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Donnerstag, 12. Januar 2012

ERSATZHANDLUNG

Frau am Werk ist konsequent. Ungern, aber doch. Habe am Sonntag den lange geplanten und schon höchst vorbefreuten zweimonatigen Aufenthalt auf Kreta abgesagt. Hat aus diversen Gründen nicht gepasst. Schluck. Keine Flucht aus dem grau(sig)en Winter. Schluck.


Ich tröste mich mit Bildern aus dem kretischen Frühling, die ich 2009 gemacht habe. Vielleicht funktioniert es.


Eigentlich habe ich diese Bilder zurückgehalten, um den Blog nicht mit diesen und den erwarteten 2012er Photos zu überfrachten. Da diese nicht entstehen werden, kenne ich kein Erbarmen mehr.


Auf geht's nach Südkreta. Beginnen wir mal mit der Segnung des Meeres am 6. Jänner, an dem sich die männliche Dorfjugend mit Verve ins eiskalte Wasser stürzt, um das vom Popen hineingepfefferte Kreuz herauszutauchen. Zur Sicherheit ist das Kreuz an einem Bandl, was das Photographinnenherz erfreut.



Die zahlreichen Mitfeiernden trotzten dem kaltnassen Wetter und harrten am Strand des Epiphania-Spektakels, sobald der heftige Regen aufgehört hatte.

Die Burschen inszenierten ihre männliche Unerschrockenheit perfekt, die Augen der Zuschauenden schienen wärmenden Effekt zu haben.


Nur selten, in anscheinend unbeobachteten Momenten konnte man dem einen oder anderen die Abscheu vor den eisigen Fluten ablesen.


Sobald der Pope eingetroffen war, begann er mit dem Ritual ...


... ungestört von einigen Männergruppen im Abseits. Das kennt man ja von unseren dörflichen Kirchen. Kirchgänger aller Länder vereinigt Euch.


Dann kam Bewegung in die Sache, der Pope flatterte mit seinem Kleiderl in Richtung Meer ...


... zückte das bebandelte Kreuz ...


... und schleuderte das Kreuz in hohem Bogen in die Fluten.


Das hatte wildes Grundeln zur Folge ...


... wobei irgendeiner der Burschen das Kreuz glücklich ausgebuddelt ...


... entwirrt ...


... und formlos dem Popen retourniert hat.


Dieser wickelte eher angewidert das triefende Band auf ...


... und flatterte in seinem mittlerweile von unten schwerer werdenden Kleiderl ein Stück ostwärts ...


... begleitet von den das Zähneklappern unterdrückenden Jungmännern.


Auf die Plätze ...


... fertig ...


... los! Auf geht's, Burschen!


Ein wahrer Mannschaftssport.


Weil es gar so lustig ist und die Liturgie (?) es erfordert, wird die Prozedur  natürlich noch einmal wiederholt.


Kawumm! Auch dieser Jungmann macht seiner Familie große Ehre; blöd nur, dass sie alle vergessen haben, das Kreuz nach den Regeln der Küsskunst und devot zu überreichen. Das sollte später das Thema Nr. 1 für den Dorftratsch sein.


So, das war das letzte mal, sonst bekommt der Pope ein Schleudertrauma.


Der Pope kehrte zur frierenden Menge zurück ...


Während die Burschen sich noch in de Aufmerksamkeit der Menge baden ...


... denn selbige ist nur mäßig an den Worten des Priesters interessiert und harrt des Zeremonie-Endes mit Blick auf die plantschenden Helden des Tages.


Endlich ist der offizielle Teil abgeschlossen, die Mütter und Großmütter nähern sich mit dem Handtuch im Anschlag.


Der emanzipierte Dimitrios betätigt sich als Kleiderständer seines Sohnes ...


... während sich die Dorfeinwohner in die fürs wärmende kollektive Dorfkuscheln geöffnete Taverne zurückgezogen haben.

Wenig später ist das Dorf wieder weitgehend verlassen. Es wird erst wieder zum Katharí Deftéra, der unserem Aschermittwoch entspricht, gestürmt werden. Bis dahin harren alle in ihrem Winterquartier in den nahen Siedlungen in der Messará aus.


Das Meer hat seine Segnung mit Würde entgegengenommen.

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