Samstag, 29. November 2014

ÖFTER MAL WAS NEUES: ADVENT.ROSEN.KRANZ

Frau war heute ja nicht nur am Nachdenk- sondern auch am Handwerk. Ein Adventkranzwunsch musste erfüllt werden. Ein herausfordernder Wunsch...


"Letztes Jahr hat er so genadelt..." und die begeisterte Erzählung über meinen letztjährigen eigenen Adventkranz, den ich aus Kirschbaumschnitt gebunden hatte, ließen keinen Zweifel. Es sollte also ein nichtnadelnder, ungewöhnlicher Kranz werden. Aha. 

Gestern, auf der Suche nach dunklem Bindedraht, schaute ich noch hoffnungsvoll nach halbwegs frischen Tannenzweigen. Die gesichteten nadelten bereits fröhlich vor sich hin. An die für meine Weihnachtsgirlande eingesetzten Fichtenzweige aus eigener Gartenproduktion brauchte ich gar nicht zu denken, denn da halten die Nadeln bestenfalls drei Tage am Zweig. Also verließ ich mich auf meine umwerfende Kreativität und meinen Garten. Ich würde doch wohl irgendetwas finden. So war es dann auch. Die Rose, die per Vogerl in einem ungeeigneten Eck des Gartens gesät wurde und sich dank meiner Rührung wunderbar entwickeln konnte, soll im Frühjahr endlich versetzt werden. Da sie bereits im Spätherbst zusammengekracht war, konnte des Los des Radikalschnitts nicht mehr abgewendet werden.


Also schnitt ich gleich in der Früh schwungvoll jede Menge Zweige, nein: Äste ab, um sie zu binden. Wegen der enden wollenden Putzfreudigkeit mache ich das immer im Garten, auch bei doch etwas kühlen 3 Grad wie heute. Mit klammen Fingern begann ich also, die Zweige zu biegen. Was sich als herausfordernd herausstellte. Wer hätte gedacht, dass Rosenzweige so stark sind! Ich nicht.


Daher ließ ich die ganz steifen Enden herausstehen, um sie später abzuschneiden. Beim zweiten Büschel Zweige merkte ich, dass der Effekt durchaus interessant aussah. "Schmeckt interessant" pflegen KöchInnen ja bekanntlich immer dann über fremdproduziertes Essen zu sagen, wenn sie zu höflich sind, um ihre wirkliche Meinung kundzutun. Mir war noch nicht klar, wie ich mein "interessant" interpretieren sollte, ließ aber (halbwegs) regelmäßig verteilt drei weitere Anschnitte nach außen stehen. So langsam begriff ich: schon seit Anbeginn hätte ich 1. dunklen Draht nehmen und 2. diesen etwas zurückhaltender verwenden sollen. Denn ich musste einsehen, dass sich mit lockerem Verstecken durch Drübergarnieren da gar nichts abspielt.


Die Finger begannen zu bluten, denn die eigentlich dornenlose Rose wehrte sich mit unvorhergesehenen Stacheln und der Draht schnitt in die geschundenen Finger. Hin- und hergerissen zwischen dem Gedanken aufzugeben und Trotz, zog sich die Fertigstellung bis zum späten Nachmittag hin. Zwischenzeitlich übermittelte Bilder rissen die zukünftige Adventkranzeignerin nicht zu einer Ohnmacht hin, die Euphorie hielt sich aber eher in Grenzen. Das Wort "interessant" fiel nicht.


Ich vollendete mein Werk. Wobei sich das Befestigen der Kerzen als nächste Hürde herausstellte. Denn ich hatte den Ring (ich vermeide das Wort Kranz bewusst) so fest gebunden, dass ich mit dem Kerzendraht nicht durch den Zusammenschluss von hartem Holz und kiloweise Draht kam. Quietschsilbernem verzinktem, optisch herausstechendem Gartendraht, weil die diversen heimgesuchten Blumenabteilungen keinen dunklen Draht lagernd hatten und der vorhandene grüne angerostet und unschön war.


Ich seh den Adventring als Metapher. Hie und da läuft das Leben eben unrund, es gibt Höhen und Tiefen und Heavy Metal gibt es auch. Zur Sicherheit habe ich einige Hortensienblüten geschnitten. Damit kann man das durch die vier praktischen Tragegriffe (die ich immer noch auf Wunsch abschneiden kann) asiatisch anmutende Teil ja behübschen. Merke: man muss immer eine Hortensienblüte im Ärmel haben. Für den Notfall.


Ich wünsche Ihnen einen geruhsamen Advent und einen unoriginellen Adventkranz, falls sie sich sowas ins Haus holen. Aber lassen Sie ihn sich lieber nicht schenken...

PS: wenn mir morgen ganz langweilig ist, dann binde ich noch einen Rosen-Kranz. Mit dem rostigen Draht (sparsam eingesetzt) und außschließlich den noch in Hülle und Fülle vorhandenen dicken Zweigen. Ein reduzierter, interkultureller Kranz. Motto: Japan grüßt Österreich.

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