälfte vergangen war, da es zudem auch Brauch ist, Weihnachtsschmuck tunlichst zu diesem Datum an Ort und Stelle platziert zu haben, war eine pflanzliche Alternative gefragt.


Mit suchendem Blick durchschritt ich den frühlingshaften Garten, aber kein passender Ast in halbwegs erreichbarer Höhe war zu entdecken. Also entschied ich mich für eine weitere Alternative. Welche war mir noch nicht klar.


Am Weg durch den Wintergarten blieb mein Blick dann an den Drahtkleiderbügeln hängen, die dort aus welchem Grund auch immer geparkt waren. Sie hatten schon diverseste Aufgaben erfüllt, nicht nur im Kleiderkasten. Auch zur Schmuckpräsentation und zur Pflanzenbändigung waren sie bereits eingesetzt - warum also nicht auch als Christbaum?


Um ehrlich zu sein: ich hatte schon einmal bessere Ideen und prachtvollere Christbäume. Aber auch weniger schmucke. Zumindest musste kein Baum Federn - äh - Äste lassen und schon gar keiner umgeschnitten werden. Ist ja auch schon was.


Auch der Vorteil der fehlenden Nadeln und sonstiger organischer bröselnder Substanzen sei ins Treffen geführt. Der Staubsauger wird sich freuen. Und gar so arg ist er auch nicht, zumindest bietet sich für nächstes Jahr noch Verbesserungspotenzial.


Die Amaryllis sind Fixstarter in meinem Weihnachtswohnzimmer. In der Nähe des Pseudochristbaums öffnen sich die roten, denen ich als Stütze Haselnusszweige angedeihen habe lassen.


Im anderen Wohnzimmerteil schmiegt sich eine weiße Amaryllis an einen Quittenzweig.


Besonders freut mich jene im dürren kirschhölzernen Adventkranz, die, mit Wachs ummantelt, über diesen und sich selbst hinausgewachsen ist. Am ersten Adventsonntag noch so winzig, hat auch sie zeitgerecht ihre Blüten herausgeschoben und damit diese besonders gut zur Geltung kommen, habe ich das Rund mit Rundem gefüllt. 


Meistens steht der Kranz, aus dessen Kerzen sich die von mir zu großzügig bemessenen Drahtfixierungen herausgebohrt haben, am Esstisch und wird dort von den unermüdlich blühenden Orchideen umrahmt.


Natürlich dürfen auch dieses Jahr die Elche am Kaminsims nicht fehlen. Sie promenieren wie üblich unter den Barbarazweigen, die just am 24. aufgeblüht sind.


Meine papierene Winterlandschaft, die ich letztes oder vorletztes Jahr produziert habe, hat sich mir jedoch ebenso entzogen wie der echte Schnee in der echten Landschaft. Habe sie verzweifelt an den wahrscheinlichsten und unwahrscheinlichsten Orten gesucht, ohne Erfolg. Am 23. habe ich aufgegeben. Gut, dann also ohne Winterlandschaft.


Wissen sie, wann und wo sie aufgetaucht sind? Am späten Nachmittag des 24., in einer der Kugelschachteln. Mitten im Weihnachtsschmuck, fein säuberlich in einer hübschen durchsichtigen Mappe verstaut.


Ja wer rechnet denn mit sowas? Dass das Zeug dort ist, wo es eigentlich hingehört! Da aber der dicke angebohrte Ast, in dem ich die Figuren fixiert hatte, definitiv verschwunden ist, hatte das Weihnachtswunder die Chance, einzutreten. Man höre und staune: erstmals seit Menschengedenken habe ich nicht versucht, mit dem Kopf gegen die Weihnachtswand zu rasen und unbedingt auch das noch fertig bekommen zu wollen. Es ist nicht zu fassen! Auch ich bin lernfähig.


Ganz entspannt habe ich festgestellt, dass ja die Weihnachtszeit noch länger dauert und eine Winterszene wahrscheinlich eh erst frühestens nach Neujahr Saison haben wird. Möglicher Weise erst zu Ostern, aber ich will ja nicht übertreiben.


Seitdem lehnen die Figuren an einem unpassenden Ast am Klavier, kippen dann und wann ein bissl um und warten darauf, dass ich meine sonst für die Schmuckproduktion eingesetzte filigrane Bohrmaschine zücke. Das ent.zückt mich. Weihnachten ohne selbstgebasteltem Stress genießen zu können ist ein riesiger Schritt. Möglicher Weise nicht für die Menschheit, aber für mich.


So habe ich denn in Ruhe und Gelassenheit mein Kitschbedürfnis gestillt und genieße die Weihnachtszeit, die ich so liebe. Hoffentlich treibe ich mein relaxtes Kugelwerk nicht zu weit und gleiche mich figürlich dem Weihnachtsschmuck an. Die süßen Kugeln aus weißer Schokolade mit Himbeerganache, die Caipirinha-Kugeln, an denen man sich fast einen Rausch anessen kann, und/oder auch die Orange-Heidelbeer-Kugeln wären dabei durchaus hilfreich. Nein, lieber die runde Schmucksache als die kugelrunde Frau am Werk.


Ach ja, ich habe ihnen ja noch nichts Saisonales gewünscht. Das sei schleunigst nachgeholt. Mögen auch Sie wunderbare und federleichte Weihnachten gehabt haben.

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