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Sonntag, 7. September 2014

BAUMWIEDERGEBURT

Frau war (endlich) am Vervollständigungswerk. Die Baumleichen, die dank Umsicht die Fällaktion im letzten Spätherbst überlebt haben, sind ihrer Funktion zugeführt. Als Rankgerüst. Aber langsam, der Reihe nach. Nur die prachtvolle Cobaea darf schon vorab tröstlichen Anblick bieten.
Vorsicht: dieser Eintrag ist wirklich nur für Hardcore GartenfreundInnen!


Einst als Zaun gepflanzt und über die Jahre immens gewachsen, haben vier Fichten und ein Nussbaum zu viel Schatten geworfen. Vor allem den Nachbarn und so habe ich schweren Herzens der Fällung zugestimmt. Dröhnender Motoren des heftigen Maschinenaufgebots wurde ein Baum nach dem anderen gefällt. Ein Wipfel nach dem anderen wurde übers Nachbardach gehievt und mit jedem solchen Akt wurde der Blick freier. Von mir auf das architektonisch bedingt reizvolle Nachbarhaus, von dort aus auf meine Klofenster. Nicht unbedingt berauschend.






Übrig blieb eine Schubkarre voll Fichtenzweigen für weihnachtliche Girlanden, eine Mistel, die aus dem Wildkirschbaum, der einen Pflegeschnitt verpasst bekam, geschnitten wurde und ein riesiger Haufen von Kirschzweigen. Über deren Verwendung und in Ansätzen über die Fällaktion habe ich hier schon berichtet. Nach der Blüte der im Garten verweilenden und in Vasen verteilten Kirschzweige wurden diese mit einigen geretteten Ästen in mein Astdepot für spätere Verwendung (siehe unten) expediert. Ach ja, einen Hackstock habe ich vom Nussbaum auch zurückbehalten.


Die auf meinen Wunsch stehen gebliebenen Baumstämme ragten nun seit November letzten Jahres mahnend vor sich hin, in meinem Hirn entwickelte ich zahllose Varianten der Belebung des Bereichs hinterm Haus.


Im Frühsommer setze ich die oben abgebildete und auch hier gezeigte Cobaea scandens in einen großen Blumentopf, umwickelte den dicksten Baum lose mit einem vorhandenen Drahtgeflecht und sie tat, was sie tun sollte: sie kletterte. Auch über das Drahtgeflecht hinaus, denn sie hält sich mit den lassoähnlichen Ranken und den darauf befindlichen Haftscheiben fest. Ist daher selbstklimmend, aber in unserem Klima eben leider nur einjährig.

Was beim oben verlinkten Eintrag auch zu erkennen ist: die Vogerl, die früher in den gefällten Riesen wohnten, sind ohne zu murren umgezogen und treiben sich noch immer in meinem Garten herum.


Da der Boden extrem durchwurzelt ist und ich die Standfestigkeit der zwar nicht mehr austreibenden, aber doch noch lebenden Pfähle nicht gefährden will, habe ich ein erhöhtes Beet angelegt. Mit viel Erde und Kompost aus eigener Produktion und darüber noch eine Schicht torffreier Gärtnererde. Abgestützt ist dieses Beet mit nicht mehr benötigten Schneckenzaunelementen, verbunden mit ebenfalls vorhanden gewesenen verzinkten glatten Elementen.


Seitlich war es nicht möglich, die verzinkten Elemente in die Erde zu treiben, daher habe ich meinen Trick 17 angewendet und Blumentöpfe als Erdbarriere arrangiert.


Davor breitet sich teilweise die ehemalige Sickergrube, in die jetzt nur mehr Dachflächenwasser einläuft, aus, teilweise Erde, auf der sich allerlei Grünes breitmacht. Wahrscheinlich werde ich dort Gras ansäen, wenn alles soweit fertig ist und nicht mehr betreten werden muss.


Aber jetzt zur Bepflanzung meiner eigenartigen Rankgerüste. Für den schattigeren Bereich hatte ich bereits Ableger von Kletterhortensien gezogen, die mit ihren Haftscheiben zunächst langsam, aber beständig ohne Kletterhilfe erobern wird. Den Nussbaum hat der schon länger von selbst angesiedelte und noch letztes Jahr ergänzte Efeu schon erobert. Dafür habe ich einfach leicht verholzte Efeutriebe geschnitten und schräg in die mit Kompost verbesserte Erde gesetzt. Sie sind alle angewachsen, der milde Winter hat Ausfälle verhindert.


So nach und nach besorgte ich weitere Kletter- und Schlingpflanzen für die drei besonnten Baumstämme. Auf einen darf meine geliebte "New Dawn" hinaufkraxeln, eine Kletterrose, die Robustheit mit morbidem zartrosa Charme und gesundem Laub verbindet. Als Speizklimmerin sollte sie sich am Stamm brav festhalten können, was sie bereits in der ersten Woche gezeigt hat.


Dort hinterm Haus erlaube ich mir Farbenmischungen, die ich in den Beeten nicht "wage". Deshalb ist die Rose für den derzeit mit der einjährigen Cobaea berankten Stamm rot, ein "Paul Scarlet Climber". Er muss noch warten bis zu den ersten Frösten. Dann muss die abgestorbene Cobaea weichen und ihm Platz machen.

Zu beiden Rosen gesellen sich jeweils eine Clematis, in violett und lila Ton. Und zwar Clematis viticella "Madame Julia Correvon", rotviolett und von Juni bis September blühend und Clematis jackmanii purpurea in dunklem Lila. Ebenfalls eher kleinblütig, ebenfalls mit langer Blütezeit. Clematis gehört zu den Rankpflanzen und braucht entweder ein Gerüst, oder andere Pflanzen, an denen sie hinaufturnen kann. Die Spreizklimmer

Eigentlich wollte ich eine Clematis Montana an den ersten Baum platzieren, ihr uneingeschränkter Wuchsdrang hat mich aber davon abgehalten.


