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Samstag, 7. Januar 2012

MUTTER WO BIST DU? PART ONE

Eigentlich hatte ich nicht vor, mich je wieder mit dem Thema "Schlüsselkinder" zu befassen. Das hatten wir ja schon: lang, ausgiebig, dick und fett. Dachte, dieses Thema hätte sich erledigt.

Tja. Dachte ich. Da kommt mir plötzlich bei g+ eine tränentriefende Diskussion über die ach so armen Schlüsselkinder unter. Angefacht durch und gewürzt mit einem Plakat aus lang vergangener Zeit, kommentiert aus dem aktuellen Bauch. Holla? Gehts noch???

Bin ja eine sehr friedfertige Person, aber bei manchen Themen geh ich einfach in Saft. Drei meiner Lieblingsthemen seien hier im Blog kurz angerissen. Eins nach dem anderen. Vieleicht streitet jemand mit mir, wäre schön. Hihi.

 

WUTTHEMA 1 "MUTTER FEHLT MIR" 

Ich gebe wortwörtlich einen Beitrag und die Kommentare wieder, ich guttenberge sie: 

Statment der veröffentlichen Frau zum u.a. Plakat: "Nichts dazugelernt, nur die Kinder wurden kleiner und jünger?"
"Das Bild darf man heute kaum noch zeigen. Es war mal Realität, dass man dies beklagte. Heute ist das einfache Normalität. Modern? Schlüsselkinder sind normal?"(ebendieselbe Frau) 
Statement des erstveröffentlichenden Mannes: "Die Geschichte wiederholt sich"

Kommentare:

"ich bin auch schon vom Kindergarten mit einem Schlüssel um den Hals nach Hause gekommen. Aber Oma und Opa waren waren auch noch da..."
"es hat nicht jeder eine Oma+Opa in der Nähe."
"das ist mir klar - wollte das auch nicht bagatellisieren."


Dann war es mit meiner Zurückhaltung aus und ich holte hemdsärmelig aus.
  
Susanne Gordon-Oberhofer - "Bin ich auf dem falschen Dampfer? Ich seh da drin die altbekannte Disziplinierungskampagne für Frauen, gerne in Zeiten der wirtschaftlichen Regression aus dem Ärmel gezaubert, um Arbeitsplätze frei zu bekommen.

Aber zum GLück gibts inzwischen auch liebevolle Väter, die ihre Chance begriffen haben und auch Kinderbetreuungseinrichtungen, in denen sich Kinder rundum wohl fühlen und sozial sehr viel profitieren."


Gut, nach diesem meinen Oberflächenrundumschlag, bei dem ich mich sehr zurück gehalten habe, wuchs kein Kommentargras mehr. Hätte auch nichts davon mehr vertragen, wenn nicht ein mir aus mehreren hitzigen Wortmeldungen zu anderen Kinderthemen bekannter väterlicher Mann parallel dazu meine Wut aufgefangen hätte.

Seine Aufforderung "HAHAHA komm schalt runter." und seine Wortprägung von "Vollkontaktmüttern" hatten therapeutische Wirkung. Herzlichen Dank dafür!



Das war vor einigen Tagen, da hat meine Wut im Bauch diesen Text diktiert. Beim Durchlesen merke ich, dass er nach wie vor stimmt. Denn ich werde wütend, wenn ich an all die Frauen denke, denen nach wie vor schlechtes Gewissen eingepflanzt wird. Die Rabenmütter fliegen tief, auch heute noch.

Wütend werde ich auch, weil ich Dummheit nicht ausstehen kann. Und dümmer kann man wohl nicht argumentieren, wenn man ein bisserl die Augen aufmacht und soziale Realität wahrnimmt. Wobei ich bewußt berufs- oder finanztechnische Notwendigkeiten der Eltern ausblende. Es reicht, wenn man sich die "Schlüsselkinder-Effekte" (sic!) bei den Kindern anschaut.



Als Sozialarbeiterin habe ich so viele von ihren gluckenhaften Eltern erdrückte Kinder und Jugendliche gesehen, so viele an der kontinuierlich genährten Abhängigkeit Zerbrochene - und gleichzeitig so viele sozial hoch kompetente Kinder und Jugendliche, die sich zufriedener, ihnen zugewandter Eltern erfreuten und ihr eigenes Leben entwickeln durften. Ohne zum 24-Stunden-Erfolgserlebnis frustrierter Eltern mutieren zu müssen.



Ich hoffe von Herzen, dass sich engagierte Eltern nicht mehr von diesen (Er-)Schlagwörtern verunsichern und kränken lassen und fahre weiter mit Vergnügen jedem blindwütigen Ignoranten und jeder ebensolchen Ignorantin über den Mund!