Am dritten Baum habe ich Lonicera eingepflanzt. Der deutsche Name ist Heckenkirsche, Geißblatt oder auch Jelängerjelieber, ich finde den englischen so nett: honeysuckle.

Zwei unterschiedliche, in weiß/rot und gelb/orange. Lonicera x tellmanniana mit seiner Leuchtkraft in Orangetönen, das nicht duftet, aber strahlt und Lonicera japonica "Red World". Die duftet und blüht dunkelrot/cremefarben und ist angeblich halbimmergrün. Da zwischen den Häusern ein mildes Kleinklima herrscht, könnte es sein, dass sie ihre Blätter im Winter behält.

Damit sie ranken können, habe ich lange Äste, die ich beim Gartenschnitt immer für solche Zwecke aufhebe, in die Erde gesteckt und an den Fichtenstamm gelehnt. Denn der Umfang der Bäume ist zu groß für die Schlinger, sie brauchen zumindest am Anfang Rankhilfen mit kleinem Durchmesser. Danach lasse ich sie "wildeln" und den Luftraum erobern.


Vor den umgefallenen Holzstapel, der von Wildbienen besiedelt ist und demnächst wieder aufgestellt wird, habe ich Hortensien gesetzt. Sie sind Fundstücke, die ich bei Rettungsaktionen aus dem Baumarkt mit nach Hause geschleppt habe. Sie haben sich während des Sommers gut erholt und genießen offensichtlich die dort eher saure Erde, die ich zu Füßen der Rosen etwas mit Algenkalk vermischt habe.

Zu allererst wollte ich am Zaun zwei Meter große Heidekrautmatten aufstellen und diese bewachsen lassen. Davon bin ich abgekommen, weil sonst wieder zu viel Schatten zu Füßen der Ranker und Spreizklimmer entsteht. Somit habe ich viel Geld und Zeit fürs Befestigen gespart.

Direkt am Zaun hat sich in Windeseile eine "von selbst" dort angesiedelte Kerria ausgebreitet. Sie muss ich permanent dezimieren, denn ihr Expansionsdrang ist unendlich. Außerdem wurden zwei der nach Vorschrift nachgepflanzten Bäume, nämlich Eiben (Taxus media 'hicksii'), in das größte "Sichtloch" positioniert. Solitärbäume, die langsam wachsen und nicht zu breit werden.


Um den hässlichen Drahtzaun zumindest im Sommer und Herbst zu kaschieren, habe ich schwarze Bautröge aufgestellt, in die ich Abzuglöcher gebohrt habe und die den aus den Beeten entfernten Topinambur beherbergen. Sobald der Bewuchs dichter wird, wird der Topinambur aufgegessen. So einfach ist das. Zumindest, wenn er in Einzelhaft genommen wird und sich nicht, wie zu meinem Leidwesen in einem der Beete im vorderen Gartenbereich, hemmungslos ausbreiten kann.


Nicht aufgegessen, sondern rasch entsorgt werden die Kohlrabi. Denn die haben den Kohlweißlingen zu gut geschmeckt. Aber der Versuch mit Feuerbohnen auf dem ehemaligen Kompostbehälter, den wir aus altem Holz gezimmert haben, war erfolgreich. Sie tragen nicht nur, sie schauen auch hübsch aus und geben vom Liegeplatz aus ein hübsches Bild, wobei sie das Nachbarhaus und den "Wirtschaftsgarten" schamhaft verstecken.


Um schon jetzt eine optische Verbindung zwischen den noch immer unmotiviert und allein dahinragenden Baumstämmen zu schaffen, habe ich lange getrocknete Äste aus meinem Astfundus gezerrt und einen in ca. zweieinhalb Meter Höhe befestigt. Der zweite muss noch warten, denn sonst würde ich die Cobaea verletzen. Er wird versetzt zum ersten an den dicken Stamm gezurrt. Natürlich wird so nicht ein Sichtschutz geschaffen, aber der Blick fängt sich dort und früher oder später wird die Lonicera hinüberkraxeln.


So konnte ich mühsam, aber doch, dem verregneten Sommer etwas abgewinnen: das Anwachsen fällt Pflanzen leicht. Wäre schön, wenn noch ein paar trockene Tage zur Verfügung stünden, damit ich die restlichen Arbeiten machen kann ohne patschnass zu werden.

Sorgen machen mir die Wühlmäuse, deren Gänge ich bei der Bodenbearbeitung freigelegt habe. Halbherzig habe ich in die noch benutzten Gänge Carbidbrocken gelegt. Die entwickeln, durch die Bodenfeuchte aktiviert, einen Geruch, der die bösen Nager vertreiben soll. Sie werden bestenfalls ein Stück weiterziehen. Es gibt in meinem Garten ja auch noch andere schmackhafte Gewächse...


Vor meinem geistigen Auge blüht und grünt es in diesem Gartenbereich schon üppig. Ich weiß, dass nie alles so wird, wie ich es mir vorstelle. Aber gerade das mag ich an der Gartenarbeit. Oft entsteht Anderes, noch viel Reizvolleres. Manchmal entsteht gar nichts und man muss aus den Erfahrungen lernen und das Konzept ändern. Man wird dadurch demütig, weil die Natur sich nicht oder nur bedingt dem eigenen Willen unterwerfen lässt.

Soviel von meinen Gartenaktivitäten. Anspruchsvollere Bilder und Auseinandersetzungen mit dem Medium Photographie finden sie auf meinem neuen Photoblog.
Bis bald, hier oder dort!

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