6 Kommentare:

  1. Gut, dass du(!) das Thema auf g+ entdeckt hast und nicht ich - wahrscheinlich hätte ich einen gepfefferten Kommentar dazu geschrieben und ihn vor dem Veröffentlichen gelöscht. Danke, dass du dieses Thema hier aufgegriffen hast.
    Grandios finde ich, dass du es mit dem Label "Frauenleiden" versehen hast. Das genau ist es nämlich - leider auch heute noch: Ein Frauenleiden. Und zwar in jeder Richtung. Die einen leiden unter ihrem schlechten Gewissen, weil die anderen darunter leiden, "nur" Mutter zu sein.
    Aus diesem Teufelskreis können uns nur Männer und Frauen führen, die ein gutes Gewissen dabei haben, Erfüllung im Beruf und Erfüllung mit den Kindern als zwei gleichwertige Seiten der selben Medaille zu leben.

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  2. Hab mich eh danach geärgert, dass ich so zurückhaltend war - aber offensichtlich doch effizient genug.
    Deinen Worten in Sachen Teufelskreis ist wirklich nichts hinzuzufügen. Danke, dass Du mit ihnen so rund und schlüssig umfasst hast, was uns am Herzen liegt!

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  3. AN DIE SCHWEIGENDEN LESERINNEN!
    Hab drei Anrufe bekommen, in denen mir ganz liebe Rückmeldungen gegeben wurden - mit dem Zusatz, dass Schreiben nicht möglich ist, weil halt nicht so flüssig.

    BITTE!!! schreibt/schreiben Sie einen Kommentar, wenn Euch/Ihnen was am Herzen liegt. Es geht nicht um eine Stilkonkurrenz, sondern darum, ein Thema von vielen Gesichtspunkten aus anzuschauen. Einander neue und vielleicht gegensätzliche Gedanken nahe zu bringen. Oder auch einander zu sagen, dass wir "auf der selben Seite stehen"!

    BITTE nie den Mund zumachen bzw. die Finger über der Tastatur verschränken, weil die eigenen Gedanken nicht gut genug erscheinen oder sie nicht "flüssig" in Form gebracht werden können! BITTE keine Selbstzensur!!!!

    Mir ist mit jedem Kommentar geholfen. Ich bitte darum.

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  4. Hehe, Herdmütter mit 24 Stunden Hautkontakt zu ihren Kindern. Hätten meine Kinder auch gerne, obwohl ich doch eher Vater bin. Meine Frau macht mal so etwas.
    http://mutterbrett.blogspot.com/
    Lasst die Langweiler eben ihren altdeutschen Apfelkuchen backen und hinterm Ofen versauern, da gehen sie uns im Job nicht auf die Nerven.
    Wenn sie merken das sie ihre Zeit mit Blödsinn vertrödelt haben ist es zu spät. Zu spät für Leben und Freunde.

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  5. Auf jeden Fall guter Beitrag!!
    Ich werde mich kommende Woche in einer Präsentation mit dem Thema befassen und bräuchte dringend die Infos zu dem Plakat "Schlüsselkinder - Mutter fehlt mir" Druckjahr, Auftraggeber, Kampagne? Das wäre ein super Einstiegsfoto! Danke

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    1. Obwohl Ihre Frage anonym gestellt ist und ich wegen extrem schlechter Erfahrungen eigentlich Kommentare nur veröffentliche, wenn ich weiß, von wem sie geschrieben wurden, habe ich für Sie (noch einmal) recherchiert.

      Das Foto des Plakats (das nicht ich gemacht habe!) wurde in einem Social Network ohne weitere Angaben veröffentlicht. Ich habe damals recherchiert und was ich rausbekommen konnte, geschrieben. Der Blogeintrag bezog sich ja nicht primär auf das Plakat, sondern auf die Reaktionen darauf.

      Die Bildersuche mittels Exif-Daten ist unergiebig, da das Plakat nicht zentral im Bild ist. Die Suche nach dem "Slogan" hat viel ergeben, nicht aber zum Plakat geführt. Auch auf der Site der "Männerarbeit der katholischen Kirche in Deutschland" (ist am unteren Bildrand zu lesen) habe ich nichts gefunden.

      Wäre ich an Ihrer Stelle, würde ich mich an diese Stelle wenden: http://kath-maennerarbeit.de/
      Mehr kann ich Ihnen leider nicht bieten.

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Über konstruktive Kommentare, Fragen und Anregungen freue ich mich!